Solingen Fall "Bella": Täter hörte Stimmen

Solingen · Seit Freitag steht ein 26-Jähriger vor Gericht. Er soll den Welpen "Bella" in der Ohliger Heide getötet und eine Frau lebensgefährlich verletzt haben. Der Mann ist psychisch krank. Ihm droht die Unterbringung in einer Klinik.

 Der Hundewelpe wurde mit der eigenen Leine erhängt.

Der Hundewelpe wurde mit der eigenen Leine erhängt.

Foto: Archiv

Der Fall hatte im November 2011 für Entsetzen gesorgt. Der erst acht Wochen alte Hundewelpe "Bella" war an seiner eigenen Leine erhängt an einem Baum in der Ohligser Heide gefunden worden. Zuvor hatte ein zunächst Unbekannter den Hund seiner Besitzerin entrissen.

Seit gestern muss sich der Mann, ein 26-jähriger Mettmanner, vor der Schwurgerichtskammer des Wuppertaler Landgerichts verantworten. Angeklagt ist er in erster Linie aber nicht wegen "Bella". Vielmehr soll der Mann kurz nach der Tötung des Welpen versucht haben, in Erkrath eine 86-jährige Frau umzubringen. Laut Anklage traktierte der 26-Jährige sein Opfer an einer Bushaltestelle mit Tritten sowie Schlägen und verletzte es lebensgefährlich. Erst als ein Passant der Frau zur Hilfe eilte, ließ der Mann von der Schwerverletzten ab.

Eine Zeugin sprach gestern beim Prozessauftakt von einem "Gewaltexzess": Als der junge Mann plötzlich auf die Haltestelle losgestürmt und mit gestrecktem Fuß in die Wartehalle gesprungen sei, habe sie nicht erkannt, dass sich die Gewalt gegen einen Menschen richtete.

Vor Gericht geht es vor allem darum, ob der 26-Jährige in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht wird. Schon früher war der Beschuldigte, der unter einer paranoiden Psychose leidet, in Landeskrankenhäusern gewesen. Seit seiner Festnahme lebt er in einer LVR-Klinik. Bei der Befragung sprach der Beschuldigte von Stimmen, die ihm die Taten befohlen hätten. Er habe Angst gehabt, ansonsten selbst sterben zu müssen, sagte der Mann.

Bei seiner Festnahme am 30. November 2011, direkt nach dem Angriff auf die alte Dame, hatte er gegenüber der Polizei noch behauptet, er habe die Frau angegriffen, weil diese ihn "blöd angeschaut" habe. Und mit der gleichen Begründung rechtfertigte er dann später auch die Tötung von "Bella".

Der Betreuer des Mettmanners übte gestern Kritik an Ärzten, die keine konsequente Therapie veranlasst hätten. Der 26-Jährige habe sich mehrfach freiwillig in Behandlung gegeben, die Einrichtungen aber zum Teil wieder verlassen. Zudem habe er Medikamente oft nicht genommen. Der Beschuldigte begründete dies mit den Nebenwirkungen: Die Tabletten hätten ihn müde gemacht. Er wolle leben wie jeder normale Mensch. Die 86-Jährige, die er im Zustand der Schuldunfähigkeit angegriffen haben soll, musste nicht vor Gericht erscheinen. Dafür beschrieben andere Zeugen noch einen weiteren Fall, in dem der Mann eine Frau mit einem Stock auf den Kopf schlug.

(ied)
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