Solingen Eine junge Schweizerin steht am Pult

Solingen · Eine Eidgenossin ist die 15. Stipendiatin im Fach Dirigieren der von den Bergischen Symphonikern im Jahr 1999 gegründeten Orchesterakademie. Susanne Rechsteiner studierte zunächst in Basel und Zürich Posaune. "Ich komme vom Land. Da ist ein Blechblasinstrument für eine Frau keine Seltenheit", sagt die Schweizerin lachend.

 Gruppenbild mit Stipendiatin (von links): Peter Kuhn, Nicole Hauser-Grüdl, Susanne Rechsteiner, Gundis Friege und Ruth Krabbe.

Gruppenbild mit Stipendiatin (von links): Peter Kuhn, Nicole Hauser-Grüdl, Susanne Rechsteiner, Gundis Friege und Ruth Krabbe.

Foto: Jürgen Moll

Im Opernhaus Zürich erlebte sie als Musikerin zum ersten Mal das Einstudieren einer Oper. Von da an war klar: "Das möchte ich auch machen. Ich möchte auch einmal eine Oper dirigieren", erinnert sie sich an das Interesse, das die komplexe Aufgabe des musikalischen Leiters damals in ihr geweckt hat. Über das Internet wurde sie sodann auf die Orchesterakademie aufmerksam. Ihre Bewerbung, bei der sie mit ihrer erfolgreichen Teilnahme am Europäischen Dirigierwettbewerb in Montreux punkten konnte, überzeugte den Akademievorstand und Generalmusikdirektor Peter Kuhn, so dass die 1995 geborene Studentin gestern bei den Schulkonzerten der Bergischen Symphoniker zum ersten Mal am Pult stehen konnte. Ein idealer Einstieg, findet sie. Für sie selbst baue dieses Konzert nicht ganz so viel Druck auf, als wenn sie direkt vor erwachsenem Publikum hätte dirigieren müssen.

Wobei gerade dieser Auftritt eine gute Übung sei, um technische Präzision zu üben, wissen Orchesterchef Kuhn sowie Fagottistin Ruth Krabbe und Cellist Thomas Schultze, die beide zum Vorstand des Vereins Orchesterakademie gehören. Weil die gespielten Werke in kurzen Sequenzen vorgestellt werden, um sie dem jungen Publikum näher zu erläutern, könne man hier Sicherheit im Auftritt gewinnen.

Am Ende der Spielzeit wird Susanne Rechsteiner einen Erfahrungsbericht vorlegen, der vielleicht genauso positiv ausfallen wird, wie die Berichte ihrer Vorgängerinnen. Schon jetzt erlebe sie innerhalb des Orchesters große Kollegialität, Hilfsbereitschaft und Unterstützung. Wo ihr Weg nach Beendigung des Studiums hin gehen wird, vermag sie noch nicht genau zu sagen. Auf jeden Fall habe sie jetzt schon gespürt, dass es bei Bewerbungen sehr gut ankomme, eine Stipendiatin der Orchesterakademie zu sein. Dankbar sind die ehrenamtlichen Orchestermusiker für die finanzielle Unterstützung der Sponsoren, zu denen ganz namhaft der Remscheider Club von Soroptimist International gehört. 3600 Euro hat der Serviceclub, der unter anderem die persönliche Entwicklung von Frauen besonders fördert, im letzten Jahr für die Akademie zur Verfügung gestellt. Davon kann ein halbes Stipendium im Fach Dirigieren finanziert werden. Dass Soroptimistin Gundis Friege bei jedem Philharmonischen Konzert im Foyer steht und zugunsten der Akademie Kunstkarten verkauft, sei ein tolles Zeichen der Solidarität, findet Ruth Krabbe.

Wann das Publikum die Akademistin erleben wird, steht noch nicht ganz fest. Auf jeden Fall wird sie weiterhin an den Schulkonzerten mitarbeiten. Und vielleicht auch in eine Opernproduktion eingebunden sein. Womit Susanne Rechsteiner ihrem großen Traum ein Stück näher kommen würde.

(RP)
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