Solingen Eltern sauer: NRW-Wahl bringt Unterrichtsausfall

Solingen · Eltern von Schulkindern sind verärgert. "Es ist nicht zu begreifen. Das Problem wird mal wieder auf dem Rücken der Kinder ausgetragen", sagen Manuela Pleithner und Silke Peplies von der Schulpflegschaft der Theodor-Heuss-Realschule (THS).

 Manuela Pleithner (l.) und Silke Peplies von der Schulpflegschaft der Theodor-Heuss-Realschule haben sich an Ministerin Sylvia Löhrmann gewandt.

Manuela Pleithner (l.) und Silke Peplies von der Schulpflegschaft der Theodor-Heuss-Realschule haben sich an Ministerin Sylvia Löhrmann gewandt.

Foto: MAk

Eigentlich hätten sie sich nicht träumen lassen, dass die Auflösung des Landtags in NRW mit der Neuwahl am 13. Mai zur Auflösung von Unterricht an Solinger Schulen führen könnte.

Doch eben dies, nämlich Unterrichtsausfall, droht, weil mit der Auflösung des Parlamentes im Land quasi der Finanztopf der "flexiblen Mittel für Vertretungsunterricht" eingefroren ist. Über diesen Topf kommen zusätzlich Lehrer vor Ort an die Schulen, falls beispielsweise ein Pädagoge aus dem Kollegium länger erkrankt ist. Praktisch an jeder Schule ist einer, beziehungsweise es sind mitunter sogar mehrere Lehrer aus diesem Vertretungspool im Dienst.

An der Theodor-Heuss-Realschule betrifft das drei Pädagogen. Einer von ihnen deckt den gesamten Chemie-Unterricht der vier Klassen 10 an der Felder Straße ab. Damit droht der Schule der Abzug des wichtigen Chemielehrers und damit der Komplett-Ausfall in diesem Fach für die Zehntklässler. So weit will es die Elternvertretung nicht kommen lassen. Vorsitzende Manuela Pleithner und Silke Peplies, stellvertretende Schulpflegschaftsvorsitzende, wenden sich an NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann. Parallel gingen gestern aber auch gleichlautende Briefe an die Bezirksregierung sowie den Kunststoff- und Oberflächentechniker BIA im Industriegebiet Scheuren. Der Galvanik-Spezialist hat einen Chemiewettbewerb für Schulen ins Leben gerufen, um Jugendliche für das Fach zu begeistern.

Damit eröffnen sich Schülern gewiss auch Berufsperspektiven in der traditionell starken Oberflächentechnik in Solingen. Die THS will sich jedenfalls an dem Wettbewerb beteiligen.

Für die Schulpflegschaft der Realschule wäre es zudem vor diesem Hintergrund geradezu paradox, wenn die Zehntklässer nach den Osterferien wegen Lehrermangels keinen Chemieunterricht mehr hätten. "Das passt doch vorne und hinten nicht zusammen", ärgern sich Pleithner und Peplies. Die Politik schreibe sich Bildung ganz groß auf die Fahnen. Wenn es dann aber um den Berufsstart der Kinder gehe, hänge die Politik hinterher. Nach ihren Worten ist dies jedenfalls der Eindruck, der bei Eltern bleibt. "Die Kinder können doch am wenigsten dafür, dass sich der Landtag auflöst."

Im Mai laufen die zentralen Abschlussprüfungen für die Zehntklässler der Realschulen. Dann entscheide sich, ob die Schüler die Qualifikation schaffen, um das Abitur machen zu können. Die Noten werden nach Darstellung der beiden Schulpflegschaftsvertreter aber auch maßgeblich für die Kinder, um den Ausbildungsplatz im Wunschberuf zu bekommen. Ihr Fazit: "Gerade für die Zehntklässler wird jetzt jede Unterrichtsstunde wichtig."

(RP)
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