Solingen Die gute Seele der Handball-Profis

Solingen · Seit mehr als 25 Jahren fungiert Siegfried "Sigi" Knapik als Betreuer des Bergischen HC beziehungsweise der Vorgänger-Vereine. Der 70-Jährige kümmert sich um alle möglichen Dinge.

Die Wahrheit liegt im Wein, der Erfolg des Bergischen HC vielleicht im Kaffee. Denn der Handball-Bundesligist trifft sich vor seinen Heimspielen in der Solinger Klingenhalle immer bei seinem Betreuer Siegfried "Sigi" Knapik und seiner Frau Marianne zum Kaffetrinken und Kuchenessen - und danach wurde in dieser Saison erst eine Partie verloren.

Angefangen haben diese Treffen mit Bob Hanning. Der heutige Manager der Füchse Berlin war 1995 als Trainer zur damaligen SG Solingen geholt worden, und er band Knapik noch intensiver mit ein. "Bob hat damals gesagt: ,Ich möchte Bundesliga-Handball unter familiären Bedingungen spielen'", erinnert sich der Teambetreuer des BHC. "Da habe ich ihm gesagt: ,Bob, da bist du bei mir richtig.'" Seitdem gibt es die Treffen zweieinhalb Stunden vor den Heimspielen. Marianne Knapik backt Kuchen, die Mannschaft entspannt, Trainer Sebastian Hinze startet die Spielvorbereitung.

Das Kaffeetrinken alle paar Wochen ist aber mintnichten die einzige gute Tat, für die Sigi Knapik seit mehr als 25 Jahren beim BHC steht. "Ich kümmere mich um allen möglichen Dinge", sagt der 70-Jährige. "Das fängt bei der Ausrüstung an, geht über das Kaffeetrinken und die Spielvorbereitung." Letzteres beinhaltet die technische Besprechung mit dem Kampfgericht und der Spielaufsicht, als Mannschaftsverantwortlicher muss Knapik den Spielbericht vor und nach der Partie unterschreiben. In dieser Funktion trägt der ehemalige Serviceleiter eines Autohauses ein weithin sichtbares "A" auf der Brust. Und das hat seinen Grund: "Wenn der Trainer Zwei Minuten oder eine Rote Karte kriegt, kriege ich die", erläutert Knapik. Hintergrund: So verhindern alle Teams, dass der Coach eventuell durch zu viel Emotion auf die Tribüne geschickt wird.

Doch nicht nur bei den Spielen, auch bei jedem Training ist die gute Seele des Teams dabei. "Dann bringe ich den Spielern Obst - damit sie ihre Vitamine haben", sagt Knapik und grinst. Und er plaudert ein wenig aus dem Nähkästchen: "Es gibt ein paar Spieler, die wollen grundsätzlich Bananen. Alexander Oelze und Viktor Szilágyi haben damit angefangen. Früher hatte ich nie Bananen dabei, mittlerweile will die jeder haben. Ich habe Ali auch schon aufgezogen, dass ich das bei ihm ja verstehen kann - im Osten waren Bananen schließlich eine Rarität." Oelze stammt aus Magdeburg.

Mit der Besorgung von Südfrüchten ist Knapiks Arbeit aber auch noch lange nicht erledigt: "Ich mache die ganze Bestellung der Ausrüstung. Das heißt, ich muss die Größen raussuchen und gucken, was braucht jeder ? Trainingsshirts, Spielklamotten, Jacken, Schuhe, und, und und. Dann bringe ich die Sachen zum Flocker und gucke, welche Nummer, welcher Name da drauf kommen." An Spieltagen reist Knapik mit drei großen Taschen durch die Gegend, seine Frau wäscht die Spielkleidung nach den Partien, und er nimmt sie dann wieder mit. Das bedeutet natürlich auch zu Auswärtsspielen. Als er noch berufstätig war, musste sich Knapik für Partien mit Übernachtungen einen Tag freinehmen.

Warum macht man das alles? "Ich bin Handballer durch und durch", sagt der Betreuer. Beim Sportring Höhscheid, einem der Vorgängerklubs des BHC war er einst Torwart (Knapik: "Einer von den Dollen"), Tochter Michaela hat ebenfalls Handball gespielt, Ehefrau Marianne unter anderem bei den Heimspielen an der Kasse gesessen. "Man verbringt viel Zeit mit dem Team, ich habe viele Trainer kommen und gehen sehen. Aber letztlich macht es ja auch Spaß, wenn der Erfolg da ist", sagt Siegfried Knapik und erklärt, warum der Bergische die Erste Liga in diesem Jahr hält: "Weil wir genug Punkte holen." Und weil die Spieler bei ihm Kaffee trinken, versteht sich.

(ame)
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