Solingen Elektronische Stechuhr für den Stadtdienst

Solingen · Die Arbeitszeit von Mitarbeitern der Stadtverwaltung wird wieder genau erfasst und löst das Vertrauens-System ab.

 Auch im Rathaus soll die Arbeitszeit elektronisch erfasst werden.

Auch im Rathaus soll die Arbeitszeit elektronisch erfasst werden.

Foto: Mak

Seit 1997 gilt bei den rund 2500 Angestellten der Stadtverwaltung bei der Arbeitszeiterfassung das Vertrauensprinzip. Das bedeutet, jeder Mitarbeiter hält seine Arbeitsstunden selbst nach und feiert Überstunden weitegehend in Eigenregie ab. Das soll nun enden. Mit Einführung eines neuen elektronischen Systems der Arbeitszeiterfassung kommt die alte Stechuhr zurück in Rathaus und städtische Amtsstuben. Anlass war, dass die Stadtspitze die alte Dienstvereinbarung nicht verlängern wollte. Doch wird die Initiative nun offenbar auch von einem großen Kreis der Mitarbeiter selbst getragen, sagt Jürgen Albermann von der Komba-Gewerkschaft.

"Ein altes Thema", sagt Albermann. Die elektronische Stechuhr bringe vielfältige Vorteile für die Stadtbeschäftigten. Zunächst sparten sie sich künftig die Arbeit des Aufzeichnens ihrer Stunden. Auch bringe das neue System mehr Gerechtigkeit, ist Albermann überzeugt. Der Gewerkschaftler schließt nicht aus, dass "eine kleine Minderheit" das alte Vertrauensprinzip missbraucht haben könnte. Schließlich sei die elektronische Zeitüberwachung auch ein wichtiger Selbstschutz für die Mitarbeiter der Stadtverwaltung. Und das funktioniert so: Nach bereits vorliegenden Plänen können die Stadtbediensteten ihre Arbeitszeitkonten jederzeit über den Büro-PC abrufen. Dann erscheint zudem ein Ampelsignal. Ist es grün, liegt der Mitarbeiter gut im Soll und kann seine Arbeitszeit weiter frei gestalten. Ist das Signal Gelb, so ist sein Überstundenkonto schon gut gefüllt und er sollte in Absprache mit dem Vorgesetzten Überstunden abbauen. Ist es aber Rot, so hat er dringlich dafür zu sorgen, dass die angefallene Mehrarbeit nicht weiter ausgeweitet, sondern zügig abgefeiert wird. "Wir wollen nicht den gläsernen Mitarbeiter", sagt Albermann. Doch hätten Erkenntnisse der modernen Arbeitswissenschaft gezeigt, dass das Schutzsystem eine elekronischen Arbeitszeit erfassung funktioniere. "Wir als Komba-Gewerkschaft begrüßen das", sagt Albermann. Die Komba vertritt vornehmlich Beamte. Deren Arbeitszeit beträgt 41 Wochenstunden, für Tarifbeschäftigte sind 39 Wochenstunden vorgeschrieben.

Derzeit laufen Verhandlungen der Verwaltungsspitze mit dem Personalrat. Eine Probeabstimmung im Personalrat hatte ein klares Votum für die neue Regelung ergeben. Personalratsvorsitzender Erwin Kohnke sieht in der neuen Regelung auch ein objektives Verfahren, um die Arbeitsbelastung der Mitarbeiter zu messen. "Auf diese Weise lässt sich zeigen, dass die Grenze der Belastung erreicht und überschritten ist", sagt Kohnke. "Es setzt Vorgesetzte unter Druck, etwa wenn in einer Abteilung fünf Ampeln von Mitarbeitern auf Geld stehen." Ab wann die Regelung greifen soll, steht noch nicht fest. Angedacht ist Anfang 2014. Auch Kosten und genaue technische Ausgestaltung sind noch nicht festgezurrt.

(RP)
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