Solingen Die deutsche Romantik in Sprache und Musik

Solingen · Die Rittersaalspiele auf Schloss Burg sind seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil im Spielplan des Westdeutschen Tourneetheaters (WTT). Die Burg der Herren von Berg ist eine ideale Spielstätte für das Ensemble, denn das Repertoire der Truppe ist breit gefächert. Texte und Musik aus der Zeit des Barock und der Romantik standen jetzt auf dem Programm - unter dem Titel "Tag. Nacht. Reigen."

"Wir wollten schon lange einmal ein gemeinsames Projekt verwirklichen", erzählte Stefan Steinröhder. Der gefragte Chordirigent nahm als brillanter Geiger den instrumentalen Teil des Abends auf sich. Für die Rezitation der vielfältigen Texte war die Schauspielerin Claudia Sowa, zugleich auch die Intendantin des WTT, zuständig. Als dritter im Bunde übernahm der vielseitige Bühnenkünstler Eric Rentmeister mit seinem robusten Tenor den Gesangspart der Aufführung.

Nun beherrscht nicht automatisch jeder Schauspieler auch die Kunst des Rezitierens. Claudia Sowa sprach mit klarer Diktion Texte aus dem Barock, sehr dicht und verständlich erklang auch das Gedicht "Grenzen der Menschheit", in dem schon 1813 Johann Wolfgang von Goethe die Menschen vor ihrer Überheblichkeit im Umgang mit dem Göttlichen warnte. Etwas weniger einfühlsam war allerdings die sprachliche Begegnung mit der Romantik. So erklang Joseph von Eichendorffs inniges Gedicht "Mondnacht" ("Es war, als hätt' der Himmel die Erde still geküsst") eher lakonisch als romantisch. In der Vertonung von Robert Schumann stellt dieses Gedicht einen der Höhepunkte des romantischen Liedguts dar. Eric Rentmeister sang eine vielstrophige englische Ballade aus dem 16. Jahrhundert, dort wird der Tod der Jane Grey besungen, die im damals zerrissenen England Königin für wenige Tage war und ihr Ende auf dem Schafott fand.

Den größten Anteil am Erfolg des Abends hatte aber Stefan Steinröhder. Er machte das Publikum nicht nur mit der Musik bekannter Komponisten aus dem Barock bekannt, wie Johann Sebastian Bach und Georg Philipp Telemann, sondern stellte mit der Passacaglia "Der Schutzengel" auch eine Solo-Komposition ihres Zeitgenossen, des böhmischen Komponisten und Geigenvirtuosen Heinrich Ignaz Franz Biber vor. So rundete sich der Abend mit musikalischer und sprachlicher Poesie und ihren Gegensätzen zu einer überzeugenden Einheit, die vom Publikum mit viel Beifall belohnt wurde. Weitere Vorstellungen auf Schloss Burg gibt es am 12. und 13. November jeweils um 18 Uhr.

(wgp)
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