Analyse Einseitiges Rennen bekommt Spannung

Solingen · Tim Kurzbach hat einen ebenbürtigen Konkurrenten bei der Oberbürgermeister-Wahl an die Seite gestellt bekommen. Der SPD-Fraktionsvorsitzende ist Politiker durch und durch, Frank Feller (CDU) baut auf sein fundiertes Wissen als Verwaltungsfachmann.

Die persönliche Entscheidung von Norbert Feith hatte die CDU in Solingen im Mai vorigen Jahres eiskalt erwischt. Die Frage, wer anstelle des amtierenden Oberbürgermeisters am 13. September bei der Wahl antreten soll, hat die Parteiführung um Arne Moritz viele Wochen und Monate beschäftigt.

Vielleicht hätten sich die Christdemokraten bei ihrer Suche nach geeigneten Kandidaten nicht so schwergetan, wenn die SPD nicht schon vor anderthalb Jahren vorgeprescht wäre und ihren Fraktionsvorsitzenden Tim Kurzbach zum Anwärter auf das oberste Amt in der Klingenstadt ernannt hätte. Persönlichkeit, Ausstrahlung, Selbstbewusstsein, Bekanntheitsgrad, Netzwerk - in vielen Bereichen hat der 36-jährige Ohligser die Messlatte für einen möglichen Konkurrenten sehr hoch gelegt. An diesen Maßstäben hatte die CDU zu knabbern.

Jan Hoettges hätte bestens in das Anforderungsprofil gepasst. Daher war der parteilose Unternehmensberater intern auch als Favorit gehandelt worden, bis er schließlich aus persönlichen Gründen auf eine Kandidatur verzichtete. In der Auswahl geblieben waren somit noch Waldemar Gluch und Frank Feller, die sich jetzt den Mitgliedern auf dem außerordentlichen Kreisparteitag im direkten Wahlduell präsentiert haben. Der Vorstand hatte zwar vorab keine Empfehlung abgegeben, nach Informationen unserer Redaktion jedoch hat sich schlussendlich die Basis genau für den Bewerber entschieden, den die Parteiführung eigentlich nicht favorisiert hatte.

Das Votum der knapp 200 Mitglieder aller Altersschichten spricht eine deutliche Sprache: Mit knapp 69 Prozent der Stimmen schicken sie den Mann in den Wahlkampf, dem sie nach einer überzeugenden Vorstellungsrede zutrauen, sich im Wahlkampf auf Augenhöhe mit Tim Kurzbach zu bewegen. Mit der Nominierung von Frank Feller bekommt das bislang als einseitig prognostizierte Rennen plötzlich wieder Spannung und Brisanz.

Es ist der Gegensatz, den die Kandidaten der beiden großen Parteien ausstrahlen. Die gebürtigen Solinger Kurzbach und Feller sind in ihrer Stadt verwurzelt, was beide auch ausdrücklich betonen. Das ist es mit den Gemeinsamkeiten, auch wenn sich der SPD- und CDU-Mann auf vielen Ebenen einbringen und engagieren - aber jeder auf seine eigene Art. Der emotionale Kurzbach (36) ist Politiker durch und durch. Der 22 Jahre ältere Feller wiederum gilt als sachlich und kann auf ein fundiertes Wissen zurückgreifen, die Verwaltung aus dem Effeff zu kennen - auch wenn der Leiter des Revisionsdienstes im Rathaus nie an vorderster Front gearbeitet hat.

Bei ihren Ansichten und Zielen unterscheiden sich Tim Kurzbach und Frank Feller nur in Nuancen. Die finanzielle Situation der Stadt sowie die akuten Probleme (Leerstände in der City, Gewerbegebiete) bietet aktuell auch keinen großen Spielraum für diverse Visionen. Der Wahlkampf dürfte somit zur reinen Typ-Frage werden. Feller steht für die Fortsetzung der Arbeit von Franz Haug und Norbert Feith, Kurzbach für neuen Wind mit ungewisser Wirkung.

(gra)
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