Ausstellung in den Güterhallen Künstler aus Amsterdam zu Gast in der SK

Solingen · Fotografie, Objekte, Malerei und Zeichnungen von drei künstlerischen Temperamenten fügen sich zu einer spannenden Ausstellung.

 Annegien Haselager, Nell Berger und Jan Pronk (v.l.) stellen ab Sonntag in der Galerie der Solinger Künstler in den Güterhallen aus.

Annegien Haselager, Nell Berger und Jan Pronk (v.l.) stellen ab Sonntag in der Galerie der Solinger Künstler in den Güterhallen aus.

Foto: Schneider-Mombaur

„Entspringen“ heißt der Titel der Ausstellung der niederländischen Fotografin Annegien Haselager, der Zeichnerin Nell Berger und des Malers Jan Pronk und fokussiert damit das Gemeinsame dieser drei sehr unterschiedlichen künstlerischen Temperamente. Bewegung, innere wie äußere, findet sich in allen präsentierten Arbeiten und reicht von meditativen über raumgreifende bis zu gestischen Ausdrucksformen.

Ich empfehle, den Rundgang im Obergeschoss der Galerie zu beginnen, wo Nell Berger ihre zarten kleinformatigen Zeichnungen einer großformatigen Bodenarbeit gegenüber stellt. Grundelement dieser Arbeiten ist der gezeichnete Kreis, ein winziger Kringel, der durch kontinuierliche Wiederholung organische Formen bildet. „Der Prozess der Entstehung ist ein meditativer“, erklärt die Künstlerin, die auch als Jogalehrerin arbeitet. Inspiriert durch den über den Nordseestrand wehenden Meeresschaum, der immer neue Formen annimmt, sich wieder auflöst und verweht, gestaltet Berger eine großformatige Bleistiftzeichnung, um die man herumgehen und so diese Bewegung im eigenen Körper spüren kann. Auch ein Jogakissen zur kontemplativen Betrachtung ist vorhanden und verdeutlicht, wie die Zeichnerin selbst arbeitet. „Ich muss mir Zeit nehmen, um jeden Kreis atmen zu lassen“.

Wiederholung und doch Veränderung, die Erfahrung von Zeit und Bewegung als Charakteristikum des Lebendigen, das sind Nell Bergers Themen, die sie auch in dreidimensionale Formen übersetzt. Wie Wespennester oder Pilze sprießen weiße kugelförmige Papierobjekte aus Wandecken oder tanzen über Galeriewände hoch über den Arbeiten ihrer Künstlerkollegen. Spielerisch wirkt ihre Präsentation und verweist auf Bergers Ausbildung an der Theaterschule Amsterdam.

Natur, insbesondere Naturlandschaft, ist auch das Thema von Annegien Haselanger. Die ausgebildete Fotografin lässt die Abbildungs- und Darstellungsfunktion der Fotografie hinter sich und entwickelt sich in Richtung freie künstlerische Arbeit. In ihrem Projekt Wetterhorn experimentiert sie mit Prints der Schweizer Berglandschaft auf verschiedenen Papieren, zerstört die Hochglanzoberfläche der Fotografie durch bewusst eingesetzte Störungen, Zerknitterungen, Zerschneidungen, um dann die Dekonstruktionen in neue Formen zu überführen. Speziell für die Ausstellung in der Galerie SK hat sie vor Ort ein ca. vier Meter hohes plastisches raumgreifendes Papiergebilde gestaltet, das aus verschiedenen schwarz-weißen Fotoprints der Bergmotive des Wetterhorns besteht. „Das Relief komprimiert für mich die Vielfalt der bewegenden Erlebnisse in den Schweizer Alpen, Licht, Kontraste, Höhe, Dimension“, erläutert die an der Fotoakademie Amsterdam ausgebildete Künstlerin.

Jan Pronk hat Kunst in Arnheim studiert, zuerst Mode, später spezialisierte er sich auf Farbe in Filmausstattungen und Interieurgestaltung. Seine Malerei vertritt den kraftvoll gestischen Part der drei künstlerischen Positionen. Ausgangspunkt seiner Kunst ist der menschliche Körper, den er meist als Kniestück oder Halbfigur darstellt. Er zeigt Auftragsarbeiten wie das Porträt eines Bekannten „Götz“ wie auch freie, auf den ersten Blick fast abstrakt wirkende Malereien, die jedoch alle figürlichen Ursprungs sind.

Um die Freiheit des Farbauftrags und den Duktus in seiner individuellen expressiven Darstellungsweise weiter zu entwickeln, malt Jan Pronk jedes Auftragsporträt drei Mal. So wird aus Auftrag wieder freie Malerei. Alle Bilder Pronks entstehen auf einfachem Abdeckpapier und auch seine Farbe ist speziell. Zerhackte und verbrannte Walnussschalen sind Bestandteil seiner Farbpigmente, die mit Lasuren vermischt den Bildern eine markante Tönung geben. Braun und geringe transparente Weißanteile dominieren den Farbklang, heftige gestische Eingriffe bestimmen den Duktus. „Ich male immer mit den Bildträgern am Boden liegend, meist an sechs Bildern gleichzeitig,“ erläutert Jan Pronk. „Energie und Bewegung muss sich ins Bild übertragen.“

Die drei niederländischen Künstler bieten mit ihrer Ausstellung ein interessantes Angebot für alle künstlerischen Sparten und Temperamente.

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