Solingen Ein Museum für alle

Solingen · Als zeitlos und zugleich dynamisch könnte man das Industriemuseum bezeichnen. Der Fallhammer saust mit einem lauten Knall nach untern, in der Luft liegt ein öliger Geruch. Hier werden Scherenrohlinge mit den gleichen Abläufen hergestellt wie vor 100 Jahren. Auf der Bewahrung dieses historischen Erbes will sich die Museumsleitung aber nicht ausruhen und ist stets bestrebt, neue Höhepunkte für Familien und Kinder anzubieten. "Wir feiern den Geburtstag nicht groß", sagt Standortleiter Jochem Putsch mit einem Anflug von Tiefstapelei und verweist darauf, dass es ohnehin schon viele Programmpunkte in diesem Jahr gebe.

Dabei kann sich das Jubiläum wahrlich sehen lassen. Schließlich ist der Schauplatz in Solingen von den sechs Standorten des LVR-Industriemuseums der älteste. "Wir wollen kein Museum nur für Bildungsbürger, sondern für alle", erklärt Walter Hauser, Gesamtleiter aller Standorte die Philosophie. Die größte Besucherklientel sind Familien mit Kindern.

Nach der Schließung der Gesenkschmiede Hendrichs 1986 wurden die ehemaligen Mitarbeiter übernommen und konnten den erstaunten Gästen von nun an vorführen, wie sie zuvor gearbeitet hatten. Einer von ihnen beschrieb den veränderten Umgang mit Werkzeugen und Metallteilen ironisch: "Früher war das alles Schrott, heute sind das Exponate." Noch heute führt ein früherer Mitarbeiter der Gesenkschmiede durch die Werkstätten.

Inzwischen ist das Museum längst mehr als nur ein Denkmal der Industriekultur im Bergischen Land. Theateraufführungen, Jazz- und Klassikkonzerte in den Räumlichkeiten der Gesenkschmiede zeugen genauso davon, wie die Sonderausstellung "Erde im Fieber" zum Thema Klimawandel und Umweltschutz, die mit großem Erfolg seit dem Sommer läuft und entgegen der ursprünglichen Ankündigung noch bis zum 15. Januar geöffnet bleiben wird. Am Sonntag, 20. November, ist der Eintritt zur Ausstellung frei. Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit im LVR-Industriemuseum ist die Integration von Behinderten, für die es auch individuell abgestimmte museumspädagogische Angebote gibt. Zudem ist das Museum komplett barrierefrei.

Zu den Aufgaben gehört laut Jochem Putsch eine stärkere Zusammenarbeit mit der Bergischen Entwicklungsagentur, um das Museum in die Tourismuskampagne einzugliedern. Außerdem geplant sind ein Fahrradmarkt und eine eigene Ausstellung zur Schere. Das Industriemuseum macht Weihnachtsferien vom 24. Dezember bis zum 9. Januar 2012.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort