Technische Betriebe Solingen melden rund 1100 Einsätze Zahl der wilden Müllkippen hat sich seit 2017 mehr als verdoppelt
Solingen · Die Technischen Betriebe Solingen (TBS) haben im vorigen Jahr rund 1100 wilde Kippen im Stadtgebiet beseitigt – „ein neuer Höchststand“, wie Stadtsprecher Daniel Hadrys auf Anfrage erklärt.
Das reihe sich ein „in den Trend einer steigenden Anzahl beseitigter wilder Kippen“: 2021 seien es bereits 1041 gewesen, im Jahr 2015 aber beispielsweise nur 419.
Seit 2017 hätten sich die Meldungen mehr als verdoppelt. Hadrys: „Das ist ein ungebrochener Trend, der zu viel Unmut in der Bevölkerung führt und den Verantwortlichen große Sorgen bereitet.“ Die Aufklärungsquote ist gering: Von den rund 1100 Fällen des Vorjahres konnten bislang 49 aufgeklärt werden – das entspricht einer Quote von 4,5 Prozent.
Die Stadt betont aber auch, dass die massive Steigerung der wilden Kippen nicht bedeute, dass Solingen dreckiger oder verschmutzter geworden sei. „Die Bürgerinnen und Bürger nutzen die Kanäle der TBS oder den Mängelmelder, um illegale Müllablagerungen zu melden“, so Jan-Tobias Welzel, Teilbetriebsleiter Stadtgrün und Stadtbildpflege.
Zudem lasse sich in den vergangenen Jahren beobachten, dass sich die Solinger mehr für Sauberkeit und Stadtbild interessieren und sensibilisierter für Umwelt- und Klimathemen sind. Jan-Tobias Welzel: „Dies freut uns natürlich sehr.“
Wilde Kippen seien ein gesamtgesellschaftliches Problem – einige Lösungsansätze würden noch nicht verfolgt: So gebe es für Autobatterien mittlerweile ein Pfandsystem, das Anreize schaffe, diese ordnungsgemäß zu entsorgen. „Leider hat der Gesetzgeber derartige Rücknahmesysteme noch nicht bei allen Abfällen, etwa bei Autoreifen, eingeführt“, bedauert Welzel.
Grundsätzlich, betont die Stadt, sei jede illegale Müllbeseitigung schlimm, da sie zu Lasten der Allgemeinheit und der Umwelt geht. Das beginne bei einer achtlos weggeworfenen Zigarettenkippe – in extremen Fällen würden aber auch größere Abfallmengen aus gewerblichen Bereichen als Lkw-Ladung einfach in die Landschaft gekippt. Einige der schlimmsten Fälle aus dem Vorjahr: Dämmmaterial in der Ohligser Heide, Autoreifen an der Langhansstraße oder ein Müllberg auf dem Wanderparkplatz Fleußmühle.
Neben der Meldung von wilden Kippen durch Solingerinnen und Solinger fahren die Mitarbeitenden der TBS kontinuierlich einige Stellen schwerpunktmäßig ab. Müll werde „bei Wind und Wetter und in teilweise sehr aufwendiger Handarbeit“ entsorgt. Kann der Verursacher ermittelt werden, gehen die Daten an den kommunalen Ordnungsdienst für ein Bußgeldverfahren. „Die TBS selbst haben keine Befugnis, diese Bußgelder zu verhängen. Die Zusammenarbeit mit dem kommunalen Ordnungsdienst funktioniert einwandfrei, dennoch arbeiten beide Seiten kontinuierlich daran, bestehende Abläufe zu verbessern“, teilt die Stadt mit.
Zudem sind zwei sogenannten Stadtbildwarte im Einsatz. Diese kontrollierten nicht nur, sondern informierten die Öffentlichkeit auch und sorgten dafür, dass Müll möglichst schnell entsorgt wird. „Diese Präsenz – vor allem an den Hotspots – kommt bei den meisten Bürgerinnen und Bürgern sehr gut an. Die Kontrollen werden als positiv wahrgenommen“, so Teilbetriebsleiter Jan-Tobias Welzel.
Wo immer möglich, sanktioniere die Stadt aber auch. Die rechtlichen Grundlagen für die Bestrafung illegaler Müllentsorgung fänden sich im Kreislaufwirtschaftsgesetz auf Bundesebene. Der hierzu gültige Bußgeldkatalog des Landes NRW „sieht für solche Verstöße ein Bußgeld zwischen 100 und 100.000 Euro vor“.
Bei den 49 ermittelten Verursacherinnen und Verursachern aus dem Vorjahr wurden entsprechende Bußgeldverfahren eingeleitet. Der Großteil der Verfahren sei aber noch nicht abgeschlossen, so dass leider keine Aussage über die Höhe der verhängten Bußgelder getroffen werden könne, so Stadtsprecher Daniel Hadrys.