Solingen Ein geläuterter Geizhals

Solingen · Mit der Solinger Weihnachtsgeschichte hat das Stadtensemble nun im dritten Jahr ein mitreißendes Kinderstück, angelehnt an einen Klassiker, auf die Bühne gebracht. Gestern war Premiere im ausverkauften Theater.

Ein Stück von 1843, aufgeführt 166 Jahre später vor Kindern ab sechs Jahren, da muss schon viel von der heutigen Zeit einfließen, um die kleinen Theaterbesucher bei der Stange zu halten. Das wissen die Darsteller des Solinger Stadtensembles um Regisseur Michael Tesch, und das weiß Uwe Dahlhaus, der nun nach Shakespeares Sturm und dem Sommernachtstraum schon zum dritten Mal einen Klassiker bearbeitet hat: Die Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens. Gestern war Premiere und die Kinder bleiben bei der Stange: 120 Minuten lang. Alle acht Vorstellungen sind so gut wie ausverkauft. Viel Lokalkolorit, Lichteffekte an der Decke, leise rieselnder Kunstschnee, ein riesiger Truthahn und ein flottes "Jingle Bells" am Ende waren neben den Darstellern des Stadtensembles und den vier Musikern, die im Orchestergraben Platz genommen haben, Garant für den Erfolg. Ulf Seiffert, Mutz, Peter van der Heusen und Philip Mancarella waren es dann auch, die für ihre jazzigen Versionen von Weihnachtslieder-Klassikern den ersten Applaus bekamen.

Drei Ensembles vereint

Wieder ist es Regisseur Michael Tesch gelungen, neben den drei Kindern Luzie Berkenkopf, Leonie Cronauge und Amira Kemperdick die Darsteller von drei so unterschiedlichen Bühnen wie dem Ensemble Profan, den Höhscheider Bühnenspielen und der Theatergesellschaft Wohlgemuth gemeinsam auf die Bühne zu bringen und jeden nach seinen ganz persönlichen Fähigkeiten einzusetzen.

Getragen wird die Inszenierung von Hauptdarsteller Uwe Dahlhaus in der Rolle des hartherzign Geizhalses Ebenezer Scrooge der sich zum gütigen alten Herren wandelt, der sein Geld den Armen gibt und von Renate Kemperdick, die als Straßenmusikerin Jenny die Kinder mit ihrem Leierkasten durch die Handlung führt. Die wiederum bietet allerlei Turbulenzen, lässt gleich drei Geister der Weihnacht (Jürgen Nippel, Friedhelm Götze und Georg Frühwirth) erscheinen und nimmt die Kinder mit in Familien, in denen es keineswegs selbstverständlich ist, dass ein warmes Essen auf dem Tisch steht oder die Wohnung gemütlich geheizt ist. Doch den Kindern wird auch eines vor Augen geführt: Der größte Geldsegen nützt nichts, wenn man keine Freunde hat, keine Menschen, die einen mögen oder gar lieben.

Und diese Botschaft ist heute genau so wie vor 166 Jahren aktuell, auch wenn sie anno 2009 mit anderen Worten gesagt wird: "Wer stets findet, dass Geiz geil ist, zahlt am Ende immer mehr", lässt Jenny mit ihrer Drehorgel die Kinder wissen. Und es scheint, als hätten das alle verstanden.

(RP)
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