Solingen Erdbeben zum Teil deutlich zu spüren

Solingen · So recht wahrhaben wollte Ralf Flader nicht den Ruck, den er am Donnerstagabend deutlich spürte. "Ich dachte: ,Jetzt drehst du noch ganz durch'", erzählt er. Der 54-Jährige wartete, ob seine Frau Gloria wieder Alarm gab. "Aber sie hat gar nichts gemerkt." Daher sagte er sich, dass diesmal wohl nichts passiert sei. Vor einer Woche war den Fladers die Stützmauer vor ihrem Grundstück am Isarweg in Ohligs weggebrochen und der Garten eingestürzt – möglicherweise aufgrund von Kanalarbeiten vor den Häusern. "Einen zusätzlichen Schaden durch das Erdbeben haben wir jetzt nicht festgestellt."

 Dilek Celen hat die Erschütterung in Solingen mitbekommen.

Dilek Celen hat die Erschütterung in Solingen mitbekommen.

Foto: Privat

Auch die Feuerwehr meldet keine Vorkommnisse. "Wir hatten keine Einsätze zu dem Beben und auch keine Anrufe besorgter Bürger", berichtet Sprecher Michael Stachelhausen.

Dabei haben etliche Menschen in der Klingenstadt das Naturereignis um kurz nach 21 Uhr bemerkt. "Ich saß in meinem Wohnzimmer in der Südstadt, guckte auf eine Pflanze und fragte mich, warum die Blätter vibrieren", erzählt Renate Eigler, die im Josef-Haus tätig ist. "Später erfuhr ich, dass es ein Erdbeben war." Ähnlich erging es Marianne Schwaar, die an der Körnerstraße wohnt. "Ich hatte auf einem Schrank einen Leuchter stehen und sah, dass sich die Flammen plötzlich hin und her bewegten", berichtet sie. "Das war ein ganz mulmiges Gefühl." Aber das Beben sei kein Vergleich zu dem Anfang der 90er-Jahre. "Damals war ich nachts aufgewacht und hatte geglaubt, der Schrank würde aufs Bett stürzen."

Dilek Celen vom Spar- und Bauverein saß bei einem Gesprächsabend in der Volkshochschule, als die Erde bebte. "Mein Tischnachbar hat nichts mitbekommen", berichtet sie. Auch Dagmar Becker, die die Veranstaltung "Miteinander reden" leitete, bemerkte nichts. Dabei sei das Wackeln deutlich zu spüren gewesen, sagt Celen. Das meint auch Konstantin Eleftheriadis von der Diakonie, der ebenfalls bei dem VHS-Abend war. "In Griechenland habe ich schon das ein oder andere Beben erlebt", erzählt der 50-Jährige. "In der Schule haben wir gelernt, dass man so schnell wie möglich nach draußen laufen soll oder, wenn das nicht möglich ist, sich unter einen Tisch oder einen Türrahmen begeben soll."

Keine Vorkommnisse im Klinikum

An Gabriele Kroker in Klauberg ist das jüngste Ereignis unbemerkt vorbeigezogen. "Ich saß im Wohnzimmer, als meine Tochter herunterkam und mich fragte, ob ich nichts gespürt hätte", berichtet sie. Sie hatte nichts gespürt, im Gegensatz zu beiden Töchtern, die sich sofort über das Online-Netzwerk "Facebook" informierten.

Doch selbst im städtischen Klinikum reagierten die Geräte nicht auf die Erschütterung. Nach Auskunft von Sprecherin Karin Morawietz gab es auch keine Meldungen seitens der Mitarbeiter oder beunruhigte Patienten.

(RP)
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