Solingen "Die Kinder haben mich jung gehalten"

Solingen · Fast 40 Jahre lang hat Uta Herforth-Schödder die Kita Birkerstraße geleitet.

Uta Herforth-Schödder sieht nicht nur jung aus, ihre Stimme und ihr Lachen sind ebenfalls voller jugendlicher Vitalität. "Die Kinder haben mich jung gehalten", ist die 65-Jährige überzeugt. Seit 1976 ist sie die Leiterin der zur Lutherkirchengemeinde gehörenden evangelischen Kindertagesstätte Birkerstraße. "Geplant war das nicht", sagt sie offen. "Aber für Kinder konnte ich mich schon ganz früh begeistern."

Angefangen hat alles mit drei Nachbarskindern, die sie schon als Zehnjährige gerne betreute. Als Jugendliche las Herforth-Schödder den Ratgeber-Klassiker "Kinder fordern uns heraus. Wie erziehen wir sie zeitgemäß?" und war fasziniert. Später studierte die Wahlsolingerin, die seit 1965 in der Klingenstadt lebt, an der Fachschule für Sozialpädagogik in Kaiserswerth.

Danach arbeitete sie an einer Sprachheilschule und an der Walder Comeniusschule. Erst 26 Jahre war Uta Herforth-Schödder alt, als sie die Leitung der evangelischen Kindertagesstätte Birkerstraße übernahm. Nun nimmt sie Abschied von der Einrichtung, die sie so maßgeblich geprägt hat. "Natürlich fällt mir der Abschied nicht leicht, aber es ist ein guter Zeitpunkt aufzuhören."

Uta Herforth-Schödder ist eine ebenso engagierte wie kritische Frau. Die Entwicklungen an den Kindergärten und Schulen beobachtet sie genau. "Ich finde es schade, dass Kinder heutzutage nicht mehr einfach Kinder sein dürfen. Man sollte Kindern in ihrem Tun sorgfältig zuschauen und sie viel häufiger einfach vertrauensvoll in Ruhe lassen - so könnte man viel von ihnen lernen."

Die Sozialpädagogin mit einer familientherapeutischen Ausbildung selbst möchte Kindern stets auf Augenhöhe begegnen. Das im Jahr 2008 eingeführte Kinderbildungsgesetz (KiBiz) ärgert Herforth-Schödder ebenso wie der verfrühte Start in den Kindergarten und das Anspruchsdenken von Eltern und Gesellschaft. "Da geht es nur noch um Leistung und nicht mehr um eine individuelle, psychologisch sensible und altersgerechte Förderung des Kindes." Sich jedoch nur aufzuregen und passiv zu bleiben, ist nicht Uta Herforth-Schödders Sache. Sie nimmt Veränderungen selbst in die Hand. So hat sie sich bis zu seinem Bau 1998 lange für ein neues Gebäude für die Kindertagesstätte eingesetzt und sie zum Familienzentrum geführt.

Ein breites Angebot an Aktivitäten für die Kinder ist an der Birkerstraße selbstverständlich. Ob der wöchentliche Ausflug ins Hallenbad Vogelsang, Schlittschuhfahrten im Winter oder gemeinsames Kochen - schon die Kleinsten sollen sich ausprobieren dürfen. Besonders liegen der scheidenden Leiterin hochbegabte Kinder am Herzen. Seit 2005 leitet sie zweimal monatlich einen Gesprächskreis für Eltern, deren Kinder außergewöhnlich begabt sind.

Ihm bleibt sie auch treu, wenn sie zu den Herbstferien nach der Einarbeitung ihrer Nachfolgerin Abschied von "ihrer" Kindertagesstätte nimmt. Außerdem möchte Uta Herforth-Schödder ihr zukünftiges Plus an Freizeit mit gemeinsamen Reisen mit ihrem Mann, Lesen und ihren Patenkindern verbringen.

(RP)
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