Solingen Eine Pulle Sommer für die Klingenstadt

Solingen · Am heißesten Tag des Jahres suchten viele Solinger Abkühlung. Erste Schulen gaben Hitzefrei. Das Freibad Ittertal verlängert seine Öffnungszeiten. Heute soll es noch heißer werden. Mediziner warnen vor Flüssigkeitsverlust.

Schon gestern Vormittag herrschte am Eingang zum Freibad Ittertal reger Betrieb. Mehrere Dutzend Solinger wollten sich bereits vor der offiziellen Öffnung um 12 Uhr abkühlen. Aus diesem Grund entschlossen sich die Verantwortlichen des Bades kurzerhand, die Badezeiten auszuweiten. "Bei schönem Wetter machen wir nun nicht mehr um 12, sondern um 11 Uhr auf", hieß es im Ittertal.

Auch heute gibt es wieder einen früheren Einlass. Gestern Nachmittag hatten sich die Liegewiesen in dem idyllisch gelegenen Bad gut gefüllt. Doch bei Temperaturen von über 30 Grad war das Sonnenbaden eine schweißtreibende Angelegenheit, weswegen die meisten Badegäste den Sprung ins kühle Nass vorzogen. Gestern lagen die Wassertemperaturen im Ittertal bei angenehmen 20 Grad – Tendenz steigend.

Das gilt auch für die Becken im städtischen Heidebad, wo das Wasser gestern rund 22 Grad warm war. Auch in Ohligs stellten sich die Bademeister auf den ersten "Großkampftag" des Sommers 2013 ein. "Bei uns war schon am Morgen viel los", sagte Bademeister Pill, der zusammen mit drei Kollegen vor Ort war.

Pünktlich um 10 Uhr öffnete das Heidebad seine Pforten, am späten Vormittag waren bereits rund 100 Gäste da. Bis zum Nachmittag stieg diese Zahl auf mehrere Hundert an – wobei die bisherige Badesaison eher mau verlief. "Es gab schon einige schöne Tage, aber offensichtlich war das Wetter da den Leuten noch ein bisschen zu unsicher", resümierte Bademeister Pill den bisherigen Saisonverlauf.

Einen Besuch im Freibad wollten auch Olesea Trofin und ihre Tochter Andrea (6) am ersten richtig heißen Tag des Jahres nicht versäumen. Doch zunächst kühlten sie sich mit einer großen Portion Eis in der Innenstadt ab. "Meine Tochter möchte am liebsten jeden Tag Eis essen, aber bei diesen Temperaturen muss das auch sein", sagte Trofin. Nach dem bisher eher bescheidenen Frühling freute sich Marco Foltran vom Eiscafé 2000 ebenfalls über die Hitzewelle: "Auf der Terrasse ist es schon den ganzen Tag voll." Er rechnet heute wieder mit vielen Besuchern.

Eine Abkühlung gönnten sich auch Michaela Mettmann und ihre Tochter Emmelie (6). Kühles Wasser sei gut bei den heißen Temperaturen – am besten bis zu den Knöcheln. Mit nackten Füßen, hochgekrempelten Hosenbeinen und einer großen Wasserpistole kühlten sich Mutter und Tochter im Brunnen am Neumarkt ab. "Endlich ist es mal richtig heiß", sagte Michaela Mettmann,

Die Klimaanlage der Sporthalle am Humboldt-Gymnasium lief derweil auf Hochbetrieb. Beim "Humboldt-Cup", einem stufenübergreifenden Fußballturnier, liefen und schwitzen die jungen Kicker um die Wette. "Wir wollten das Turnier nicht absagen, denn Schüler und Eltern hatten eigens leicht verderbliche Speisen vorbereitet", begründete Schulleiter Marko Voigt die Entscheidung. Und: "Hitzefrei muss vorbereitet werden." Schließlich verlassen sich vor allem berufstätige Eltern gerade bei jüngeren Schülern auf feste Schulzeiten.

Heute, nach einer voraussichtlich tropischen Nacht, soll es aber so weit sein. Ab 11.30 Uhr heißt es im Humboldt-Gymnasium: Hitzefrei für die Stufen fünf bis neun. Die Zeiten fester Temperaturgrenzen und schulbehördlicher Weisungen sind längst vorbei. Erste Solinger Schulen gaben gestern bereits hitzefrei. Sie entscheiden eigenständig je nach Einschätzung der Lage. Im Humboldt haben die Lehrer übrigens nicht frei, denn es gibt Betreuungsangebote für Schüler, die nicht nach Hause können. Das sei insbesondere auch in den Grundschulen verpflichtend, meldete der städtische Pressedienst. Hitzefrei für ältere Schüler ab Stufe 10 gebe es nicht. Unter 25 Grad darf kein Hitzefrei erteilt werden.

Von Hitzefrei kann auf der Baustelle am Hofgarten keine Rede sein. "Wir müssen auch bei 40 Grad arbeiten", sagte Bauarbeiter Patrick Hofmann. Ihm macht die Hitze jedoch nichts aus: "Das ist mir lieber, als bei der Arbeit klitschnass zu werden. Ich trinke einfach ein bis zwei Liter mehr, dann geht das."

Wie wichtig ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist, weiß auch Dr. Bernhard Plath, ärztlicher Leiter der Aufnahme an der St. Lukas Klinik. "Es ist sehr wichtig, viel zu trinken, am besten Wasser und ungesüßte Früchte- oder Kräutertees", sagt der Mediziner. Das gelte insbesondere für Kinder und ältere Menschen, bei denen die Gefahr des schnellen Austrocknens besonders groß sei. Sie sollten sich möglichst nicht direkter Sonne aussetzen und unnötige Belastungen vermeiden. Die Lukas-Klinik verzeichnete bereits gestern einen Anstieg von Patienten mit Schlaganfallsymptomatik (etwa Wortfindungsstörungen, Doppelbilder, taube Gliedmaßen). Sie könnten auch durch Flüssigkeitsmangel ausgelöst werden, hieß es aus dem Krankenhaus. Bei solchen Symptomen oder unklaren Beschwerden sollte ein Arzt aufgesucht oder auch ein Krankenwagen gerufen werden.

(RP)
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