Solingen Elsa Böhm - die "Miss Bridge" wird 80

Solingen · Ein Solinger Urgestein feiert morgen runden Geburtstag. Elsa Böhm, die mit ihrem Mann den Kiosk unter der Müngstener Brücke betreibt, ist eine Kämpferin für die Stadt. Glückwünsche kommen sogar aus England.

Schon Tage vor ihrem Geburtstag am 1. Mai hängt die Wand voller Geburtstagskarten. "Alles Grüße aus England", berichtet Elsa Böhm, der die Städtefreundschaft mit Blyth über die Jahre ans Herz gewachsen ist. "Zehn Jahre bin ich mitgefahren nach Blyth", sagt sie.

Und Elsa Böhm war es auch, die ihre große Solingen-Fahne in die Partnerstadt brachte. "Wenn jetzt die Solinger kommen, weht dort die Fahne von der Elsa", meint sie lachend. Für die vielen Freunde, die sie in Blyth gefunden hat, sei sie die "Miss Bridge". Und anlässlich ihres 80. Geburtstags habe Margret Watson, die Koordinatorin der Städtepartnerschaft in Blyth, sie sogar besucht, um persönlich zu gratulieren. "Sie ist extra mit dem Rollator zu mir gekommen."

Ausgefüllt waren die Jahre, die Elsa Böhm im Kampf für Solingen und die Umwelt verbracht hat. "Die Zeit ist schnell verflogen", sagt das Solinger Urgestein. Es sei eine schöne Zeit gewesen. "Ich fühle mich nicht wie eine 80-Jährige." Geistig sei sie jung geblieben. "Nur die Glieder wollen nicht mehr so." Dass Elsa Böhm auf ihren Rollstuhl angewiesen ist, macht ihr besonders zu schaffen, denn so kann sie das Biotop im Windfelner Bachtal nicht mehr pflegen. "15 Jahre habe ich gekämpft, dass dort keine Schnellstraße und keine Mülldeponie hinkommen", erinnert sie sich. Dafür hat sie nicht nur den Solinger Umweltpreis, sondern 1991 auch den Europäischen Umweltpreis erhalten. Doch inzwischen ist von dem Biotop nicht mehr viel übrig geblieben. "Es gibt keine Frösche mehr, keine Libellen", bedauert Elsa Böhm, die sich zeitlebens für den Umweltschutz eingesetzt. Auch gegen den Müngstener Brückenpark hat sie gekämpft. Doch den konnte die streitbare Solingerin nicht verhindern. Mit ihrem Mann Gerd, mit dem sie bereits seit 54 Jahren verheiratet ist, betreibt sie den Kiosk unter der Brücke und wurde über die Jahre zur "guten Seele von Müngsten". "Als ich 60 Jahre wurde, hatte ich 1000 Gäste", sagt sie stolz.

An diesem Kiosk hat sie auch Johannes Rau näher kennengelernt. "Der kam immer, um seine Frau und die Kinder abzuholen, die mit den Rollschuhen an der L 74 entlang fuhren", erzählt Elsa Böhm. Sie hat ihn angesprochen. Damals war er noch Ministerpräsident, als er das nächste Mal kam, war er schon Bundespräsident. Aus dem Kontakt entwickelte sich eine jahrelange Brieffreundschaft. "Der war ein Mensch zum Anpacken", erklärt sie.

Überhaupt seien Politiker Menschen, und wenn ihr etwas nicht passe, dann bekämen sie das gesagt. Auch, wenn Elsa Böhm heute gerne aus dem Fenster schaut, um Vögel zu beobachten, heißt das nicht, dass sie sich zurückziehen will. "Ich bleibe streitbar", betont sie. "Es geht um Solingen." Nun freut sie sich auf ihren 80. Geburtstag, den sie auf jeden Fall angemessen feiern wird.

(sue)
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