Solingen Die Zöppkesmarkt-Retter

Solingen · Beide sitzen im Stadtrat, der eine für die CDU, der andere für die SPD. Falk Dornseifer und Tim Kurzbach haben jetzt ein Zöppkesmarkt-Rettungsbündnis ins Leben gerufen. Mit erstaunlicher Resonanz. Anliegen: Statt Kirmes-Markt mit Profi-Ständen soll das Flair zurückkommen.

Beide sitzen im Stadtrat, der eine für die CDU, der andere für die SPD. Falk Dornseifer und Tim Kurzbach haben jetzt ein Zöppkesmarkt-Rettungsbündnis ins Leben gerufen. Mit erstaunlicher Resonanz. Anliegen: Statt Kirmes-Markt mit Profi-Ständen soll das Flair zurückkommen.

Herr Dornseifer, Herr Kurzbach, wie kommt es dazu, dass ein SPD-Ratsmitglied und ein Ratsherr der CDU eine Allianz zur Rettung des Zöppkesmarktes eingehen und damit quasi die große Koalition als Gestaltungsbündnis schmieden?

Dornseifer (schmunzelt) Wir kennen uns seit mehr als 30 Jahren über unsere gemeinsame Zeit beim Deutschen Roten Kreuz. Wir sind mit der Rot-Kreuz-Tasche über den Zöppkesmarkt gegangen und haben unseren Sanitätsdienst gemacht.

Kurzbach (lacht herzlich) Das hat für mich mit Politik eigentlich nichts zu tun. Ich bin ein Typ, der mit anpackt, wenn er sieht, dass etwas schief läuft.

Läuft denn etwas schief bei dem großen Kram- und Trödelmarkt am zweiten Septemberwochenende in der City?

Kurzbach Das ist doch schon seit Jahren ziemlich deutlich zu erkennen. Traditionelle Vereine und Gruppen werden immer weniger. Stattdessen haben wir viel zu viele kommerzielle Stände. Wer in den letzten Jahren mit offenen Augen über den Markt gegangen ist, hat erleben müssen, dass es deutlich weniger Besucher werden. Dabei ist der Zöppkesmarkt doch ein Aushängeschild für die Stadt. Diesem Anspruch wird er nicht mehr gerecht.

Dornseifer Der Zöppkesmarkt ist in Solingen eine Kult-Veranstaltung. Das muss er wieder werden. Leider ist davon nichts mehr zu spüren. Im vergangenen Jahr ist mir das mit Erschrecken besonders aufgefallen. Ich habe keine Lust, über einen Kirmes-Markt zu gehen und an 20 Pullover- und zehn Handy-Ständen vorbei zu kommen. Das Verhältnis von Profi-Ständen und Solinger Trödlern muss sich genau umkehren. Wir haben doch jetzt ein Verhältnis von 70 zu 30. Der Markt muss wieder zurück zur alten Tradition.

Damit kritisieren Sie Frank Decker und Klaus-Jürgen Schürg von der Arbeitsgemeinschaft Reise & Markt Solingen (Arge), die seit zwei Jahrzehnten die Veranstaltung ausrichtet?

Kurzbach Die Arge hatte jede Menge Zeit gehabt, etwas zu ändern. Die Kritik ist doch in ganz Solingen zu hören gewesen.

Welche Ideen haben Sie, es besser zu machen?

Kurzbach Wir haben einen komplett anderen Ansatz und sagen: Der Zöppkesmarkt muss etwas Gemeinnütziges werden und einen Mehrwert bieten. Alle sollen etwas davon haben. Wir wollen, dass der Zöppkesmarkt wieder ein Fest für die ganze Familie wird.

Dornseifer Der Name macht es doch bereits deutlich: Es müssen auch wieder mehr Solinger Stahlwaren auf den Markt kommen. Ideal wäre, wenn sich unsere Firmen mit ihren Mitarbeitern präsentieren. Damit könnten wir auch überregional punkten und mehr Besucher anziehen.

Wie wollen Sie das erreichen?

Dornseifer Wir gründen eine Firma. Das soll an diesem Montag passieren. Ergänzend zu unserer Firma gehört dann ein gemeinnütziger Förderverein, in dem Verbände, Firmen, Solinger Vereine und Privatpersonen gerne Mitglied werden können. Unser Ziel ist nicht, Gewinne zu erwirtschaften. Stattdessen müssen für Vereine, Verbände und auch für unsere Kinder günstige Standmieten angeboten werden.

Kurzbach Nach den Osterferien wollen wir uns mit allen Vereinen, Verbänden und Gruppen in großer Runde treffen. Jeder soll seine Wünsche und Ideen äußern.

Kann das funktionieren?

Kurzbach Die ersten Rückmeldungen sind sehr erfreulich. Es haben sich sogar Zöppkesmarkt-Teilnehmer gemeldet, die vor Jahren ausgestiegen sind.

Dornseifer Viele sprechen uns jetzt an und sagen: "Dann kann ich da ja wieder hingehen."

Und was sagen Decker und Schürg von der Arge zu Ihrem Vorstoß?

Dornseifer Wir werden miteinander darüber reden.

Kurzbach Die Arge ist nicht unser Problem. Wir machen unser eigenes Angebot für den Zöppkesmarkt. Dann muss die Stadt entscheiden, wem sie den Zuschlag gibt.

Gibt es im Rathaus denn schon erste Signale?

Kurzbach Ein erstes Gespräch gab es in der vergangenen Woche mit Oberbürgermeister Norbert Feith. Weitere Gespräche sind vereinbart.

Dornseifer Am liebsten würden wir den Zöppkesmarkt schon in diesem Jahr übernehmen. Wenn er noch ein Mal als Kirmesveranstaltung mit viel zu vielen Profis durchgeführt wird, könnten auch die letzten Vereine, die sich noch beteiligen, verloren gehen.

Was erwarten Sie von der Stadt?

Dornseifer Unseres Wissens hat die Arge die Durchführung der Veranstaltung bereits beantragt. Die Stadt muss jetzt handeln. Die Rechte des Zöppkesmarktes gehören zu Solingen. Eigentlich müsste das jährlich ausgeschrieben werden. Es müsste ein Anforderungsprofil entwickelt werden. Darauf können wir uns, aber auch andere sich dann bewerben.

Ein langes Zöppkesmarktwochenende kostet Geld. Sicherheitsauflagen sind zu erfüllen, die Müllentsorgung ist zu regeln und manches Weitere wie Sanitätsdienst und Musik. Ist das zu stemmen?

Dornseifer Die Kosten werden auf alle umgelegt. Wir haben keine Gewinnerwartung und wollen Sponsoren ins Boot holen.

Kurzbach Wir sind sehr optimistisch, dass der Schulterschluss gelingt. Der Zöppkesmarkt liegt vielen Solingern am Herzen.

Günter Tewes sprach mit Falk Dornseifer und Tim Kurzbach.

(RP)
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