Solingen Die Firma Martin ist seit 100 Jahren im Dienst der Zahnärzte

Solingen · Der Höhscheider Spezialist für hochwertige Dentalinstrumente feiert in diesem Sommer Geburtstag.

 Geschäftsführer Peter Holzknecht und Seniorchefin Bärbel Holzknecht.

Geschäftsführer Peter Holzknecht und Seniorchefin Bärbel Holzknecht.

Foto: mak

Die Grundformen seien geblieben, sagt Senior-Chefin Bärbel Holzknecht nach einem Museumsbesuch: "Seit dem Mittelalter" hätten sich die Zahnarzt-Instrumente kaum verändert. Im 21. Jahrhundert werden die Patienten aber mit sehr viel feineren und ganz speziellen Werkzeugen behandelt. Rund 3000 Artikel hat die Höhscheider Firma Carl Martin im Sortiment - vom Knochenstößel bis zum Matrizenspanner. Bis ins Mittelalter reichen die Wurzeln des Familienunternehmens nicht, aber seit diesem Sommer blickt man auf eine 100-jährige Geschichte zurück.

Gründer Carl Martin, der seinen Betrieb in einem Privathaus an der Neuenhofer Straße startete, vermachte ihn seiner Schwester - der Urgroßmutter des jetzigen Geschäftsführers Peter Holzknecht. Der inzwischen 52-Jährige lernte den Betrieb von der Pike auf kennen. "Als Jugendlicher habe ich auf dem Zöppkesmarkt die alten Instrumente verkauft", erzählt der Industriekaufmann. Modellierer und Bastler griffen gerne zu; Hundebesitzer kauften Kratzer, um den Zahnstein bei ihren Lieblingen zu entfernen.

Heute sind es ständig weiterentwickelte Instrumente, die Holzknecht seinen Kunden in aller Welt anbietet. Gerade bringt Carl Martin beispielsweise eine leichtere, griffige Extraktionszange mit besonders gut haftendem "Haifischmaul" auf den Markt. Sie ist als Geschmacksmuster geschützt. "Es wird auch mehr Wert auf die Optik gelegt", sagt der Geschäftsführer und präsentiert Instrumente, deren Griffe mit unterschiedlich buntem Kunststoff - hitzefest bis 200 Grad - überzogen sind. Damit können sie wie Instrumente, die nur aus Metall bestehen, sterilisiert werden. Holzknecht: "Wir fallen unter das Medizinproduktegesetz." Carl Martin hat sein Qualitätsmanagement zudem zertifizieren lassen.

Gefertigt wird in Europa und in Asien. Vor rund vier Jahren gründete Holzknecht die Firma Carl Martin International Co. "Die Firma arbeitet nur für uns und liefert eine Qualität, die mindestens so gut ist wie die vieler deutscher Unternehmen", erläutert der Geschäftsführer."Man muss heute zahlreiche Hausmarken liefern und braucht auch günstige Produkte. Der Anteil der Artikel aus Deutschland liegt aber noch bei 80 Prozent." "In Tuttlingen gibt es Hersteller, die nur für uns arbeiten", ergänzt Bärbel Holzknecht. Und die Heimarbeiter, für die Solingen früher bekannt war? "Die sind ausgestorben."

Carl Martin war kinderlos. Peter Holzknecht dagegen freut sich nicht nur, dass er in Tochter Nadia eine promovierte Zahnärztin in der Familie hat. Auch die Nachfolgeregelung "ist schon auf dem Weg", die fünfte Generation steht bereit. Sohn Philip hat bereits eine hauseigene Ausbildung zum Industriekaufmann absolviert und studiert jetzt BWL in Englisch.

Die 30-köpfige Belegschaft ist international. Deren Kenntnis sichert den Erfolg des Höhscheider Unternehmens. Von den 2016 erwarteten fast acht Millionen Euro Umsatz werden 55 Prozent durch den Export erzielt. Die größten Märkte liegen dabei in Europa - in Spanien, Skandinavien und den Benelux-Staaten. Carl Martin ist aber nicht nur auf Fachmessen in Brüssel, sondern auch in Dubai präsent. Zwischenhändler bieten die Solinger Instrumente weltweit an. Nur in der Türkei und in Russland geht im Moment wenig. Dafür könnte China zum neuen Umsatzbringer werden: Nach einer Messeteilnahme im Juni in Peking kamen bereits erste Aufträge.

"Wir haben sehr gute Leute", kommen Mutter und Sohn noch einmal auf die Belegschaft zu sprechen. "Da ist es gut, wenn man sie auch einmal belohnen kann." Das Jubiläum wurde vier Tage lang auf einem Schiff der Aida-Flotte im Mittelmeer gefeiert. "Es gab eigentlich nie schlimme Zeiten", blickt Bärbel Holzknecht zurück. "Wir haben immer gleichmäßig den Umsatz erhöht."

Deshalb sollen jetzt auch Garagen abgerissen werden. An ihrer Stelle entsteht ein neues, rund 200 Quadratmeter großes Lagergebäude - die letzte Möglichkeit, am Höhscheider Firmensitz weiter zu wachsen.

(RP)
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