Solingen Farbenfroh und fröhlich

Solingen · Bützchen hier – und Bützchen da: Traditionell trafen sich die jecken Solinger Frauen zur Altweiberfastnacht im Walder Rundling und auf dem Ohligser Marktplatz. Viele ziehen die ganz besondere Atmosphäre in ihrem Stadtteil den Karnevalshochburgen vor.

Weiberfastnacht in Solingen
21 Bilder

Weiberfastnacht in Solingen

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Bützchen hier — und Bützchen da: Traditionell trafen sich die jecken Solinger Frauen zur Altweiberfastnacht im Walder Rundling und auf dem Ohligser Marktplatz. Viele ziehen die ganz besondere Atmosphäre in ihrem Stadtteil den Karnevalshochburgen vor.

"Solig lot jonn", tönte es aus zahlreichen Frauenkehlen, als die Repräsentanten des Walder Werberings zur karnevalistischen Hochzeit um 11.11 Uhr das Fass anstachen. "Sobald das Fass angestochen ist, gibt es hier im Walder Rundling kein Halten mehr", sagt Andreas Heibach, Vorsitzender des Werberings. Er sollte Recht behalten. Schnell füllte sich der Rundling mit Karnevalistinnen, die ihre Weiberfastnacht einläuten. Seit über 30 Jahren gibt es die Veranstaltung in Wald. "Viele Leute fühlen sich ihrem Stadtteil verbunden und freuen sich, dort im Karneval zahlreiche Freunde und Bekannte zu treffen", weiß Heibach. "Hier ist es familiärer als in den Karnevalshochburgen."

Verrückt und auffällig

Diese Atmosphäre begeistert Elke Trossert, die sich als Squaw verkleidet hat. "Als Walderin muss man einfach hier sein", findet die Seniorin. Sie ist nicht alleine gekommen, sondern hat die vier Frauen der Karnevalsgruppe "Wauler Spätauslese" im Schlepptau. "Wir sind für unsere verrückten Kostüme bekannt und haben uns schon als bergische Fachwerkhäuser verkleidet", lacht Dagmar Kornatzki. Diesmal stecken sie und ihre Freundinnen in Weinfass-Kostümen, die großen Hüte sind dekorativ mit Weinblättern und Gläsern verziert. "Verrückt und auffällig muss es sein", findet die Gruppe, deren Ideenreichtum beim Rosenmontagszug auch schon prämiert wurde.

Traudel Hoch, Uschi Vogel und Inge Melcher sind optisch in die 70er Jahre abgetaucht und präsentieren sich als knallbunte Hippies. "Wir kommen schon seit Jahren gemeinsam an Altweiberfastnacht in den Walder Rundling, denn etwas Besseres gibt es nicht", ist sich das Trio sicher und verteilt eifrig Bützchen. Der Werbering hatte ein aufwändiges Programm zusammengestellt, das bei den niedrigen Temperaturen für Stimmung sorgte.

"Wir bemühen uns trotz unserer begrenzten finanziellen Mittel jedes Jahr viel zu bieten", sagt der Vorsitzende. Um die Kosten zu decken, kommen die Einnahmen des Walder Weihnachtsmarktes der Veranstaltung zugute. Außerdem verkaufen die Werbering-Mitglieder Bützchen und blinkende Anstecker. Bis zum Abend stand Unterhaltungsprogramm auf der umlagerten Morgenpost-Bühne auf dem Programm.

Uwe Pesch, der singende Prinz von 1998, heizte den Närrinnen ein, anschließend ernteten Gruppen wie das Männerballett der Stadtwerke, die Junioren der Tanzgruppe Klingenstadt und der Showgarde Solingen ebenso viel Applaus wie die verschiedenen Gesangsdarbietungen und der Gardetanz der Funkengarde Blau-Weiß.

Als Teufelchen verkleidet

Mitten im Geschehen steht ein kleiner Eisbär, auf dem Arm des plüschigen Tiers sitzt der kleine Maris. "Ich habe mich als Eisbär Flocke aus dem Nürnberger Zoo verkleidet, denn das Kostüm ist niedlich und vor allem warm", erklärt die "Eisbärin" Luise Greis und rückt Pflegesohn Maris die Luftballons zurecht.

Dass nicht nur die Walder Frauen feiern können, zeigt sich beim Ortswechsel nach Ohligs. Hier ist die Stimmung bereits während der Mittagszeit auf dem Höhepunkt. "Diesmal haben wir uns entschieden, nicht so viele Programmpunkte zu bieten, sondern die Leute einfach feiern zu lassen", so Conny Strodtkötter, Vorsitzende der Ohligser Werbegemeinschaft.

Sie feiert als Teufelchen verkleidet auf dem Altweiberdürpel. Dort unterhielten die Tanzgruppe "Rout Schwatte Duewel" sowie Musiker das Publikum. "Wir hoffen, dass viele Feierfreudige anschließend auch zum Weiberball in die Ohligser Festhalle kommen", wünscht sich Strodtkötter. Jenny Schied und ihre Freundinnen werden auf jeden Fall dort weiterfeiern. Sie haben sich als Mülltonnen verkleidet. "Ohligs ist der karnevalistische Mittelpunkt der Welt", lacht Schied. Viele Karnevalisten nutzen Ohligs zentrale Lage auch, um anschließend nach Köln oder Düsseldorf zu fahren.

Christa Rambau, als flotte Malerin verkleidet, wird ihren Tag in Köln fortsetzen, schwört aber auf Ohligs wegen der familiären Atmosphäre. Cowboy Iris Wallusch und Hippie Gabi Jansen fuhren früher immer nach Düsseldorf. "Aber Ohligs braucht sich hinter den Karnevalshochburgen nicht zu verstecken", haben sie beschlossen und wollen nun immer hier schunkeln.

(RP)
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