Solingen "Frauenquote überflüssig wie ein Kropf"

Solingen · Familienministerin Kristina Schröder plädiert für eine flexible Frauenquote in Vorständen und Aufsichtsräten, Arbeitsministerin Ursula von der Leyen drängt auf eine gesetzlich festgelegte, starre Quote. Große, börsennotierte Unternehmen teilten jetzt mit, den Anteil von Frauen in leitenden Positionen freiwillig in den nächsten Jahren auf bis zu 35 Prozent zu steigern. Die Solinger Personalberaterin Anke-Andrea Peiniger findet die Diskussion absolut überflüssig.

 Anke-Andrea Peiniger, Geschäftsführerin der Peiniger Personalberatung GmbH.

Anke-Andrea Peiniger, Geschäftsführerin der Peiniger Personalberatung GmbH.

Foto: privat

Frau Peiniger, braucht es mehr Frauen in Führungspositionen?

Peiniger Es braucht nicht mehr Frauen in Führungspositionen per Quote, vielmehr ein Umdenken in der Gesellschaft. Es geht darum, wer kann eine Aufgabe am besten erfüllen, wer ist die richtige Person auf einem speziellen Arbeitsplatz. Wäre ich eine Quotenfrau, ich würde mich sehr unwohl fühlen. Eine Quote ist für mich kein Qualitätsstandard.

Muss es eine gesetzlich festgelegte Quote geben oder sollte das jedem Betrieb selbst überlassen bleiben?

Peiniger Nein, eine Frauenquote ist überflüssig wie ein Kropf, eine Quote ist nicht notwendig. Das, was gerade passiert, ist politisches Schaulaufen, fokussiert auf die Großindustrie.

Wie sieht es in den zumeist kleinen und mittelständisch strukturierten Solinger Unternehmen mit Frauen in Führungspositionen aus?

Peiniger Im Mittelstand ist das überhaupt kein Thema, hier wird viel geboten. Allein in meiner Personalberatung sind von zehn Köpfen sieben Frauen. Der Mittelstand, der ja immerhin 85 Prozent aller Arbeitsplätze stellt, hat das Problem schon fest im Griff. Was aber fehlt, sind gute Rahmenbedingungen.

Wie meinen Sie das?

Peiniger Damit Frauen Führungspositionen ausfüllen können, sind flexible Kinderbetreuungszeiten erforderlich oder auch eine legitimierte Auszeit bei der Geburt eines Kindes. Die Rahmenbedingungen stimmen hier in Deutschland aber immer noch nicht. Wenn jetzt über eine Frauenquote in DAX-Unternehmen diskutiert wird, dann interessiert mich das überhaupt nicht. Was mich interessiert ist, was im Mittelstand passiert und dass die Entscheidungsträger diese Rahmenbedingungen schaffen. Im Mittelstand in Solingen sind wir da schon sehr weit.

Uwe Vetter führte das Gespräch mit Anke-Andrea Peiniger.

(RP)
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