Kolumne: Ansichtssache Fluch und Segen in der Solinger Verkehrspolitik

Solingen · Die Staus rund um die A3 in dieser Woche haben einmal mehr gezeigt: Verkehrstechnisch steht die Stadt im Abseits. Es sollte bloß niemand auf Straßen.NRW zeigen. Die Probleme sind hausgemacht.

Unter Journalisten gibt es schon seit vielen Jahren eine Art beruflichen Glaubenssatz. "Gott schütze die Deutsche Bahn und den Landesbetrieb Straßen.NRW", sagen die Kollegen. Denn sind die Zeiten auch noch so gurkenmäßig nachrichtenarm - auf diese beiden Institutionen ist doch stets Verlass, wenn es um Geschichten frei nach dem Motto "Pleiten, Pech und Pannen" geht.

Vielleicht sollte man aber auch noch die Solinger Politik in das Stoßgebet miteinbeziehen. Die sorgt nämlich sogar dann für Nachrichten, wenn sie gar nichts macht. Wie beispielsweise in dieser Woche, als Teile des Solinger Autobahnanschlusses zur A3 gesperrt wurden - und tausende Autofahrer mal richtig ausgiebig Zeit hatten, sich im Stau so ihre Gedanken zu machen zu den Segnungen der Verkehrspolitik in der Klingenstadt.

Moment, werden jetzt wahrscheinlich einige einwenden. Immerhin ging die eingerichtete Sperrung der Zufahrt Richtung Frankfurt, die am Ende das Stauchaos auslöste, doch auf das Konto von Straßen.NRW. Was zunächst durchaus stimmt. Denn in der Tat war es der Landesbetrieb, der nach einem erst nach etlichen Tagen entdeckten Unwetterschaden die Auffahrt am Dienstag ohne jede Vorwarnung dicht machte - so dass die Autofahrer und Pendler keinerlei Chance hatten, den Verkehrsbehinderungen zu entgehen.

Straßen.NRW hat also in gewohnter Manier sowie mit schier schlafwandlerischer Sicherheit einmal mehr seinen Teil zu dem Chaos in dieser Woche beigetragen. Was allerdings niemanden gejuckt hätte, wenn Solingen nur einen vernünftigen Zubringer zur A3 hätte. Womit wir beim segensreichen Wirken der Solinger Politik sind. Diese bringt es nämlich seit nunmehr über 30 Jahren fertig, die Verbindung der Viehbachtalstraße zur Autobahn zu verhindern.

Das hat natürlich Gründe - nur eben nicht jene, die vornehmlich von SPD und Grünen ins Feld geführt werden. Selbstverständlich darf man gegen den Ausbau der Stadtautobahn bis zum Kreuz Langenfeld entlang einer ökologisch wenig wertvollen Bahntrasse sein. Aber es kommt einer Beleidigung der Intelligenz der Wähler schon ziemlich nahe, wenn ausgerechnet Umweltschutzargumente als Begründung für das Nichtstun herhalten müssen. Oder haben die Anwohner der heutigen, viel zu engen und dementsprechend überlasteten Zufahrtsstraßen zur A3 nicht auch das Recht auf Schutz? Auf Schutz vor Lärm und Dreck, dem sie tagtäglich ausgesetzt sind?

Doch, haben sie schon. Allerdings dürfte Union Solingen wohl eher wieder in die 2. Fußball-Bundesliga aufsteigen, als dass die Solinger Politik ihre ideologischen Scheuklappen ablegt.

Was uns zum Anfang dieses Textes zurückführt. Aus journalistisch-egoistischer Sicht bleibt die Solinger Verkehrspolitik wahrscheinlich noch lange ein "Quell steter Freude". Die Anwohner und Autofahrer werden sie hingegen verfluchen.

(RP)
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