Solingen Druck auf Konfirmanden steigt

Solingen · Turbo-Abitur, Übermittagsbetreuung und Nachmittagsunterricht – nicht nur die Sportvereine bekommen die langen Schultage zu spüren, auch die Kirchengemeinden. Sie müssen neue Konzepte entwickeln.

Hausaufgaben, Ganztag und Nachmittagsunterricht lassen den Schülern nicht mehr viel Zeit. Für viele Jugendliche hört der Stress nicht auf, wenn sie die Schule hinter sich haben: Instrumentenunterricht oder Sporttraining. Ja, und dann gibt es da noch den Konfirmandenunterricht. Die Pfarrer der evangelischen Gemeinden bekommen die Zeitnot der Jugendlichen jedenfalls zu spüren. Um eine für alle akzeptable Lösung für das Problem zu finden, versuchen sie sich in verschiedenen Modellen. Denn darin sind die Kirchengemeinden frei. Vorgeschrieben ist allerdings die Stundenzahl, die bis zur Konfirmation abgeleistet werden muss.

Pfarrer Helmut Benedens von der evangelischen Gemeinde Ketzberg hatte bislang seinen Konfirmandenunterricht auf zwei Jahre angelegt, immer alle 14 Tage gab es eine Doppelstunde. Ab diesem Jahr möchte er umstrukturieren. "Ich bin mit der bisherigen Regelung nicht mehr zufrieden", erklärt er. Unterricht alle zwei Wochen sei zu weit auseinander. "Wenn ich mal krank bin oder ein Jugendlicher, sieht man sich gleich vier oder sechs Wochen nicht", bemängelt Benedens.

Deshalb stellt die Gemeinde Ketzberg nun um – auf ein Jahr mit wöchentlichem Konfirmandenunterricht. Bedingt durch den Nachmittagsunterricht der Jugendlichen hat Pfarrer Benedens auch die Anfangszeiten geändert. "Wir müssen später anfangen", erklärt er.

"Wir haben einen neuen Versuch gestartet", berichtet auch Pfarrerin Jutta Degen von der Stadtkirche am Fronhof. So findet hier der Konfirmandenunterricht wöchentlich mit einer Zeitstunde statt. "Ansonsten bieten wir Wochenend- und Ferienfreizeiten an, um auf die vorgeschriebene Stundenzahl zu kommen."

An den Wochenenden sei es jedoch auch eher schwierig. "Weil die Jugendlichen dann in den Vereinen unterwegs sind", erklärt Jutta Degen.

Die Schüler sind sehr belastet

Die Dorper Gemeinde bietet inzwischen sogar mehrere Möglichkeiten an. "Bei uns gibt es das traditionelle Modell mit zwei Jahren Unterricht", erklärt Pfarrer Joachim Römelt. Dort wurden zwei Variationen entwickelt: einmal 14-tägig mit einer Doppelstunde und einmal wöchentlich mit einer Stunde.

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit des K3-Modells. Im Alter von acht Jahren absolvieren die Kinder ihr erstes Konfirmandenjahr. Das zweite dann, wenn sie 13 Jahre alt sind. "Wir tragen dem Rechnung, dass die schulische Belastung immer größer wird", sagt Römelt. Die Achtjährigen seien noch nicht so unter Druck. Außerdem seien sie in diesem Alter für viele Dinge noch aufgeschlossener.

Römelt erlebt, wie sich die Schullandschaft deutlich ändert. Und die Schüler seien sehr belastet. Hier ein kreatives Modell zu entwickeln, sei die künftige Aufgabe der Gemeinden.

(RP)
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