Solingen Elegante Musik zum heiteren Jahresausklang

Solingen · Peter Kuhn wird sich gedacht haben: "Es muss zu Neujahr nicht immer nur Walzer und Polka sein". Der Generalmusikdirektor der Bergischen Symphoniker setzte daher weniger bekannte Musik auf das Programm der beiden ausverkauften Silvesterkonzerte, die aber durchaus genauso unterhaltsam war wie die Werke der Familie Strauß aus Wien. Unbekannt ist sicher nicht die Schauspielmusik zu der Shakespeare-Komödie "Ein Sommernachtstraum", die Felix Mendelssohn-Bartholdy im Alter von 17 Jahren komponierte. Besonders die Ouvertüre ist ein romantischer Geniestreich - sie bildete den Auftakt des gut einstündigen Konzerts, das im neu bestuhlten Konzertsaal stattfand.

Die Solisten kamen aus den eigenen Reihen der Symphoniker. Marlies Klumpenaar, Klarinette und Andreas Reinhard, Bassetthorn, spielten mit dem Orchester ein weiteres Konzertstück von Mendelssohn-Bartholdy. Zusammen mit ihrem Kollegen Sebastian Appel brillierten die drei Holzbläser aber noch mit weiteren virtuosen Auftritten im Silvesterkonzert.

Interessant war auch die Begegnung mit der Musik von Emmanuel Chabrier. Aus seinen Opern sind nur noch wenige Arien bekannt. Der Franzose war ein glühender Verehrer der Musik von Richard Wagner, in seinen "Souvenirs de Munich" fantasiert er liebevoll auf Melodien aus "Tristan und Isolde", die Bergischen Symphoniker unter ihrem Generalmusikdirektor brachten aber auch das leicht französische Flair dieser Musik zu Gehör. "Die witzige Musik von Leroy Anderson darf in keinem Silvesterkonzert fehlen", sagte Peter Kuhn. Er hatte gleich zwei dieser kurzen, originellen Stücke dieses amerikanischen Komponisten ins Programm aufgenommen. Anderson lässt schon mal Schreibmaschinen musizieren, oder Standuhren den Takt vorgeben. In "The Classical Jukebox" bliebt die Platte hängen, die Musikmaschine dreht durch. Purer Belcanto erklang in der Musik von Giacomo Panizza (1804-1860). Der Komponist war lange Jahre als Dirigent an der Mailänder Scala tätig.

Von Oberitalien ist es nicht weit nach Österreich - und ganz ohne Wien ging es auch dieses Mal im Silvesterkonzert der Klingenstadt nicht. Allerdings erklang ein Walzer erst am ganz am Ende des Konzerts, die Symphoniker spielten den "Hochzeitswalzer" aus einer Oper des deutschen Spät-Romantikers Ernst von Dohnányi. Bei der Station Wien musizierten die Bergischen Symphoniker Musik von Johann Strauß Senior, dem Vater des späteren Walzerkönigs. Die Fantasie "Der Carneval von Venedig" ist eine Hommage an einen Freund, die Komposition wurde später mit dem Text "Mein Hut der hat drei Ecken" verballhornt. Johann Strauß Vater ist auch der Komponist jenes Marsches, der dem österreichischen Feldmarschall Josef Graf von Radetz gewidmet ist. Der "Radetzky-Marsch" bildet in jedem Jahr den Abschluss des Neujahrskonzerts der Wiener Philharmoniker, das ist auch beim Silvesterkonzert der Bergischen Symphoniker nicht anders.

Es gab viel Applaus vom Publikum, für die Musikerinnen und Musiker einen Piccolo vom Dirigenten - und Peter Kuhn verteilte auch freigiebig Zückerchen für gute Leistungen der Solisten im Orchester. Und derer gab es nicht wenige.

(RP)
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