Solingen Dreiste Metalldiebe plündern 50 Gräber

Solingen · Auf dem Parkfriedhof in Gräfrath und dem Ohligser Waldfriedhof hinterließen die Täter bei dem Diebeszug eine Spur der Verwüstung.

 Friedhofsverwalter Andreas Brühne fand am Morgen die herausgerissenen Grablampen vor.

Friedhofsverwalter Andreas Brühne fand am Morgen die herausgerissenen Grablampen vor.

Foto: stephan köhlen

Als Friedhofsverwalter Andreas Brühne gestern Morgen am Telefon davon erfährt, was sich in der Nacht in Ohligs und Gräfrath zugetragen hat, traut er zunächst seinen Ohren nicht. Auch Stunden danach hat er noch mit sich zu kämpfen. "Das, was hier passiert ist, ist eine Überschreitung einer moralischen Grenze. So etwas habe ich noch nie erlebt", sagt der Friedhofsverwalter, der schon seit 20 Jahren im Dienst ist.

Bislang unbekannte Täter haben in der Nacht zu gestern auf dem Parkfriedhof in Gräfrath und dem Waldfriedhof in Ohligs zusammen etwa 50 Gräber geplündert. Abgesehen hatten sie es im Schutz der Dunkelheit auf Grablampen und Blumenvasen aus Metall. Dabei hinterließen sie eine Spur der Verwüstung. Vasen und Lampen, die auf massiven Steinsockeln befestigt sind, rissen sie aus der Erde und hinterließen auf den Gräbern tiefe Löcher. Einige der Metallaufsätze schraubten sie ab und nahmen sie mit, andere ließen sie wahllos auf dem Friedhofsgelände liegen.

Die Stadt Solingen hat bereits Anzeige gegen unbekannt erstattet. Die genauen Details waren gestern noch nicht bekannt. Mindestens handelt es sich aber um Diebstahl. Darüber könnte mit der Störung der Totenruhe ein weiterer Straftatbestand berührt worden sein. Momentan wertet die Polizei noch die Spuren aus, die Schäden wurden schon am Morgen aufgenommen. Auch wenn die Polizei gestern noch nicht bestätigen konnte, mit welchem Motiv die Gegenstände entwendet wurden, liegt die Vermutung nahe, dass es sich bei den Tätern um professionelle Diebe handelt. "Das muss organisiert abgelaufen sein", ist sich Norbert Motzfeld vom städtischen Grünflächenamt sicher. Darauf deutet nicht zuletzt die Tatsache hin, dass sie nicht alle der Gegenstände mitnahmen. Eher wertloses Gusseisen ließen die Diebe zurück, Lampen aus wertvollerem Messing oder aus Bronze gehörten nicht zu den zurückgelassenen Objekten. Die Diebe wissen: Mit Metalleschrott lässt sich gutes Geld verdienen. Für das Kilo Messing gibt es 2,25 Euro, für das Kilo Bronze sogar einen Euro mehr. Kupfer liegt bei 3,60 Euro das Kilo, Edelstahl hingegen nur bei 75 Cent. Und nirgendwo ist der Schrott einfacher zu stehlen als auf Friedhöfen. Wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, die Täter zu fassen, das kann derzeit aber noch niemand sagen. Offenbar gehen die Taten aber auf denselben Täter zurück. Die Taten erfolgten zeitlich parallel und die Täter hinterließen auf beiden Friedhöfen dieselbe Spur der Verwüstung. In beiden Fällen waren nur Gräber direkt im Eingangsbereich betroffen. In Gräfrath waren es 20 Gräber, Ohligs traf es mit 30 noch schlimmer.

Auf dem entstandenen Schaden bleiben zunächst wohl die Angehörigen sitzen. Zwei ältere Damen machten sich gestern Mittag, kurz nachdem sich die Nachricht bis zu ihnen herumgesprochen hatte, besorgt auf den Weg in Richtung Friedhof, dorthin, wo ihre verstorbenen Ehemänner liegen. "Dass die Täter selbst vor der Totenruhe nicht zurückschrecken, ist schockierend", erklärte eine der Damen. 600 Euro hatte sie für die bronzene Vase und die Lampe auf dem Grab ihres Mannes bezahlt. Bei oft schmaler Rente ist das viel Geld. Die Dame hatte aber Glück. Andere traf es härter. "Für die Angehörigen tut es mit Leid. Sie sind doppelt geschädigt", entgegnet Brühne. "Wir sind empört, schockiert und fassungslos."

Diese jüngsten Taten sind NRW-weit lange kein Einzelfall. In Duisburg machten sich Metalldiebe im vergangenen Juni an 100 Gräbern zu schaffen. Auch damals hatten es die Täter vor allem auf Gegenstände aus Messing abgesehen, um sie auf dem Schwarzmarkt für viel Geld weiterzuverkaufen.

(RP)
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