Evangelischer Kirchenkreis Solingen Kita an der Hofstraße schließt aus Kostengründen

Merscheid · Der Trägeranteil für Kindertageseinrichtungen ist für die Evangelische Kirche in Solingen dauerhaft nicht zu finanzieren. Der Kita-Betrieb in Merscheid soll 2022 eingestellt werden.

 Die Evangelische Kindertagesstätte an der Hofstraße soll im Juli 2022 geschlossen werden.

Die Evangelische Kindertagesstätte an der Hofstraße soll im Juli 2022 geschlossen werden.

Foto: Michael Schütz

Die Evangelische Kindertagesstätte an der Hofstraße wird zum 31. Juli 2022 geschlossen. Das hat das Presbyterium der Merscheider Kirchengemeinde beschlossen. Die zweigruppige Einrichtung hält aktuell Plätze für 40 Kinder im Alter zwischen zwei und sechs Jahren vor. Für das letzte Kita-Jahr 2021/22 sollen in Abstimmung mit der Stadt Solingen nur noch neue Kinder ab drei Jahren aufgenommen werden.

Mitarbeitende und Eltern wurden bereits über die neue Entwicklung informiert. „Für die Evangelische Kirche in Solingen ist der Trägeranteil für Kindertageseinrichtungen unter den Bedingungen des neuen Kinderbildungsgesetzes NRW dauerhaft nicht zu finanzieren“, sagt die Geschäftsführerin des Diakonischen Werks im Evangelischen Kirchenkreis Solingen, Ulrike Kilp.

„Wir stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand“, erklärte der Vorsitzende des Merscheider Presbyteriums, Pfarrer Dirk Stark. Seit Jahren seien die von der Gemeinde zu verplanenden Kirchensteuereinnahmen nicht mehr gestiegen, während nicht nur die Personalkosten gewachsen seien. Auch die Finanzierung der 2013 erfolgten Turmsanierung an der Kirche belaste den Gemeindehaushalt. Personalkosten seien in den vergangenen Jahren bereits drastisch reduziert worden. Im laufenden Jahr sei ein ausgeglichener Haushalt aber nur noch durch die Einnahmen eines Gebäudeverkaufs möglich gewesen, so Pfarrer Stark.

Leicht sei dem Presbyterium die nun getroffene Entscheidung nicht gefallen: „Seit 67 Jahren trägt unsere Gemeinde die evangelische Kita-Arbeit. Aber jetzt können wir unseren Anteil nicht länger aus Kirchensteuermitteln bezahlen.“

Ulrike Kilp befürchtet, dass die Merscheider Entscheidung kein Einzelfall bleiben wird. Denn überall in der Stadt stagnieren die Kirchensteuer-Einnahmen, während die Kosten steigen. Für das kommende Haushaltsjahr rechnet die Evangelische Kirche in Solingen mit bis zu einer Million Euro Ausgaben für ihre Kita-Arbeit bei insgesamt knapp zwölf Millionen Euro Kirchensteuer-Einnahmen.

„Wir werden alles tun, damit evangelische Kitas Teil der Solinger Trägervielfalt bleiben. Aber wenn es nicht gelingt, die Anteile für die Kirchen zu senken, werden die Gemeinden nicht nur andere Mitarbeitendenstellen einsparen und Gebäude aufgeben, sondern auch die Zahl ihrer Kitas reduzieren“, erklärt die Geschäftsführerin des Diakonischen Werks im Evangelischen Kirchenkreis.

Kilp kritisiert, dass die Novellierung des Kinderbildungsgesetzes NRW (KiBiz), das auch die Finanzierung der Kitas regelt, 2019 trotz einiger guter Ansätze wie der Erhöhung der Pauschalen pro Kind nicht genutzt wurde, um die festgeschriebene Schlechterstellung kirchlicher Kita-Arbeit zu beenden. Nach wie vor haben die Kirchen unter den freien Trägern mit 10,3 Prozent den mit Abstand höchsten Trägeranteil zu bezahlen. Freie Träger zahlen 7,8 Prozent, Elterninitiativen nur 3,4 Prozent. Kilp: „Das Bild von den Kirchen als reiche Träger entspricht längst nicht mehr der Realität“.

Die Merscheider Kita betreut seit 1953 Kinder bis zum sechsten Lebensjahr. Aktuell arbeiten dort acht Mitarbeiterinnen. Die Evangelische Kirche ist der zweitgrößte Träger in der Klingenstadt nach der Stadt. Möglich ist allerdings, dass in Zukunft in Merscheid unter neuen Voraussetzungen doch wieder eine Kita-Arbeit mit evangelischer Beteiligung beginnen könnte. Beispielsweise dann, wenn ein Investor für eine finanziell auskömmliche Aufstellung sorgt. Darüber wolle man im Gespräch bleiben, heißt es.

(uwv/red)
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