Im Gymnasium Schwertstraße Ex-Bundespräsident diskutiert mit Solinger Schülern

Hohen Besuch gab es gestern im Gymnasium Schwertstraße. Christian Wulff, von 2010 bis 2012 Bundespräsident, war einer Einladung der Schule gefolgt.

 Ex-Bundespräsident Christian Wulff.

Ex-Bundespräsident Christian Wulff.

Foto: dpa/Daniel Maurer

Eineinhalb Stunden lang nahm er sich Zeit, um mit den Oberstufenschülern zum Thema „Politische Perspektiven auf Deutschland und Europa“ zu diskutieren. Der Besuch kam zum passenden Zeitpunkt: Das Innenstadtgymnasium wird am Montag als Europaschule zertifiziert.

Mit Schülern ins Gespräch zu kommen sei sein zentrales Anliegen und eine seiner Hauptaufgaben. „Mindestens einmal pro Woche besuche ich solche Schulveranstaltungen“, erklärte Wulff. Das sei wichtiger denn je. „Wenn man Erwachsenen Themen wie die Diskussion um Seehofer kaum noch erklären kann, wie sollen sie junge Menschen dann verstehen?“

Mit schwarzer Limousine fuhr der Ex-Bundespräsident an der Schwertstraße vor. Da hatten sich Sicherheitsbeamte und Polizisten in Zivil schon im Gebäude verteilt. Der 59-Jährige war dann aber ganz entspannt, plauderte noch am Eingang mit Schulleiter Ulrich Nachtkamp und dem ehemaligen Schüler Rafael Sarlak, der heute Pressesprecher des Solinger CDU-Kreisverbandes ist.

Sarlak, der 2010 sein Abitur an der Schwertstraße gemacht hat, hatte den Kontakt zum Bundespräsidialamt hergestellt. „So eine Anfrage hat schon ein Jahr Vorlauf“, skizziert er das hartnäckige Bemühen der Schule. Der „politische Dialog“ hat an der Schwertstraße Tradition. Auch Innenpolitik-Experte Wolfgang Bosbach und der NRW-Minister für Europaangelegenheiten Dr. Stephan Holthoff-Pförtner waren schon zu Gast.

Vor den Schülern der Oberstufe sprach Wulff dann über Europa, die Rolle der Deutschen aber auch die Wichtigkeit, sich als junge Menschen politisch einzubringen. „Wenn sich meine beiden Söhne, 10 und 15 Jahre alt, morgens fertig für die Schule machen, dann bekomme ich viel von dem mit, was sie bewegt“, erzählt der 59-Jährige. Und er ist sich sicher: „Auf die jungen Menschen kommt heute mehr zu als auf meine Generation.“ Immer mehr Länder verfielen wieder in Nationalismus, Deutschlands schwierige Situation zwischen den USA und Trump im Westen, Russland und Putin im Osten, den Brexit-Sorgen im Norden und Afrika mit seinen ungelösten Problemen im Süden sei nicht einfach.

Wulff sei von seinem Vater, einem Sozialdemokraten, geprägt worden. Und die bunte Republik sei ihm immer wichtig gewesen – sein umstrittener Satz, der Islam gehöre zu Deutschland, stimme nach wie vor. „Wählt, wählt demokratisch, informiert euch und lasst euch nicht verrückt machen von denen, die manipulieren und aufhetzen wollen“, riet er den 16- bis 18-Jährigen.

Bei einer anschließenden Podiumsrunde mit Schülern reichten die Fragen vom Wahlalter („18 ist ein gutes Alter, weil dann Rechte und Pflichten sich die Waage halten“) über den EU-Beitritt der Türkei bis zur Gefahr durch die AfD.

(Boll)
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