Solingen Ein Neubau für den Datenschutz

Solingen · Das IT-Systemhaus Erdmann und die Sicherheitsberatung sicdata expandieren an der Schlachthofstraße. Dort wird die Nutzfläche von derzeit 330 auf 780 Quadratmeter mehr als verdoppelt.

 Der 44-jährige Unternehmer Tobias Erdmann gründete 1994 das Systemhaus Erdmann. Jetzt wird angebaut.

Der 44-jährige Unternehmer Tobias Erdmann gründete 1994 das Systemhaus Erdmann. Jetzt wird angebaut.

Foto: Stephan Köhlen

Tobias Erdmann braucht Platz: Seine 1994 gegründete Firma ist längst mehr als ein Systemhaus. "Wir sind weiter Infrastruktur-Dienstleister, werden aber immer stärker zum Consulter", sagt der 44-Jährige. Bereits 2011 rief der gebürtige Solinger zusätzlich die IT-Sicherheitsberatung sicdata ins Leben. "Wir wollen im Bergischen im Datenschutz federführend tätig sein. Die neue europäische Datenschutzgrundverordnung spielt uns in die Karten. Sie ist einer der Gründe, warum wir modernere und größere Räume brauchen." Die Verordnung wird am 25. Mai wirksam.

22 Köpfe zählt das Erdmann-Team zurzeit. Darunter sind fünf neue Mitarbeiter, weitere werden gesucht. Am Stammsitz an der Schlachthofstraße, an der man 1999 ein eigenes Gebäude bezog. Und in angemieteten Räumen an der Ritterstraße wird es eng.

Deshalb soll die Nutzfläche an der Schlachthofstraße von 330 auf 780 Quadratmeter mehr als verdoppelt werden - mit der Option, den zweigeschossigen neuen Anbau später noch aufstocken zu können. Erdmann: "Wir warten minütlich auf die Baugenehmigung. Die neue Hausnummer 23 b haben wir schon." Der Bau soll noch in diesem Jahr bezogen werden.

Eine neue Hausnummer bringt, bildlich gesprochen, auch die Datenschutzgrundverordnung mit sich. Tobias Erdmann beschäftigt seit Mitte vergangenen Jahres einen Justiziar und würde gerne einen weiteren einstellen. "Die Digitalisierung nimmt große Formen an", betont der Geschäftsführer der beiden IT-Firmen. "Viele Firmen fangen jetzt erst an, sich um Sicherheitsaspekte zu kümmern."

Fehlender Datenschutz kann teuer werden: Es drohen Bußgelder bis zu vier Prozent vom Gesamtumsatz eines Unternehmens. Tobias Erdmann: "Eine Unternehmensberatung musste 45.000 Euro zahlen, weil ihr Daten abhandenkamen." "70 Prozent der Vorfälle basieren auf dem Faktor Mensch", erläutert der gelernte Kaufmann. "Das ist das schwächste Glied in der Kette." Tobias Erdmann hat mit seinen Experten deshalb ein Datenschutz-Management entwickelt. Neben der entsprechenden Software - "daran haben wir über ein Jahr lang programmiert" - verkauft er auch eine Fortbildung zum Datenschutzbeauftragten.

Für die Kunden ist es gleich, wo das Erdmann-Team ansässig ist - sie werden per Ferndiagnose, Fernwartung und Videochat betreut. Neuen Mitarbeitern wie dem Justiziar - er kam aus Osnabrück - müsse man die schönen Seiten der Klingenstadt jedoch erst präsentieren, erklärt der Unternehmer. "Aber es bewegt sich etwas in Solingen. Wir haben Firmen, die sich auf die Zukunft spezialisieren. Und ich habe zum ersten Mal seit langer, langer Zeit das Gefühl, dass die Stadtoberhäupter verstehen, was vor sich geht."

Dass er selbst in Solingen rund 750.000 Euro investiert, hat auch mit der Zukunftssicherung zu tun: Sein Sohn Philip, ein Techniker, der heute 20 Jahre alt wird, trat vergangenen Herbst ins Unternehmen ein. "Das ist ein Grund mit für den Neubau. Ich war auch sehr jung, als ich mich selbstständig gemacht habe. Jetzt bin ich langsam an einen Punkt gekommen, wo es mir leichter fällt loszulassen. Leider machen sich viel zu wenig junge Menschen selbstständig. Wir haben im Gegensatz zu Jungunternehmern etwa in den USA oder in Israel immer noch Angst vorm Versagen", sagt Tobias Erdmann.

www.meindatenschutz.de

(flm)
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