Solingen Digitaler Erfolg sichert Beschäftigung

Solingen · Audi-Betriebsrats-Chef Peter Mosch berichtete im Gründer- und Technologiezentrum am Grünewald, wie der Automobilkonzern die Digitalisierung vorantreibt und wie die Arbeitnehmervertreter daran mitarbeiten.

 Peter Mosch, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Audi AG, im Gespräch mit Solingens DGB-Vorsitzenden Jörg Becker.

Peter Mosch, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Audi AG, im Gespräch mit Solingens DGB-Vorsitzenden Jörg Becker.

Foto: mak

Digitalisierung ist Vision und Modebegriff zugleich, wenn es um die Zukunft der Arbeitswelt geht. Was hinter dem Begriff "Digitalisierung" steckt und was der Prozess für die Arbeitnehmer bedeutet, ist häufig unklar. Im Gründer- und Technologiezentrum berichtete Peter Mosch, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Audi AG, wie bei Autohersteller Digitalisierung bereits stattfindet und wie Arbeitnehmervertreter daran mitarbeiten. Sein Vortrag stand unter dem Titel: "Sackgasse oder Schnellstraße?" Prof. Dr. Jörg Becker vom DGB-Stadtverband Solingen betonte: "Die Frage brennt und ist kein Thema von morgen, sondern von jetzt. Wir sollten uns schleunigst auf den Weg machen und aktiv einklinken". Oberbürgermeister Tim Kurzbach verglich in seinem Grußwort die Digitalisierung mit der Dampfmaschine, die in Solingen einst skeptisch beäugt wurde, dann aber maßgeblich zum Erfolg des Industriestandortes beitrug. Mit Blick auf die ansässigen Automobilzulieferer mahnte er, sich der Digitalisierung der Automobilkonzerne "anzuschließen, um nicht abgehängt zu werden".

Peter Mosch beschrieb Digitalisierung als "digitale Revolution, in der sich Produkte und Systeme vernetzen". Diese Revolution sei aber nicht ruckartig erfolgt, sondern habe bereits vor Jahren begonnen. Daher sei es aus heutiger Sicht passender, von einer "Evolution der Arbeitswelt" zu sprechen, die gerade einen enormen Wachstumsschub erfahre. In der Zukunft aber werde man die aktuelle Phase womöglich als "vierte industrielle Revolution" bezeichnen.

Als mögliche Gefahren für die Arbeit und die Arbeitnehmerrechte durch den Einsatz von Robotern sieht Mosch niedrigere Produktionskosten und menschenleere Fabriken. Es gelte, das "digitale Lauffeuer" nicht nur einzudämmen, sondern für die Arbeitnehmer zu nutzen. Er rechnet durch die steigende Nachfrage für digitale Produkte mit einem Schub auf dem Arbeitsmarkt, auch in der Automobilbranche. Audis Errungenschaften beim automatisierten Fahren etwa seien ohne die Digitalisierung undenkbar gewesen. Auch im Karosseriebau arbeiten Menschen und Roboter bei Audi bereits zusammen. Mosch ist überzeugt: "Digitaler Erfolg sichert Profit und Beschäftigung." Es sei jedoch wichtig, dass die Arbeitnehmer die Digitalisierung mitgestalten. Mosch benennt konkrete Forderungen an Digitalisierung: Der Mensch muss weiter die Maschine steuern, es muss eine Entlastung der Arbeitnehmer erreicht werden, die Arbeitnehmer müssen mitbestimmen, und wenn Arbeitsplätze wegfallen, müssen neue Berufe geschaffen werden, etwa im IT-Bereich. Wichtig sei, "den Wandel in Bahnen zu lenken".

Deshalb entwickelt der Audi-Betriebsrat mit der Industriegewerkschaft Metall zurzeit eine "Vision 2030" zu den Themen "digitalisierte Produktion" und "Mitbestimmung", an der, so Peter Mosch, auch die Audi-Beschäftigten beteiligt sind.

(RP)
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