Solingen Einmal gratis volltanken, bitte

Solingen · Die Stadtwerke haben zwei moderne Ladesäulen aufgestellt und planen weitere. Bis Jahresende kostet der Strom nichts.

88.550 Autos sind in Solingen zugelassen. Nur 247 davon fallen in die Gruppe der reinen Elektroautos. Es ist also noch ein weiter Weg bis zu den 7000 oder mehr Elektrofahrzeugen, die Experten im Jahr 2030 auf den Straßen der Klingenstadt erwarten. "Enorme Kraftanstrengungen" seien notwendig, um derartige Zahlen zu erreichen, hieß es schon vor einem Jahr bei der Auftaktveranstaltung zu "Solingen elektrisiert". Rund 80 Teilnehmer waren Anfang März 2017 ins Gebäude der Stadtwerke an der Beethovenstraße gekommen. Ein Ergebnis ihrer Diskussionen: Ohne die richtige Infrastruktur kann es nicht spannend werden.

15 Standorte für Ladesäulen - alle an gut frequentierten Orten wie etwa dem Bahnhof - wurden für Solingen empfohlen. Der Anfang ist jetzt gemacht: Bei der Umgestaltung ihres Vorplatzes richteten die Stadtwerke eine erste Stromtankstelle mit zwei Ladesäulen ein. Vier Fahrzeuge können an der "TankE" (wegen des Ökostroms mit grünem E) gleichzeitig aufgeladen werden. Die ältere Säule am Kundenparkplatz wird dafür aufgegeben.

"Seit Anfang des Jahres starten wir bei der Elektromobilität voll durch", sagt der zuständige Stadtwerke-Mitarbeiter Christian Olbrisch. Das gilt nicht nur für private Fahrzeuge, sondern auch für die Angebote an gewerbliche Kunden. Und die Besitzer von Pedelecs und E-Bikes profitieren ebenfalls: Die beiden Leuchten neben den Ladesäulen haben frei zugängliche Schuko-Steckdosen. Den Strom gibt es gratis.

Auch die Fahrer von Elektroautos zahlen bis Jahresende nichts, wenn sie an der Beethovenstraße die Batterie aufladen - unabhängig von der getankten Strommenge. Voraussetzung: Die Kunden haben einen "Klingen-TankE-Vertrag" abgeschlossen und nutzen die zugehörige kostenlose App. Mit ihrer Hilfe kann der Strom bezahlt werden, wenn das Gratis-Angebot abgelaufen ist. Sie führt den Kunden aber vor allen Dingen zu rund 5000 Ladesäulen in Deutschland und listet den tagesaktuellen Preis auf. Als das TankE-Netzwerk im vorigen Jahr von zwölf nordrhein-westfälischen Stadtwerken ins Leben gerufen wurde, waren die Solinger Gründungsmitglied. Inzwischen hat sich der Kreis auf 18 vergrößert. Die Koordination liegt bei der Rheinenergie in Köln.

"Die Kunden haben nach Ladesäulen gefragt", erläutert Pressesprecherin Lisa Nohl. Dass es etwas gedauert hat, liegt auch an der Finanzierung. Rund ein Drittel der Anschaffungssumme - jede Ladestation kostet 15.000 Euro - übernimmt das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Das aber wurde so mit Anträgen überhäuft, dass die Bearbeitung stockte. Den Förderbescheid haben die Stadtwerke immer noch nicht. Aber sie durften die Säulen errichten. "Wir wollen ein Zeichen setzen und auch ohne Zusage mit dem Ausbau beginnen", unterstreicht Peter Sossna, Geschäftsführer der Stadtwerke-Tochter Netze Solingen.

Ein Zeichen setzen die Stadtwerke auch mit dem Ladesäulen-Contracting für gewerbliche Partner. "Das Interesse ist sehr groß", berichtet Christian Olbrisch, der ein Rundum-sorglos-Paket anbieten kann. "Wir übernehmen die Installation und die Wartung und bieten bis zur Abrechnung alles aus einer Hand." Das erste Projekt wird mit einem Unternehmen aus der Wohnungswirtschaft umgesetzt.

Wer privat zu Hause Strom tanken will, kann sich von Fachunternehmen die rund 2000 Euro teure "Wallbox" an die Garagenwand montieren lassen. Stadtwerke-Kunden erhalten über das Förderprogramm Klingen-Plus einen Zuschuss in Höhe von 200 Euro. Bei der Wallbox wird der Strom über den Haushaltstarif abgerechnet. Zurzeit gibt es in Solingen drei Handwerksbetriebe, die ein Zertifikat als Elektromobilitätsexperten haben.

Beim Ausbau der öffentlich zugänglichen Ladesäulen ist auch an 15 Standorte im Zusammenhang mit dem Stadtwerke-Projekt Batterie-Oberleitungsbus (BOB) gedacht. Und es gibt eine Kooperation mit der Stadt-Sparkasse, die auch zum Tankwart werden will.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort