Ehepaar engagiert sich in Solingen und Quedlinburg „Man kann von einem Wunder sprechen“

Solingen/Quedlinburg · Die Eheleute Beate und Thomas Busch haben mit ihren beiden Stiftungen in den letzten Jahren wichtige Beiträge dazu geleistet, dass die Dorper Kirche und die Kirche St. Nikolai in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt eine Zukunft haben.

 Beate und Thomas Busch stehen vor dem zehn Meter hohen und sieben Meter breiten Altar der Kirche in Quedlinburg, die dank ihrer Unterstützung erhalten wurde.

Beate und Thomas Busch stehen vor dem zehn Meter hohen und sieben Meter breiten Altar der Kirche in Quedlinburg, die dank ihrer Unterstützung erhalten wurde.

Foto: Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Warum engagieren sich Beate und Thomas Busch seit rund einem Vierteljahrhundert in Quedlinburg? „Das ist eine ganz merkwürdige Geschichte“, erzählt der bekannte Unternehmer, der die Geschäfte von Walbusch bis 2008 führte und weiter dem Beirat angehört. Eine Geschichte, die für ihn im Keller des elterlichen Wohnhauses an der Albrechtstraße begann. Der bot während der Fliegerangriffe im Zweiten Weltkrieg Schutz – und enthielt Stücke aus der Familiengeschichte.

„Ich fand ein Buch, das so richtig alt aussah“, erinnert sich der heute 83-Jährige. Ein Lateinlexikon aus dem Jahr 1829, das eine Widmung vom 9. April 1841 enthielt. Der Band war ein Geschenk des Gymnasiums in Quedlinburg. Der Beschenkte: sein begabter Vorfahre Carolo Busch. „Das Lexikon hat mich durch meine Schul- und Internatszeit begleitet“, berichtet Thomas Busch. „Es gab zudem den Anstoß, mich mit dem Stammbaum der Familie zu beschäftigen.“

Der „Ariernachweis“ für den väterlichen Teil der Familie brachte Klarheit: 1750 war der Urururgroßvater von Thomas Busch mit fünf Kindern nach Quedlinburg gezogen. „Das hat uns bewogen, uns dort nach der Wende umzusehen.“ Der Viehtreiber Matthias Busch wohnte in einem „winzig kleinen Häuschen“ am Neustädter Kirchhof, das noch erhalten ist. Ursprünglich wollte Thomas Busch das Häuschen erwerben, entschied sich dann aber anders. Es wurde von zwei Frankfurtern restauriert, während Beate und Thomas Busch sich für eine größere Immobilie in direkter Nähe zu interessieren begannen: 1996 beschlossen sie, sich dem Erhalt der Kirche St. Nikolai zu widmen. In den Kirchbüchern sind Taufen und Hochzeiten der Vorfahren verzeichnet.

Die älteste Kirche der Quedlinburger Neustadt, deren Ursprünge auf den Beginn des 13. Jahrhunderts zurückgehen, hatte Hilfe dringend nötig, als das Solinger Ehepaar 1998 die mit einer guten Million Euro ausgestattete Busch-Stiftung St. Nikolai Quedlinburg als treuhänderische DSD-Stiftung ins Leben rief. Noch in den 90er Jahren trugen die beiden Stifter (nach einem Brand in der Kirche) zum Bau einer neuen Heizungsanlage und der Restaurierung des barocken Altars bei.

„Doch schon bald“, schreibt die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, „konzentrierten sie sich vor allem auf den Außenbau.“ Dass die Chorfundamente saniert werden mussten, war bekannt. Dass das gotische Rippengewölbe marode war, aber nicht: Am 1. Advent 2013 brach ein 50 Zentimeter langes Stück aus der Decke. Verletzt wurde niemand; das stets gut besuchte Adventskonzert hatte noch nicht begonnen. Aber erst 2015 konnte die Kirche, jetzt mit einem provisorischen Fangnetz versehen, wieder in Gänze geöffnet werden.

Sämtliche Rippenquader mussten ausgetauscht werden, weil eiserne Verbindungsdübel korrodierten, sich dadurch ausdehnten und Steine abplatzten – wobei die Sanierung jedes einzelnen Jochs rund 80.000 Euro kostete. „Dieses größte Sanierungsprojekt ist inzwischen abgeschlossen“, berichtet Thomas Busch. „Aber eine Kirche ist nie fertig.“ „Nun steht die Gestaltung des Außenbereichs an, beginnend mit dem Eingangsbereich der Kirche“, sagt Dr. Dorothe Trouet, die zuständige Referentin bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. „Zu DDR-Zeiten“, ergänzt Thomas Busch, „war nur das Seitenportal offen.“

Eine Kirche ist nie fertig: Das stimmt auch für die „erst“ 1914 errichtete Dorper Kirche und die noch jüngere „Arche“. „Die Bauqualität war nicht gut“, erläutert Thomas Busch, warum speziell der Turm der Dorper Kirche saniert werden musste. Auch im Krieg entstandene Schäden waren eher provisorisch beseitigt worden. 2004 gründeten die Buschs die treuhänderische Bürgerstiftung Dorper Kirche. „Wir haben aus unserem Engagement in Quedlinburg gelernt“, erklärt der „Zahlenmensch“ Thomas Busch, warum die Stiftung nicht den Familiennamen trägt. In Quedlinburg sei er wohl nicht „einladend“ genug gewesen: Es gab keine Zustiftungen.

In Dorp beteiligten sich dagegen viele. „Es gab vor allem ziemlich viele Spenden“, freut sich Pfarrer Joachim Römelt, der Vorsitzende der Bürgerstiftung. Die Zusage des Ehepaares Busch, die Stiftung zu gründen und auch direkt eine größere Spendensumme einzubringen, habe das Presbyterium ermutigt, die Sanierung zu beginnen. Bei der Dorper Kirche zogen dann viele an einem Strang: Handwerker brachten unentgeltlich Leistungen im Wert von 400.000 Euro ein; durch den Förderverein kam eine halbe Million Euro zusammen.

„Wir sind unglaublich dankbar“, unterstreicht Pfarrer Römelt. „Man kann wirklich von einem Wunder sprechen.“ In Dorp wurde unter anderem die Orgel renoviert, kam eine neue Bestuhlung in die Kirche und wurde der Turm saniert. Einige Ziegelsteine und der Putz waren marode. Wegen Mängeln bei der Ausführung wird aber wohl erst vor Gericht ein Schlussstrich unter die Arbeiten gezogen.

Das Urteil über die Stifter ist dagegen längst gefallen. „Die Eheleute Thomas und Beate Busch sind beeindruckende, tief gläubige Persönlichkeiten“, kommentiert Dr. Steffen Skudelny, der geschäftsführende Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. „In ihren Stiftungen für die St. Nikolai Kirche in Quedlinburg und die Dorper Kirche in Solingen schenken sie den Gemeinden enorme wirtschaftliche Hilfe, bringen sich aber auch strategisch ein. So konnte an beiden Objekten gemeinsam mit den Gemeinden Großes erreicht werden.“

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