Solingen Feuerwehr rettet im Wasser
Solingen · Mit neuer Taktik will die Wehr tödliche Unglücke an der Wupper verhindern. Der Fluss gilt als gefährlich. Solingen ist eine der ersten Städte, die Wehrleute zu Wasserrettern schult. Nun begannen die Qualifikationen in Leichlingen.
Es waren dramatische Szenen. Vor einigen Jahren stürzte in Obenrüden eine Kutsche mit vier Ponys in die Wupper. Der Besitzer des Gespanns sowie zwei junge Frauen als Fahrgäste konnten sich erst im sprichwörtlich letzten Moment retten. Aber für die Ponys kam damals jede Hilfe zu spät. Sie ertranken in der Wupper, die zu den gefährlichsten Gewässern in der Region gehört. Und auch ein Feuerwehrmann hätte den damaligen Großeinsatz beinahe mit dem Leben bezahlt.
Um ähnliche Katastrophen in Zukunft zu vermeiden, geht die Solinger Feuerwehr nun neuartige Wege. Die Verantwortlichen haben in der zurückliegenden Zeit eine spezielle Taktik der Wasserrettung entwickelt, die sich seit gestern in der heißen Phase befindet. Bis Anfang Oktober werden fast alle Berufsfeuerwehrleute zu so genannten Wasserrettern ausgebildet. Die Solinger zählen zu den ersten Feuerwehren überhaupt, die diese Zusatzqualifikation durchlaufen. Insgesamt wurden mehr als 30 000 Euro für neue Schlauchboote sowie Neoprenanzüge investiert.
Gestern wurden die ersten 23 von rund 180 Solinger Wehrleuten am Wupperufer in Leichlingen geschult. "Die Aufgabe ist es, eine ins Wasser gestürzte Person zu retten", sagte Ralf Seidel, der bei der Berufsfeuerwehr für die Einsatzplanung zuständig ist. Dazu spannten die Feuerwehrleute in Höhe des Leichlinger Sportplatzes Balker Aue auf der gesamten Breite des Flusses ein Seil. Denn so wäre es auch im Ernstfall möglich, einen Ertrinkenden mit Booten ans rettende Ufer zu ziehen.
Größte Gefahr bei Hochwasser
Dass solche Notfälle immer wieder vorkommen, wissen die Feuerwehrleute sehr genau. "Drei- bis viermal pro Jahr haben wir Rettungseinsätze an der Wupper", sagte Solingens stellvertretender Feuerwehrchef Dr. Ottmar Müller. Das Problem: Obwohl der Fluss nicht breit und an vielen Stellen flach ist, geht von ihm doch Lebensgefahr aus. Gerade bei Hochwassern, die immer wieder vorkommen, entwickelt die Wupper eine starke Strömung. In den Fluss gestürzte Fußgänger, aber auch Kanuten haben dann oft keine Chance.
Darum kooperiert die Solinger Feuerwehr schon länger mit Kollegen aus Nachbarstädten wie etwa Leichlingen. Darüber hinaus gibt es eine Zusammenarbeit mit der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft des Rheinisch-Bergischen Kreises, die über Motorboote verfügt. Die Wupper, die auf 34 Kilometern auf Solinger Gebiet fließt, bildet im Süden der Stadt die Grenze zu Leichlingen und dem Kreis.
An sechs Terminen bis 2. Oktober werden die Feuerwehrleute in Leichlingen zu Wasserrettern geschult. So haben bereits im kommenden Winter, wenn erneut Hochwasser drohen, alle Wehrleute die Zusatzqualifikation. Die Nachbarstadt wurde dabei mit Bedacht als Ausbildungsort gewählt. "Dort ist es einfacher, mit dem Equipment an die Wupper zu gelangen", sagte Einsatzplaner Seidel. Im Ernstfall wären die Wehrleute aber auch ganz schnell an Solinger Uferteilen vor Ort.