Solingen Die Kirchennacht spricht alle Sinne an

Solingen · Mit Musik, Theater und bildender Kunst faszinierte die "3. Solinger Nacht der offenen Kirchen" die Besucher in den Gotteshäusern.

 Chili con Carne in der Walder Kirche: Pfarrer Hartmut Schneider half mit, die Portionen auszuteilen.

Chili con Carne in der Walder Kirche: Pfarrer Hartmut Schneider half mit, die Portionen auszuteilen.

Foto: Stephan Köhlen

Schon von draußen bot die evangelische Stadtkirche in Ohligs einen beeindruckenden Anblick: Bläuliches und rötliches Licht erhellte an diesem Abend an der Wittenbergstraße die Dunkelheit und schimmerte geheimnisvoll durch die Bäume.

Ein Festschmaus für Augen und Ohren erwartete die Besucher bei der "3. Solinger Nacht der offenen Kirchen" im Inneren des Gotteshauses: Die Theaterwerkstatt Gaudium präsentierte ihre Inszenierung der Schöpfungsgeschichte. Die Darsteller rezitierten dabei die Bibelverse des 1. Buches Mose und zündeten für jeden Tag der Erschaffung der Erde eine Kerze an.

Kraftvoll begleitet vom Sinfonischen Blasorchester Neues Musikforum warfen die Akteure grandiose Naturaufnahmen an die Wand: So blickten die Zuschauer in der prall gefüllten Ohligser Stadtkirche in einen Hang von Olivenhainen, der aufbrandenden Gischt des Meeres und in den tiefen Schlund eines Vulkans.

Die Darbietungen und Präsentationen in 24 Solinger Kirchen und Gemeindehäusern katholischer, evangelischer und freikirchlicher Gemeinden boten den Besuchern bis Mitternacht denn auch vielfältige Sinneseindrücke: "Es ist einfach schön, das die Kirchen sich auf so unterschiedliche Weise vorstellen", urteilte Almut Marczinski.

Gerade aus dem Urlaub heimgekehrt ließ die gebürtige Walderin alles stehen und liegen, um dem Konzert von "Vocalissime" unter Mitwirkung ihrer Tochter in der evangelischen Kirche Wald zuzuhören. "Drei Frauen, ein Kontrabass, scharfes Chili und noch was", betitelte die Gemeinde ihren Programmbeitrag.

Neben den entspannten Jazz- und Folkklängen der Musikerinnen bot die Kirche jedenfalls auch einen kulinarischen Genuss: Mit einer Schüssel Chili con Carne und einem Glas Wein oder einer Tasse Tee ließen sich die Gäste gemütlich nieder. "Mit solchen Veranstaltungen öffnet sich die Kirche auch denen, die sie vielleicht sonst nicht so oft besuchen", sagte Regine Benesch. Sie tourte am Freitagabend als Besucherin gleich durch mehrere Kirchen, bis sie schließlich mit ihrem Gospelchor "Good News" in der evangelischen Kirche Merscheid auftrat. Musik, Theater und Ausstellungen standen in den Gemeinden der ganzen Stadt auf dem Programm.

Nahezu meditativ ging es in der katholischen Kirche St. Michael an der Schlagbaumer Straße zu. Die Ausstellung zum Thema "Wie geht Glauben?" der katholischen Jugendagentur regte die Gäste an, über sich selbst nachzudenken. Verteilt auf das gesamte Kirchenschiff gab es etwas zu entdecken – zum Beispiel ein Spiegelkabinett, in dem der Besucher sein eigenes Antlitz unzählige Male sah, oder eine Kiste mit einem dunklen Loch und der Frage, was wohl darin verborgen liegen könnte. Auch ein Ort der Entspannung war Teil der Ausstellung: Umgeben von Kerzen und Lichterketten konnten sich die Gäste auf Teppichen und Kissen ausruhen. "Die Phänomene des Glaubens sind hier mit allen Sinnen erlebbar", sagte Bettina Urbanczyk vom Ortsausschuss der katholischen Gemeinde, die sich gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde Ketzberg an der Nacht der Kirchen beteiligte.

(RP)
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