Karl-Heinz Sturm Die schwächsten Verkehrsteilnehmer schützen

Solingen · Fast vier Jahrzehnte stand der Solinger an der Spitze der Verkehrswacht, hat viele Projekte initiiert und mitverantwortet. Anlässlich des 65-jährigen Bestehens des Vereins blickt er zurück.

Herr Sturm, Sie sind 1960 als junger Mann in die Verkehrswacht eingetreten, waren 42 Jahre im Vorstand und bis vor rund sechs Wochen 37 Jahre erster Vorsitzender. Wie hat sich die Arbeit der Verkehrswacht über all die Jahre verändert?

Sturm Das Hauptaugenmerk der Verkehrswacht ist in der ganzen Zeit immer gleich geblieben: Es geht uns um den Schutz der schwächsten Verkehrsteilnehmer. Das waren damals die Kinder und sind heute die Kinder. Hinzu gekommen sind über die Jahre die Belange der älteren Verkehrsteilnehmer. Auf die Senioren haben wir früher nicht so sehr geachtet - schlichtweg, weil sie weniger mobil, nicht so viel unterwegs waren.

Im Straßenverkehr muss sich in den vergangenen 55 Jahren hingegen einiges geändert haben.

Sturm Allerdings. Die Zeiten sind nicht vergleichbar. Damals gab es keine Geschwindigkeitsbegrenzungen, kaum Fußgängerampeln oder Zebrastreifen. Das Auto war damals noch viel mehr ein Statussymbol. Heute hat ja fast jeder Haushalt einen Zweitwagen.

Sind Kinder heute - trotz des gestiegenen Verkehrsaufkommens - sicherer im Straßenverkehr?

Sturm Kinder bewegen sich heute auf jeden Fall sicherer im Straßenverkehr als früher. Hier sind ausdrücklich auch die intensiven Bemühungen der Polizei zu nennen. Durch ihre Verkehrserzieher haben Kinder auch ein ganz anderes Verhältnis zur Polizei.

Was hat Sie als jungen Mann denn damals im Jahr 1960 an der Arbeit der Verkehrswacht gereizt ?

Sturm Ich bin schon immer ein Autonarr gewesen, bin gerne Auto gefahren, habe immer Oldtimer gehabt, mit denen ich an Rallyes teilgenommen habe. Damals war ich gemeinsam mit dem Vorsitzenden der Verkehrswacht Mitglied im Solinger Automobilclub. Er hat mich angeworben. Mir ging es einfach um den Umgang mit dem Automobil.

Wie blicken Sie auf all die Jahre des ehrenamtlichen Engagements zurück?

Sturm Sie sind vergangen wie im Fluge. Wir haben viel gemacht, viel umgesetzt in dieser Zeit.

Zum Beispiel ?

Sturm Wir waren maßgeblich beteiligt an der Einführung der Schülerlotsen in Solingen. Zudem haben wir unter anderem unsere Jugendverkehrsschule einrichten und mit Fahrzeugen ausstatten können sowie den Verkehrsgarten für Kinder geschaffen. Besondere Freude haben mir unsere Verkehrskadetten gemacht...

... für die Sie sich sehr eingesetzt haben...

Sturm Das Projekt Verkehrskadetten ist so etwas wie mein Kind. Vor fünf Jahren konnten wir diese Abteilung einrichten. Regelmäßig sind unsere Verkehrskadetten beispielsweise beim Gräfrather Weihnachtsmarkt, aber auch bei anderen Veranstaltungen im Einsatz, wenn Straßen gesperrt werden müssen oder Verkehrsumlegungen notwendig sind. Mittlerweile engagieren sich hier 30 Jugendliche. Zugleich sind sie gewissermaßen auch unsere einzige Einnahmequelle.

Wie finanziert sich denn der Verein Verkehrswacht Solingen?

Sturm Ausschließlich über die Beiträge unserer Mitglieder: 15 aus der Industrie und 60 Bürger sowie über Spenden und eben die Einnahmen der Verkehrskadetten.

Das heißt, die finanziellen Mittel sind eher knapp?

Sturm (nickt) Aus diesem Grund musste ich mich auch so für die Verkehrskadetten einsetzen, denn natürlich war die Einrichtung dieser Jugendabteilung erst einmal mit Kosten verbunden.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Verkehrswacht?

Sturm Mit meinem Nachfolger Jürgen Dahlmann steht mein Wunsch-Kandidat an der Spitze, deshalb sehe ich die Verkehrswacht in guten Händen. Was ich mir insgeheim wünsche, ist, dass sich all die Solinger Firmen, die für die Automobilbranche tätig sind, daran erinnern, dass wir als Verkehrswacht das Image des Autos hochhalten. Etwas mehr Unterstützung wäre wünschenswert.

Wie geht es für Sie ohne die Verkehrswacht weiter?

Sturm Ich bin ja weiterhin Mitglied. Aber ich hätte mich für fünf weitere Jahre wählen lassen müssen, und das war mir zuviel. Ich bin jedoch mit Haus und Hof ganz gut ausgelastet. Unsere Kinder und die Enkel leben nicht in Solingen, sie werden wir jetzt häufiger besuchen. Und ein Autonarr bin ich nach wie vor, auch das wird mich weiterhin beschäftigen.

MAXINE HERDER FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(mxh)
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