Solingen Finanzen kein Spielcasino

Solingen · Die Zukunft von Luther- und Stadtkirche ist Thema der Herbstsynode des Kirchenkreises.

 Superintendent Klaus Riesenbeck.

Superintendent Klaus Riesenbeck.

Nicht einmal einen Kilometer sind Luther- und Stadtkirche in der City voneinander entfernt; doch größer könnte das Spannungsfeld kaum sein – mit dem die Herbstsynode des evangelischen Kirchenkreises konfrontiert wird: Dem Gotteshaus an der Kölner Straße droht in eineinhalb Jahren die Schließung, weil die Gemeinde die Unterhaltung des denkmalgeschützten Bauwerks nicht mehr zahlen kann – unterm Strich fehlen 70 000 Euro jährlich.

Dagegen fließen Millionen in die Stadtkirche: Ihr Umbau mit der Öffnung zum Fronhof und der Einrichtung eines Kirchencafés ist Kernstück des ehrgeizigen Investitionsprogramms "City 2013".

Christen seien im Glauben an Gott gebunden und mit der Sorge für den Nächsten beauftragt, betont Superintendent Klaus Riesenbeck anlässlich der Herbstsynode, die gestern Abend begann.

Daraus ergeben sich nach seinen Worten konkrete ethische Schlussfolgerungen: "Aus Verantwortung vor Gott und für den Nächsten wird sich der Christenmensch dagegen wehren, die Finanzwirtschaft in ein Spielcasino zu verwandeln, statt in ihr eine Veranstaltung zu sehen, die dem Wohl der Menschen zu dienen hat."

Auch die Belastung nachfolgender Generationen durch untragbare Schuldenlasten oder die hemmungslose Ausbeutung der Erde seien für Christen nicht akzeptabel, unterstreicht der Superintendent.

Riesenbeck zieht eine positive Bilanz des im Oktober zu Ende gegangenen Themenjahrs "Du sollst frei sein! Die 10 Gebote". Durch die Konzentration auf das gemeinsame Thema sei es gelungen, ein hohes Maß an öffentlicher Aufmerksamkeit für die Zehn Gebote zu erzielen.

Er nennt neben besonderen Veranstaltungen wie Podiumsdiskussionen in Kooperation mit der Geschwister-Scholl-Gesamtschule oder dem Städtischen Klinikum und einer Predigtreihe mit Kanzeltausch vor allem das Pop-Oratorium "Die 10 Gebote", die der Kirchenkreis gemeinsam mit dem Kulturbüro der Stadt auf die Bühne des Theaters gebracht hatte. Es seien "drei beeindruckende Aufführungen" entstanden.

Die Verbindung der Zehn Gebote mit dem Stichwort der Freiheit ist für Riesenbeck "theologisch höchst sachgemäß". Das vom Reformator Martin Luther aus der biblischen Botschaft entwickelte Freiheitsverständnis sei gerade angesichts der gegenwärtigen Probleme sehr aktuell.

Er gehe nämlich anders als viele heutige Zeitgenossen nicht davon aus, dass der Einzelne ein von allen Bindungen freier Mensch sei – sondern eben an Gott gebunden und mit der Sorge für den Nächsten beauftragt.

(RP)
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