Solingen Explosive Heizkosten

Solingen · Viele Mieter der insolventen OWB sind verärgert. Sie müssen sich nicht nur um die Zukunft der Genossenschaft sorgen, sondern auch darüber, wie sie die hohen Heizkostenrechnungen der MVV zahlen sollen.

Seit 2007 beliefert die MVV rund 920 Wohnungen der Ohligser Wohnungsbau Genossenschaft (OWB) mit Wärme, und seitdem brodelt es. Auch die jüngste Heizkostenabrechnung lässt etlichen Mietern die Haare zu Berge stehen. "Denn zum Teil müssen sie doppelt und dreimal so viel zahlen wie bei den Solinger Stadtwerken", berichtet Gerlinde Rothlübbers, Geschäftsführerin des Mieterbundes Rheinisch-Bergisches Land.

Sie vertritt mittlerweile rund 80 Mieter der insolventen OWB. Sie rate den Mietern — wie die Jahre zuvor — die Nachzahlung zunächst zurückzuhalten. "Die OWB hat bislang auch nicht die zu wenig bezahlten Summen der vergangenen Jahre eingefordert", berichtet Rothlübbers.

Dies hat nach Auskunft von OWB-Vorstand Ulrich Uibel seinen Grund. "Selbst für uns sind die starken Erhöhungen nicht plausibel", sagt er auf Anfrage unserer Zeitung. 59 Einzelverträge — für jeden Kessel einen — habe die Ohligser Genossenschaft im Jahr 2006 mit der MVV Energiedienstleistungen GmbH Mitte für zehn Jahre abgeschlossen.

Der Energieversorger habe angekündigt, bis März eine Erklärung für die hohen Zahlen vorzulegen, denn er sei daran interessiert, die Genossenschaftswohnungen weiterhin mit Wärme zu versorgen. Bis zur Klärung lasse die OWB die 120 Widersprüche, die ihr gegen die Heizkostenabrechnungen vorlägen, ruhen, berichtet Uibel. Eins sei aber klar: Die abgelesenen Verbrauchszahlen seien korrekt, das hätten Kontrollen beim Ablese-Unternehmen ergeben. Der mögliche Fehler liege daher bei der MVV.

Zum Vergleich: Habe der Arbeitspreis je Kilowattstunde bei den Solinger Stadtwerken (SWS) im Jahr 2009 durchschnittlich bei sechs Cent gelegen, gehe es bei vielen OWB-Mietern erst bei elf Cent los, sagt Rothlübbers. "An der Ulmenstraße und der Hölderlinstraße zahlen sie sogar 24 und 25 Cent."

Die Leute seien dementsprechend schockiert. "Viele können die Rechnung gar nicht zahlen, weil sie Rentner sind oder nur wenig Geld haben." Die Rechtsanwältin bezweifelt, dass die hohen Forderungen rechtmäßig sind. "Denn seitdem die OWB die Heizungsanlagen an die MVV verkauft hat, ist ja nichts an den Kesseln oder Häusern getan worden." Laut Gesetz müssten Nebenkosten wirtschaftlich sein. Heizungen zu verkaufen und damit nur die Kosten in die Höhe zu treiben, sei dagegen nicht wirtschaftlich.

"Verkauf ist Sache des Vorstands"

Ulrich Uibel hält den Verkauf der Heizungen grundsätzlich für den richtigen Weg. So habe die Genossenschaft einen Teil ihrer hohen Schulden bezahlen können. Die Mieter selbst — wie von verschiedenen Seiten angemahnt — habe man dafür nicht fragen müssen. "Wenn schon der Verkauf von einzelnen Häusern ausschließlich Sache des Vorstands ist, gehört da erst recht ein Heizkessel zu."

Die MVV will sich zu den hohen Abrechnungen nicht äußern. Auf Anfrage unserer Zeitung sagte ein Sprecher nur: "Wir setzen auf eine gemeinsame Lösung mit der OWB."

(RP)
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