Solingen Flüsterasphalt statt Tempo-Limit

Solingen · Der Entwurf des Lärmaktionsplanes wird in der Zeit vom 23. Januar bis 17. Februar öffentlich ausgelegt. Bürger haben hier die Möglichkeit, Kritik und Anregungen anzubringen. Einklagbar sind Maßnahmen allerdings nicht.

Lärm führt zu Gesundheitsschäden. Das ist unbestritten. Anwohner von viel befahrenen Hauptverkehrsstraßen, wie beispielsweise der Konrad-Adenauer-Straße, Goerdelerstraße in der City, Focher Straße in Wald oder Grünewalder Straße/Neuenhofer Straße in Höhscheid oder auch jene, die in unmittelbarer Nähe zur Bahntrasse in Ohligs wohnen, können ein Lied davon singen.

Von daher schreibt die Europäische Union (EU) seit 2002 für Städte einen Lärmaktionsplan vor, der 2005 in deutsches Recht umgesetzt wurde. Ziel ist es, die Lärmbelastung zu mindern. Überall dort, wo nicht nur eine hohe Lärmbelastung vorherrscht, sondern gleichzeitig auch eine hohe Bevölkerungsdichte gegeben ist.

Doch von der Umsetzung eines Lärmaktionsplanes mit entsprechenden Lärm reduzierten Maßnahmen ist Solingen noch weit entfernt. Auch wenn jetzt vom 23. Januar bis 17. Februar — wie im Dezember vom Planungsausschuss beschlossen — eine Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführt wird, nachdem zuvor alle Hauptverkehrsachsen mit einem Aufkommen von bis zu sechs Millionen Fahrzeugen im Jahr kartiert worden sind. "Verschiedene Vorschläge mit möglichen Maßnahmen sind hier mit aufgeführt", erklärt Stadtdirektor Hartmut Hoferichter.

Tempo-30-Limits nachts auf Hauptstraßen für Pkw und Lkw könnten zwar kostengünstig umgesetzt werden. Doch davon will die Mehrheit der Politik nichts wissen. "Die sind vom Tisch, vielmehr wird es darauf hinauslaufen, Straßen mit sogenanntem Flüsterasphalt zu belegen, um den Lärm zu reduzieren", meint Hoferichter. Ohnehin "kann kein Bürger Maßnahmen aus dem Lärmaktionsplan einklagen", ergänzt Dr. Klaus Strehlau, Leiter des Stadtdienstes Natur und Umwelt.

Dies ist nur dann der Fall, wenn eine entsprechende Straße mit einem Bauleitverfahren überzogen wird. Das wird mit Blick auf die nahe Zukunft lediglich die Konrad-Adenauer-Straße zwischen Merian- und Mummstraße sein. Hier war vor Jahren schon ein Boulevard mit Bäumen und Mittelstreifen geplant. Die Planungen mussten wegen Geldmangel zurückgestellt werden, die Förderanträge liegen nach wie vor beim Land. Hoferichter hofft, dass vielleicht 2013 auf der mit 30 000 bis 40 000 Fahrzeugen täglich viel befahrenen Konrad-Adenauer-Straße etwas umgesetzt werden können, wenn sich der Investitionsspielraum der Stadt durch die Teilnahme an der zweiten Stufe der Landeshilfe erhöhe.

Nachts weniger Lärm

Zwischen 55 und 75 Dezibel Lärm müssen Anwohner der Konrad-Adenauer-Straße derzeit ertragen. Würde Flüsterasphalt aufgetragen, dann reduziert sich die Belastung um drei bis vier Dezibel. "Vor allem nachts wären dann nicht mehr so viele Menschen wie jetzt vom Lärm betroffen", sagt Matthias Kistenich vom Stadtdienst Natur und Umwelt. Sind es derzeit 707 Menschen, wären es danach lediglich 201.

(RP/rl)
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