Solingen Frauen wollen in Führungspositionen

Solingen · Die Chefposten in Stadtverwaltung und Klinikum sind derzeit ausschließlich mit Männern besetzt. Erst in der zweiten Reihe leiten Frauen vereinzelt Abteilungen. Ein Mentoring-Projekt soll die Chancen von Frauen erhöhen.

Viele Frauen in Führungspositionen haben die Stadtverwaltung und das Klinikum nicht zu bieten. "Auf der obersten Ebene überhaupt keine - 100 Prozent Männer", sagt Gisela Köller-Lesweng. Auf der zweiten Führungsebene, Dienst- und Betriebsleitungen, macht die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt immerhin zehn von 71 Führungspositionen aus, die von Frauen besetzt sind. "Das war schon 2010 so, und das ändert sich so schnell nicht ", berichtet Gisela Köller-Lesweng mit Blick auf den Frauenförderplan, der Ende des Jahres vorgelegt wird.

Auch im Klinikum an der Gotenstraße sind Frauen in Führungspositionen rar. "Die Chefarzt-Riege ist mit Männern besetzt, die Unternehmens-Leitung ebenfalls", sagt Dorothea Grabe, "obwohl es im Klinikum viele Oberärztinnen gibt, die allerdings wenig Personalverantwortung haben." Über alle Berufsgruppen hinweg, und die reicht im Klinikum von der Pflege, über Ärzte bis hin zu Wäschereimitarbeitern, sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert, räumt der Geschäftsführer des Klinikums, Hermann-Josef Bökmann, ein. Aber, so Bökmann und Oberbürgermeister Norbert Feith, das werde sich ändern.

Auch durch ein gemeinsames Mentoring-Projekt von Klinikum und Stadtverwaltung, das gestern seinen Abschluss fand: Weibliche Führungs- und Nachwuchskräfte wurden im Rahmen des Projektes zu Tandems aus Mentorin und Mentee zusammengeführt mit dem Ziel, Erfahrungen auszutauschen und sich vor allem stärker zu vernetzen. "Als Pilotprojekt wurde es konzipiert, jetzt hat sich damit ein Baustein für die Personalplanung entwickelt", sagt der Oberbürgermeister. Die Ergebnisse und Erfahrungen des Projektes würden in die Personalentwicklung einfließen.

15 Tandems hatten sich gebildet, ein Dutzend hat knapp zwei Jahre durchgehalten, berichten die Gleichstellungsbeauftragten Gisela Köller-Lesweng und Dorothea Grabe, die die Teams ausgewählt hatten nach dem Motto: "Wer passt zu wem." Die erfahrenen sowie die unerfahrenen Kolleginnen in Führungspositionen haben unterschiedliche Perspektiven eingebracht "und konnten so über den Tellerrand hinausgucken", so Köller-Lesweng. Für beide Seiten also ein Zugewinn. "Das Programm hat mich weitergebracht", sagt Sonja Destino, die zusammen mit ihrer Mentorin, Jobcenter-Verwaltungsleiterin Ursula Peters-Horlitz, ein Tandem bildete.

Sonja Destino sieht die Rahmenbedingungen für Frauen, eine Führungsposition zu bekommen, grundsätzlich gut. Vor allem im öffentlichen Dienst. "Es fehlt aber vielen Frauen der Mut, sich auf entsprechende Stellen zu bewerben", so ihre Erfahrung. Sie hat ihn gehabt und eine Abteilungsleiterstelle im Finanzmanagement bekommen. "Der Austausch untereinander hat viel gebracht", meint auch Ursula Peters-Horlitz.

Sie hält es zudem für möglicht, Führungspositionen auch in Teilzeit auszuüben. Allerdings nicht mit einer halben Stelle. "Mit 80 bis 90 Prozent Arbeitszeit geht es aber bei entsprechenden sinnvollen Lösungen", sagt die Verwaltungsleiterin des Jobcenters.

(RP)
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