Solingen Fast 500 Helikopter pro Jahr in Gräfrath möglich

Solingen · Offiziell hält sich das Rathaus bedeckt. In der Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der Grünen für die Ratssitzung am Donnerstag heißt es, die Entscheidung über einen Hubschrauberlandeplatz im Gewerbegebiet Piepersberg werde frühestens im Juni getroffen. Dann tagt der Aufsichtsrat der Wirtschaftsförderung das nächste Mal.

Doch hinter den Kulissen scheinen die Würfel bereits gefallen. In einem internen Papier für die Mitglieder des Aufsichtsrates sprach sich die Geschäftsleitung der Wirtschaftsförderung Ende Februar dafür aus, der Firma Helijet von Unternehmer Siegfried Lapawa den Umzug zum Piepersberg zu genehmigen.

"Dem Verkauf eines Grundstücks mit rund 8500 Quadratmetern wird zugestimmt", heißt es in dem Beschlussentwurf der Wirtschaftsförderung, der unserer Zeitung vorliegt. Demnach beabsichtigt Helijet, das zurzeit noch in Langenfeld sitzt, rund zwei Millionen Euro am Piepersberg zu investieren. Ein bis zwei Hubschrauber der Firma mit zehn festen Angestellten sollen bereits 2014 nach Gräfrath umziehen.

Nach Informationen unserer Zeitung erscheint eine Mehrheit für die Helijet-Ansiedlung im Aufsichtsrat der Wirtschaftsförderung sicher. Außerhalb des Gremiums ist der Landeplatz für Hubschrauber hingegen stark umstritten — nicht zuletzt, weil bislang von jährlich bis zu 150 Starts und Landungen die Rede war.

Dabei könnte diese Zahl aber auch noch weit höher ausfallen. Helijet selbst geht davon aus, dass bis zu 490 Flugbewegungen pro Jahr am Piepersberg möglich sind. Die Firma selbst werde zwar ihre Starts und Landungen nicht erhöhen, heißt es in einem Schreiben des Unternehmens, das unserer Zeitung ebenfalls vorliegt. Es sei jedoch denkbar, dass der geplante Landeplatz auch von Polizei und Rettungskräften genutzt werde.

Bei der Wirtschaftsförderung kann man sich darüber hinaus vorstellen, weitere "Drittanbieter wie zum Beispiel die ADAC-Luftrettung" nach Gräfrath zu holen. Und eine Zusammenarbeit mit dem Klinikum sei ebenfalls möglich. Garantiert werden könnten solche Nutzungen gleichwohl nicht, heißt es in der Vorlage für den Aufsichtsrat.

Nach Angaben von Helijet gab ein Gutachter in Sachen Genehmigungsfähigkeit des Landeplatzes durch die Bezirksregierung bereits grünes Licht. Und auch die Geschäftsführung der Wirtschaftsförderung geht davon aus, dass es aus Düsseldorf keinen Widerstand gegen das Projekt gibt.

Der ist aber von anderer Seite zu erwarten. Kritiker bemängeln vor allem Umweltrisiken wie Lärm. Aus Sicht der Wirtschaftsförderung können solche Bedenken allerdings "nicht Grundlage einer Empfehlung oder Nichtempfehlung sein".

Laut Helijet würden Helikopter nur in Ausnahmen an Wochenenden sowie frühmorgens und abends starten und landen. Siegfried Lapawa ist optimistisch, die Firma in Gräfrath anzusiedeln. Immerhin, so der Unternehmer in einem weiteren Brief, seien seine Firmen wichtige Steuerzahler in Solingen. Zudem stellte er Verlegungen von weiteren Teilen seiner Unternehmensgruppe in die Klingenstadt in Aussicht.

(RP/rl)
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