Solingen Durststrecke im Hallenbad

Solingen · Die sechswöchige Schließung des Hallenbades Vogelsang, aber auch das kühlere Wasser sind Diskussionsthema im Bistro mit Blick in die städtische Schwimmhalle. Das verprelle Kunden, heißt es. Eine Bestandsaufnahme.

Bei Dieter und Gudrun Jürgens, Christine Werner, Ursula Hellwig, Irmgard und Friedrich Wolfertz ist dienstags und freitags ein Termin fest eingeplant. Sie treffen sich seit Jahren vormittags mit den anderen aus dem zwölfköpfigen Freundeskreis im Hallenbad Vogelsang — zur Wassergymnastik, die die Schwimm-Meister an vier Tagen in der Woche ermöglichen.

"Das Besondere bei uns ist der persönliche Kontakt zu den Gästen und zum Schwimm-Meister." Es sei eben nicht anonym, sagt Michael Muhr. Er hat die Gymnastikgruppe gestern geleitet. Jetzt schaut er noch kurz im Bistro vorbei, um mit den Stammgästen einige Sätze zu wechseln.

Erst Gesundheitssport, anschließend Geselligkeit beim Espresso — das ist eine beliebte Kombination im Vogelsanger Hallenbad. Dieter und Gudrun Jürgens, Christine Werner, Ursula Hellwig, Irmgard und Friedrich Wolfertz sitzen ebenfalls noch einen Moment zusammen. Die sechswöchige Schließung des Bades ab 11. Januar wegen einer Komplettsanierung der Decke (wir berichteten gestern) ist auch bei ihnen Thema an den Bistrotischen mit Blick in die Schwimmhalle.

"Dann müssen wir uns eben woanders treffen, wahrscheinlich in Wuppertal oder Haan", sagen sie, und sie sind erstaunt, warum eine derart aufwändige Reparatur ausgerechnet im Winter durchgeführt wird. Warum mache die Stadt dies nicht im Hochsommer zur Freibad-Zeit? Vogelsang sei doch Schwerpunkt-Hallenbad beim öffentlichen Schwimmen.

Bei der Stadt wurde der Termin für die Decken-Arbeiten auf Januar/Februar festgesetzt, um noch vor Beginn der geplanten Klingenhallen-Erweiterung fertig zu sein.

Badegäste nebenan am Bistro-Tisch werden unterdessen noch deutlicher angesichts der bevorstehenden eineinhalbmonatigen Schließung. "Wir gehen zur Konkurrenz in die Nachbarstadt. Und wenn es uns dort gefällt, bleiben wir in Zukunft da." Verprellt werden nach den Worten der meist älteren Schwimmer der Wasser-Gymnastikkurse die Kunden aber ebenso durch die seit ein paar Wochen um ein Grad abgesenkte Wassertemperatur. "Es ist wirklich frisch", sagen sie. Ein Schwimmer, der zügig seine Bahnen ziehe, merke das nicht so. "Aber für ein Schwätzchen am Beckenrand ist das Wasser für uns jetzt zu kalt."

Weniger Badegäste

Dies bekommt auch Bistro-Gastronom Emanuele Melchionda zu spüren. Die Umsätze seien um 20 bis 25 Prozent zurückgegangen. Es kämen einfach weniger Badegäste. Die Verwaltung hat dem Bistrobetreiber die sechswöchige Schließung des Hallenbades angekündigt. "Wir haben aber dann keine Einnahmen und alle, die hier arbeiten, auch keinen Verdienst."

Sportausschuss-Vorsitzender Ernst Lauterjung (SPD) hätte sich frühzeitiger eine "vernünftige Information" über die anstehenden Sanierungsarbeiten im Hallenbad Vogelsang gewünscht. "Dann hatten wir woanders Schwimmzeiten für die Öffentlichkeit freischaufeln können" — sei es im Birkerbad, an der Sauerbreystraße in Ohligs oder im Klingenbad. Er könne den Ärger der Öffentlichkeit verstehen.

"Wir werden mal wieder vor vollendete Tatsachen gestellt." Lauterjung will das Thema in der nächsten Sportausschuss-Sitzung auf die Tagesordnung setzen, um einmal generell zu überlegen, wie man derartige Informationen zukünftig in den Ausschuss-Unterlagen umfänglich aufarbeitet. "Wir Ausschuss-Mitglieder werden doch von den Schwimmern und Vereinen danach gefragt."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort