Doppel-Open-Air in Solingen Festival-Atmosphäre im Walder Stadion
Update | Solingen · Bei bestem Sommerwetter feierten Radio RSG und die KG Muckemau ihre Jubiläen. Tim Bendzko und Kamrad lockten am Freitag vor allem weibliches Publikum. Am Samstag bestimmten „kölsche Tön“ das Programm.
Da staunte selbst Bläck Fööss-Urgestein Erry Stoklosa, als inmitten der Menschenmenge im Walder Stadion mehrere junge Frauen in die Höhe gehoben wurden. Am Abend des ersten Open-Air-Tages war unter den Mitgliedern verschiedener Solinger Tanzgruppen die Idee entstanden, am Folgetag gemeinsam die Auftritte von den Bläck Fööss, den Paveiern oder der Räuber mit Hebeformationen oder Flugeinlagen zu unterstützen. Sehr zu Freude der mehreren tausend Fans der kölschen Musik und des Karnevals.
Dass die jungen Männer und Frauen der Tanzformationen Klingenstadt, Muckemau und Schiwa am Abend sogar noch auf der Bühne stehen würden, damit hätten sie allerdings nicht gerechnet. Bei Radio RSG hatte Lena Spier in einem Interview vor dem Doppel-Open-Air anlässlich des 30-jährigen Geburtstags des Lokalsenders sowie des 11 x 11-jährigen Bestehens der KG Muckemau begeistert berichtet, dass sie mit der Tanzgruppe Klingenstadt einige Tänze zu Songs der „Räuber“ mit Begeisterung einstudiert haben. Diesen Mitschnitt schickte Jochen Ritter kurzerhand an die Band, die am Samstagabend das stimmungsvolle Festival abschließen sollte. „Daraufhin wollten die Räuber Lena unbedingt kennenlernen“, berichtete der Muckemau-Präsident.
Die Band hielt Wort – und während des Backstage-Treffens entschieden sich Torben Klein und Co. spontan, sich bei „Für die Iwigkeit“ akrobatisch begleiten zu lassen. Dieser ganz besondere Moment des Doppel-Open-Airs wurde noch besonderer, weil nach dem Anstimmen des „Räuber“-Hits die Technik plötzlich streikte. Charmant überbrückte Torben Klein den Tonausfall, um nach dem Song und dem Ruf nach Zugaben erkennen zu müssen: „Wir brauchen keine Band mehr, wir machen eine Tanzgruppe auf.“
Bei strahlendem Sonnenschein und Hochsommer-Temperaturen hatte der Solinger Jannik Föste am Freitag das Festival-Wochenende mit einer Akkustik-Session begonnen. Nach dessen gefühlvollen Songs übernahm Kamrad den musikalischen Part auf der Bühne im Walder Stadion. Natürlich präsentierte der Newcomer aus Wuppertaler seinen aktuellen Hit „I believe“, mit dem er aktuell weit vorne in den Charts vertreten ist.
Headliner des Abends war Tim Bendzko, der in Solingen sein 90-minütiges Tourprogramm zum Besten gab. Seine größten Hits wie „Muss nur noch kurz die Welt retten“ oder „Wenn Worte meine Sprache wären“ durften nicht fehlen.
Am Samstag stand das Doppel-Open-Air ganz im jecken Zeichen – mal abgesehen von Mike & the Waiters, die den zweiten Tag eröffnet hatten. Auf Einladung der Karnevalsgesellschaft Muckemau spielten neben den „Räubern“ die „Bläck Fööss“ sowie die „Paveier“. Letztere fühlten sich in der Jahnkampfbahn so wohl, dass sie erst nach vier Zugaben und knapp anderthalb Stunden die Bühne verließen.
Ähnlich erging es Santo Cosentino, der deutlich länger als geplant im Walder Stadion blieb und die Stimmung sowie auch die kölsche Musik sichtlich genoss. Für den Bürgermeister aus dem mit Solingen befreundeten Trappeto (Sizilien) und seine Delegation hatte der straffe Zeitplan eigentlich nur einen Aufenthalt von einer Dreivieertelstunde vorgesehen – bei der Ankunft allerdings gaben die „Paveier“ gerade ihre letzte Zugabe. Am Ende verfolgte Cosentino den gesamten Auftritt der „Bläck Fööss“ mit ihren Klassikern wie „Kaffeebud“, „Am Bickendorfer Büdche“ oder das „Spanien Leed“ – und blieb fast zweieinhalb Stunden.
Bei den Machern des Festivals herrschte Erleichterung, als die Sonne am Samstagabend über der großen Bühne langsam unterging und die Jahnkampfbahn in ein warmes Licht tauchte. „Anfang des Jahres war die Sorge groß, ob alle Planungen funktionieren würden“, erklärte Thorsten Kabitz. Rückblickend auf „zwei Tage mit einer tollen Atmosphäre“ bilanzierte der Radio RSG-Chefredakteur, dass das Walder Stadion als Veranstaltungsort einmal mehr sein Potenzial gezeigt habe: „Angesichts des riesigen Aufwandes und der Kosten war es richtig, das Open-Air über zwei Tage laufen zu lassen“.
Mit rund 8000 Besuchern an beiden Festival-Tagen blieb die Resonanz etwas hinter den Erwartungen der Organisatoren zurück. Bei den Planungen war mit einer Zahl von 5000 pro Tag kalkuliert worden. Nichtsdestotrotz zeigten sich die eigentlichen Organisatoren des Open- Airs sichtlich zufrieden, was vor allem an der grandiosen Stimmung am Samstag lag. „Wir hatten im Vorfeld viel Unterstützung von vielen Seiten, ohne die wir dieses Event nie hätten stemmen können“, sagte der Muckemau-Vorsitzende Ingo Ritter, der mit seinem Vater Jochen am Frühstückstisch die Idee der besonderen Feier zum 11 x 11. Geburtstags der Karnevalsgesellschaft hatte.