Serie Mein Viertel: Widdert (13) Ein Dorf mit herzlichen Bewohnern

Solingen · Erst seit drei Jahren lebt Holger Kunz in Widdert.

Als er im Juni 2010 eine volle Stelle als Kirchenmusiker der evangelischen Gemeinde Widdert antrat, zog Kunz von Wuppertal-Cronenberg in den Solinger Süden. "Widdert ist ein sehr dörflicher Stadtteil, da wollte ich auch privat Präsenz zeigen", sagt Kunz.

Immer besser kennengelernt hat er das Viertel bei seinen regelmäßigen Erkundungstouren mit dem Roller. Bei einer dieser Fahrten hat er schnell eine Besonderheit im Stadtteil entdeckt: den Puppendoktor an der Rölscheider Straße. "Die ganze Wohnung der Inhaberin sieht aus wie eine Puppenstube", sagt Kunz. Die Gelegenheit hat er sofort genutzt und einige seiner Bauchrednerpuppen dort vorbeigebracht: "So etwas gibt es doch nicht so oft." Eben diese Eigenheiten sind es, die Kunz an Widdert gefallen.

Eine weitere dieser Besonderheiten liegt direkt neben seinem Wohnhaus, von dort aus blickt er auf das Café Blauer Kotten. "Hier gibt es den besten Kuchen der Welt", sagt Kunz. Das außergewöhnliche Café und sein leckerer Kuchen seien bis nach Wuppertal bekannt, meist bekomme man kaum einen Sitzplatz in dem urig eingerichteten Zimmerchen. "Die Rezepte hütet die Betreiberin wie ihren Augapfel", berichtet Kunz. Sein persönlicher Favorit ist der Schokoladenkuchen mit Weinbrand und Marzipan.

An Widdert schätzt der gebürtige Gelsenkirchener außerdem das viele Grün: "Für mich als Ruhrpottjunge ist das natürlich ein Traum. Ich gehe einmal um die Ecke und kann stundenlang spazieren gehen." Gleich hinter der Börsenstraße erstreckt sich ein tolles Waldgebiet, "auch das habe ich bei einer Rollertour entdeckt", sagt Kunz. "Ganz schnell ist man außerdem unten im Rüden und kann an der Wupper entspannen."

Widdert ist mittlerweile der Lebensmittelpunkt des 46-Jährigen. Auch innerhalb der Stadt bleibt der Wahl-Solinger am liebsten in seinem Viertel. "Wenn man richtig einkaufen möchte, muss man leider in andere Stadtteile fahren", sagt Kunz. Auch die ärztliche Versorgung sei in anderen Stadtteilen besser, "doch eigentlich fehlt es hier an nichts", so Kunz. Lediglich eine Autowerkstatt im Stadtteil würde sich der Kirchenmusiker wirklich wünschen.

Da Kunz sein Hobby zum Beruf gemacht hat, verwundert es nicht, dass sein Arbeitsplatz in der evangelischen Kirchengemeinde gleichzeitig auch sein Lieblingsort im Stadtteil ist. Das liegt vor allem auch an den Menschen, die er dort trifft: "Die Kirche ist für mich ein Ort der Begegnung. Hier treffen Jung und Alt, aber auch verschiedene Nationalitäten ohne Probleme aufeinander."

So wie er von den Gemeindemitgliedern aufgenommen wurde, ist für Kunz auch der gesamte Stadtteil: "in erster Linie herzlich."

(RP)
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