Aus den Gemeinden Das Gemeindeleben beginnt an der Türschwelle

Solingen · Von Haus zu Haus zieht in diesen Tagen Pfarrer Christof Bleckmann, um die vielen Menschen seiner neuen Gemeinde in Solingen kennenzulernen.

 Pfarrer Christof Bleckmann möchte auch den Zukunftsprozess „Klingenkirche 2030“ mitgestalten.

Pfarrer Christof Bleckmann möchte auch den Zukunftsprozess „Klingenkirche 2030“ mitgestalten.

Foto: Thomas Foerster

Wenn es in einem evangelischen Haushalt irgendwo zwischen Stadtmitte und Gräfrath in diesen Tagen an der Tür klingelt, könnte draußen natürlich ganz einfach der Postbote stehen – vielleicht aber auch der neue Gemeindepfarrer. Denn Christof Bleckmann, der Mitte Mai seinen Dienst an der Ketzberger Kirche antrat, zieht in seinem neuen Arbeitsumfeld buchstäblich um die Häuser. Mit einem Packen Grußkarten ausgestattet macht er sich zwei bis dreimal pro Woche auf – gern am späten Nachmittag, wenn er viele Berufstätige zuhause antrifft. „Ich möchte alle Menschen, die zu unserer Gemeinde gehören, besuchen und kennenlernen“, formuliert er seinen Vorsatz.

Und in den letzten Monaten ist er auf seinem Weg schon recht weit herumgekommen: Fast 600 Haushalte klapperte der gebürtige Duisburger inzwischen ab – und lernte die vielfältigen Facetten seines Dienstortes kennen – von der verwinkelten Hofschaft bis zum urbanen Mehrfamilienhaus: „Es ist wirklich sehr interessant zu sehen, wie unterschiedlich die Menschen wohnen“, erzählt er. Und auch die Perspektiven auf die Corona-Pandemie, die immer wieder zur Sprache komme, seien sehr verschieden: „Für manche Gesprächspartner ist der Unterschied zur Zeit davor gar nicht so groß, weil sie ohnehin recht zurückgezogen leben, andere vermissen sehr stark die Kontakte“, schildert Bleckmann seine Begegnungen. Die finden ausschließlich vor der Türschwelle oder am Gartenzaun und mit gebührendem Abstand statt, wie der 56-Jährige klarstellt: „Wir gehen kein Risiko ein“, sagt er. Einladungen zum Kaffee lehne er daher stets höflich ab.

Es ist die Gratwanderung zwischen Verbundenheit und Distanz, die Bleckmann seit Dienstantritt wagen muss: Denn ein voller Gemeindesaal zur Begrüßung war ihm nach seinem Wechsel aus Langenfeld nicht vergönnt. Hinzu kamen kurze Gottesdienste unter penibler Einhaltung der Hygienevorschriften. Einen guten Eindruck habe er von seinem neuen Umfeld dennoch gewonnen: „Ich habe eine Gemeinde kennengelernt mit einem sehr engagierten und selbstbewussten Presbyterium.“ Es sei auffällig, wie wichtig es den Menschen in Ketzberg sei, füreinander da zu sein. Beim Einführungsgottesdienst an Christi Himmelfahrt empfingen ihn die Teilnehmer besonderen Geste: Sie hielten sich Zettel mit einer Willkommensbotschaft vor die Brust.

Pläne hat Bleckmann viele. Er wolle die Kontakte zu den Grundschulen und zur katholischen Kirche stärken und den Zukunftsprozess „Klingenkirche 2030“ mitgestalten, zu dem auch eine engere Zusammenarbeit der Ketzberger Kirche mit der Gräfrather Gemeinde zählt. „Wir sind in einer Phase, in der wir Kirche für die nächste Generation organisieren müssen, dabei ist viel Sensibilität gefragt“, sagt er. Zunächst aber geht seine Begrüßungsrunde weiter. Bei insgesamt 2600 Gemeindemitgliedern will er sich vorstellen – dabei orientiert er sich am Gemeindebrief-Verzeichnis. An verschlossenen Türen hinterlässt Bleckmann einen Gruß auf einer Karte. Ein paar Hausbewohner hätten ihn zwar auch schon abgewimmelt.

Mit der Zwischenbilanz seiner Kurzbesuche in der Gemeinde ist er aber offensichtlich sehr zufrieden: „Ich habe schon so viele Menschen an den Haustüren getroffen, die uns vertrauensvoll gewogen sind und an deren entscheidenden Knotenpunkten im Leben auch Kirche eine Rolle spielt.“

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