Solingen Die evangelische Kirche soll sich einmischen

Solingen · Präses Rekowski beim Schloss Burger Gespräch.

Die evangelische Kirche ist nach ihrem Selbstverständnis auch eine politische Kirche. Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, sprach am Dienstagabend im Oberburger Hotel Niggemann über "aktuelle Forderungen der Kirche der Reformation für unsere Gesellschaft". Der Vortrag mit anschließender Diskussion war Teil der Reihe "Schloss Burger Gespräche", einem Format des evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU. Diese bundesweit aktive Sonderorganisation beider Unionsparteien versteht sich als "Scharnier zwischen Kirche, Gesellschaft und Politik", wie es der stellvertretende Bezirksvorsitzende Adrian Winter ausdrückt.

Rekowski skizzierte die veränderten Bedingungen für die evangelische Kirche in einer "multi-religiösen Gesellschaft". Gerade weil man heute nicht mehr davon ausgehen könne, dass alle Mitglieder der Gesellschaft die religiösen Auffassungen teilen, müsse die evangelische Kirche sichtbarer und entschiedener auftreten. "Die reformierte Kirche braucht Mut, um nicht nur den Besitzstand zu wahren." Zugleich betonte Rekowski die Aktualität der Positionen Martin Luthers: "Die Reformation ist kein alter Hut. Luthers Antworten sind auch heute richtungsweisend."

In zahlreiche politische Themen sollte sich die Kirche laut Rekowski einmischen. An erster Stelle steht dabei aktuell die "Flüchtlingsfrage". "Ich wünsche mir von der Politik bei der Bekämpfung von Fluchtursachen mindestens so viel Engagement wie in der Bankenkrise", betont Rekowski. Bisher passiere politisch viel zu wenig, "damit wir unser Gemeinwesen nicht überfordern und diese Menschen in ihren Ländern eine Chance haben".

Bei der Bekämpfung von Langzeitarbeitslosigkeit ist der Kirche neben materiellen Aspekten die "Teilhabegerechtigkeit" wichtig. Es gehe nicht nur um den Broterwerb, sondern um das Ansehen dieser Menschen. In der Familienpolitik fordert der Präses, "alle, die Verantwortung für die nächste oder die vorherige Generation übernehmen", durch den Staat massiv zu unterstützen. Von diesen Menschen, vor allem Frauen und Alleinerziehenden, werde eine "enorme Leistung für die Gesamtgesellschaft" erbracht. Zudem prangert Rekowski die Missstände beim Umgang mit Pflegebedürftigen an. "Wir müssen Respekt haben vor der Lebensleistung von Menschen. Diese müssen angemessen versorgt werden", so Rekowski. Für die Versorgung von Sterbenden im Palliativ- und Hospizbereich seien maximale finanzielle Anstrengungen zu unternehmen.

(bjd)
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