Solingen Ein Kleinod vor dem Verfall

Solingen · Am 23. Juli hat die Stadt das Birkerbad dichtgemacht – vielleicht für immer. Die Zahlen, wie hoch die Kosten für eine Sanierung des Bades an der Birker Straße sowie für das Hallenbad Vogelsang wären, liegen jetzt vor. Allerdings hütet die Stadtspitze diese derzeit wie einen Augapfel.

Das Birkerbad in Solingen
10 Bilder

Das Birkerbad in Solingen

10 Bilder

Am 23. Juli hat die Stadt das Birkerbad dichtgemacht — vielleicht für immer. Die Zahlen, wie hoch die Kosten für eine Sanierung des Bades an der Birker Straße sowie für das Hallenbad Vogelsang wären, liegen jetzt vor. Allerdings hütet die Stadtspitze diese derzeit wie einen Augapfel.

"Das Hallenbad bleibt bis auf weiteres geschlossen" informiert ein ausgedruckter DIN A4-Zettel vor dem Eingang des Birkerbades. Seit den Sommerferien ist der Badebetrieb eingestellt. Erst mal nur für so lange, bis man weiß, wie es weiter geht. Innerhalb von 14 Tagen könnten Badegäste in dem alten Gemäuer an der Birkerstraße wieder ihre Runden ziehen — wenn der Bedarf da wäre. So lange dauerte es, den Betrieb wieder komplett hochzufahren. Beispielsweise ist das Wasser für die Duschen abgestellt.

Mitte November Zahlen auf Tisch

Doch die Beantwortung dieser Frage ist derzeit wohl eines der best gehütetsten Geheimnisse in der Stadtverwaltung. Und so gibt man sich dazu im Rathaus äußerst wortkarg. Liegt doch die von der Politik angemahnte Kostenaufstellung für eine Sanierung und Aufrechterhaltung sowohl des Birkerbades als auch des Hallenbades Vogelsang endlich auf dem Tisch. Bevor aber auch nur eine einzige Zahl an die Öffentlichkeit gelangt, will nach den Herbstferien zunächst der komplette Verwaltungsvorstand bestehend aus Oberbürgermeister und seinen drei Dezernenten über die daraus zu ziehenden Schlüsse diskutieren. Ein Vorschlag der Verwaltung könnte dazu dann endlich Mitte November vorliegen.

Betriebsbereit werde das Bad so lange gehalten, bis es einen anderen politischen Beschluss gebe, heißt eine weitere karge Antwort aus dem Rathaus. Doch dieser wird frühestens zur Verabschiedung des Haushaltes für 2012 fallen, also irgendwann im kommenden Sommer. Bis dahin ist das Schwimmbecken mit Wasser gefüllt, damit die Fliesen nicht von den Wänden fallen, und auch die Heizung läuft, damit in dem Bau aus der Jahrhundertwende nichts einfriert. Aktuell hat das Wasser noch eine Temperatur von gefühlten 23 Grad, doch wird sie im Laufe der nächsten Wochen nach und nach absinken.

Derweil kann Ernst Lauterjung, Sportausschussvorsitzender und SPD-Fraktionschef, nicht nachvollziehen, warum das alles so lange dauert. Immerhin hat die Lebenshilfe bereits Mitte April das Handtuch geworfen. Und der erste Bäderworkshop der Stadt ging am 6. September ohne Ergebnis über die Bühne. Er wolle jetzt Druck machen, sagte er gestern im Gespräch mit unserer Zeitung.

Dabei ist dem SPD-Fraktionsvorsitzenden auch ohne Zahlenkenntnis klar, dass es letztlich darum gehen wird, im kommenden Jahr unpopuläre Entscheidungen seitens der Politik zu fällen. Mindestens ein Bad wird zu schließen sein. Die Ratsmehrheit um die SPD als größte Fraktion hatte im Juni den Umbau des Birkerbades in ein Gesundheitsbad ins Spiel gebracht — auch als Reaktion auf den CDU-Vorschlag, es als Familienbad auszubauen und dafür das Hallenbad Vogelsang zu schließen.

Die Summe, die die CDU ins Spiel brachte — zwölf Millionen Euro — scheint um einiges realistischer, als die um einige Millionen niedrigere Zahl, mit der die Lebenshilfe hantierte. Doch für das Hallenbad an der Birkerstraße ist es wohl schon fünf nach zwölf. Der Verfall scheint kaum noch aufzuhalten zu sein.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort