Solingen Die geliebte Landschaft

Solingen · Die Malerin Bettina Heinen-Ayech verbringt – wie in jedem Jahr – auch diesen Sommer wieder in Solingen. Am 3. September feiert die Künstlerin, die seit 1963 in zwei Kulturen lebt, ihren 70. Geburtstag.

Bettina Heinen-Ayech greift zu dem Stapel von Bildern, zieht gezielt eine Papierarbeit heraus und platziert sie auf der am Fenster ihres Hauses in Höhscheid stehende Malerei-Staffelei. Das Bild ist eines ihrer bekanntesten und zeigt ihren algerischen Mann Hamid Ayech. Gemalt hat Bettina, wie sich Heinen-Ayech als Künstlerin nennt, das Bild 1995. „Portraits male ich zur Zeit nur sehr wenige. Höchstens ein oder zwei entstehen im Jahr. Allerdings sitze ich an einem Portrait auch bis zu drei Monaten“, erzählt Bettina Heinen-Ayech. Dann platziert sie sich zusammen mit ihrem Mann vor der Staffelei für die Fotos.

Im Osten Algerien, wo Bettina seit 1963 in Guelma lebt, konzentriert sich die Künstlerin seit Jahren eigentlich schon ganz auf die von ihr so geliebte Landschaftsmalerei. Das tägliche Malen in der Natur ist ihr immer noch unverzichtbar, es ist ihr künstlerisches Atmen. In der Regel wird sie bei ihren Ausflügen von ihrem Mann Hamid begleitet. Durch das ruhige Wesen ihres Mannes sei ihre Kreativität noch stärker geworden, erzählt Bettina. Die Krankheit ihres Mannes würde für sie aber jetzt auch eine stärkere Beschäftigung mit dem Tod bedeuten. „Das ist nicht so einfach, wenn man in zwei Kulturen und Religionen lebt.“ Ihre Ausstellungstätigkeit hätte sie, um mehr für ihren Mann da zu sein, deshalb in letzter Zeit auch eingeschränkt.

Malerei ist ruhiger geworden

Am 3. September wird Bettina ihren 70. Geburtstag in Solingen feiern – zusammen mit ihrem Mann, der Bettina in die Klingenstadt begleitet hat. Für die temperamentvolle Künstlerin ist ihr Ehrentag natürlich auch verbunden mit einem kurzen Innehalten, ein Nachdenken darüber, wie sich ihr Spätwerk verändert hat. „Ich konzentriere mich jetzt auf alles, was ich gelernt habe. Meine Malerei ist in den vergangenen Jahren insgesamt ruhiger geworden. Und ich kämpfe nicht mehr so stark.“ Auch sie würde eben älter, lacht Bettina. Wie Mosaiksteinchen würde das Gelernte sich in ihrer Malerei nun zu einem Ganzen verbinden, erzählt die Schülerin von Erwin Bowien.

„Ich lebe heute stärker mit Erwin Bowien, als in früheren Jahren, wo ich ihn künstlerisch ja auch oft bekämpft habe“, erzählt Bettina, die ja auch Vorsitzendes des Freundeskreises Bowiens ist. Ein wenig wehmütig erzählt Bettina allerdings, dass sie als Künstlerin in Algerien weit stärker anerkannt wäre, als in ihrer Heimatstadt Solingen. Als sie vor einiger Zeit in Algerien einen zweiten Staatspreis erhielt, wurde die Künstlerin mit den Worten gelobt, sie hätte entscheidend zur künstlerischen Entwicklung Algeriens beigetragen.

Wer kommt, der kommt

Und wenn Bettina dann erzählt, wie die Menschen aus dem ganzen Land zu ihren Ausstellungen kommen, um die Künstlerin aus Deutschland, die nun seit über 40 Jahren auch in Algerien lebt, kennenzulernen und ihre Malerei anzuschauen, bekommt man einen Eindruck davon, welche große Achtung und Verehrung man der Solingerin in Algerien entgegenbringt.

Und wie wird die Malerin ihren Ehrentag verbringen? „Es ist kein großes Fest geplant, alles bleibt im kleinen Rahmen. Wer kommt, der kommt.“ Eben typisch Bettina.

(RP)
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