Analyse Die Dauerbaustelle bleibt der Ärger-Dauerbrenner

Solingen · Ansichtssache Viel Kritik haben die Deutsche Bahn und der Landesbetrieb Straßen bei der Umsetzung ihrer Bauprojekte einstecken müssen.

Den 15. Dezember hatten sich die Pendler im Bergischen Land in ihren Terminkalendern dick angestrichen. Es war der Tag, an dem an zwei Dauerbaustellen endlich wieder Freie Fahrt garantiert werden sollte. Zwischen Remscheid und Solingen verkehrt seit dem Fahrplanwechsel wieder die S-Bahn "S 7" über die Müngstener Brücke - so reibungslos wie vor der Sanierung. An der Hardt sind wieder die Auf- und Abfahrten zur Autobahn 3 an der Anschlussstelle Solingen freigegeben - und der Verkehr fließt zu Stoßzeiten genauso stockend wie vor Beginn der Umbauarbeiten.

Sowohl die Deutsche Bahn als auch der Landesbetrieb Straßen haben während der Bauphase von vielen Seiten reichlich Kritik für die Umsetzung des jeweiligen Projektes einstecken müssen, weil es immer wieder zu neuen Verzögerungen oder Problemen gekommen war. Wer von beiden hat sich cleverer angestellt und konnte jetzt guten Gewissens die Freigabe erteilen ? Klare Antwort: die Deutsche Bahn.

Immer wieder war die Müngstener Brücke in der Vergangenheit für kurze Zeiträume gesperrt gewesen. Dann folgten im April 2013 die Vollsperrung und die Investition von 30 Millionen Euro, um das Bauwerk für die Zukunft fitzumachen. Man mag der Deutschen Bahn vorwerfen, sie habe den Aufwand der Sanierung völlig unterschätzt. Aber sie hat ihre Sache einfach in Ruhe zu Ende gebracht. Jede neue Verzögerung konnte die leidgeprüften Pendler nicht mehr aufregen, weil sich unter ihnen inzwischen Gleichgültigkeit breitgemacht hatte. "Irgendwann wird die Brücke wieder befahrbar sein", lautete der Tenor. Nicht wie ursprünglich vorgesehen ein halbes Jahr, sondern 20 Monate dauerte es bis zur Wiedereröffnung.

Was wäre gewesen, wenn der Landesbetrieb Straßen in der vergangenen Wochen erklärt hätte, dass sich die Freigabe der Anschlussstelle 3 noch einmal verzögern würde ? Es hätte Kritik gegeben, weil der Termin nicht eingehalten worden wäre. Sie wäre jedoch in keinem Fall so deutlich ausgefallen wie jetzt die Meinungen zur verpatzten Wiederöffnung. Die Maßnahmen, die zur Entschärfung des hohen Verkehrsaufkommens im Nadelöhr Hardt führen sollen, können schlichtweg noch nicht greifen, weil die Bauarbeiten noch nicht komplett abgeschlossen sind. Genau darauf aber haben alle gewartet und in gutem Glauben den direkten Weg in Richtung Autobahn 3 genommen.

Der ultimative Test, ob die zusätzlichen Spuren die erhoffte Entlastung bringen, wird noch auf sich warten lassen. Ein Datum, wann die Arbeiten wirklich beendet sein sollen, gibt es noch nicht. Um keine zu hohen Erwartungen zu wecken, sollte es einfach mal klammheimlich passieren.

(RP)
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