Solingen Feuer durch Heizkissen

Solingen · An der Potsdamer Straße brannte gestern Mittag eine Seniorenwohnung an der Potsdamer Straße aus. Eine 77-Jährige war mit einem Heizkissen schlafen gegangen. Die Wohnanlage wurde vorübergehend geräumt.

 Bei einem Brand kamen zwei Jungen ums Leben, ihre Retter mussten ins Krankenhaus.

Bei einem Brand kamen zwei Jungen ums Leben, ihre Retter mussten ins Krankenhaus.

Foto: rpo/Vassilios Katsogridakis

Meterhoch schlugen die Flammen gestern aus einem Fenster der Seniorenwohnanlage Lindenhof an der Potsdamer Straße. Davon hatte Gisela Konejung allerdings noch nichts mitbekommen. Erst als es bei ihr gegen 13.45 Uhr klingelte, sich aber niemand über die Sprechanlage meldete, ging die 83-Jährige auf ihren Balkon, schaute nach unten und sah zwei Etagen tiefer das lodernde Feuer. "Mantel anziehen und runter, aber ganz schnell!", riefen ihr Leute von der Straße aus zu. Gisela Konejung befolgte die Anweisung sofort. "Der Qualm war so stark, dass man nur noch husten konnte", erzählt sie. Daher flüchtete sie, wie andere Bewohner der Seniorenwohnanlage, nicht über den Aufzug, sondern über die Treppe nach draußen.

Die herbeigerufene Feuerwehr brauchte 20 Minuten, um die Flammen mit C-Rohren von draußen und drinnen niederzuschlagen. Zusammen mit der Polizei sorgten sie dafür, dass alle Menschen das Gebäude verließen. Insgesamt 17 Senioren wurden nach Angaben der Polizei evakuiert, plus ihre Besucher. Die Solinger Stadtwerke stellten einen Linienbus auf dem Rathaus-Parkplatz zur Verfügung, in dem sich die überwiegend älteren Menschen aufhalten konnten.

Ein Heizkissen hatte das Feuer verursacht. "Eine 77-jährige Bewohnerin war damit ins Bett gegangen. Dadurch geriet es in Brand", berichtet Polizei-Einsatzleiter Michael Arning. "Die Frau bemerkte den Rauch und wollte das Kissen über den Balkon auf die Straße werfen, aber es verfing sich in dem Balkongitter und steckte von dort aus die Wohnung in Brand." Von dem Schlafzimmer sind nur noch verkohlte Balken und rußbedeckte Wände übrig.

"Die Wohnung ist nicht mehr bewohnbar", sagt Frank-Michael Fischer, der Leiter der Solinger Feuerwehr. Dennoch hatte die Rentnerin Glück im Unglück. "Andere Bewohner haben sie rechtzeitig herausgeholt." Die 77-Jährige habe zwar eine Rauchvergiftung, aber keine Brandverletzungen erlitten. Auch drei weitere Personen wurden mit Verdacht auf eine Rauchvergiftung ins Krankenhaus gebracht.

Notfallseelsorgerin Jutta Degen kümmerte sich um die vorübergehend evakuierten Bewohner. "Viele sind nur mit Schluppen und ohne Mantel auf die Straße gerannt", berichtete sie. Im Bus wurden sie daher mit Decken versorgt. Einige zitterten jedoch aus Sorge um ihre Zukunft. "Die meisten von ihnen warenim Krieg ausgebombt und haben schon einmal erlebt, wie es ist, alles verloren zu haben", sagte Degen. Am Nachmittag konnten die Bewohner jedoch in ihre Zimmer zurückkehren. Laut Feuerwehr hatten keine weiteren Räume Schaden genommen. Nur die Fassade wurde in Mitleidenschaft gezogen.

Auch Gisela Konejung durfte wieder in ihre Wohnung. Seit der Eröffnung des Lindenhofes vor rund dreieinhalb Jahren lebt sie dort. Angst, nach dem Schrecken zurückzukehren, hatte sie jedoch keine. "So etwas kann überall passieren", sagte die 83-Jährige.

(RP)
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