Serie 10 Jahre Regionale (2) Die City schafft Platz auf dem Neumarkt

Solingen · Wie ein Rangier-Busbahnhof wirkte der Neumarkt vor der Regionale 2006. Durch den Umbau und den auf die Kölner Straße beziehungsweise den Graf-Wilhelm-Platz verlagerten Busbahnhof ist Solingen großstädtischer geworden.

Wo am Wochenende Tausende mit dem "Meister" Guildo Horn bei Echt.Scharf.Solingen gefeiert haben, rangierten früher Busse. Die Sommerparty zur Eröffnung des umgestalteten Neumarktes ging jetzt zum zehnten Mal über die Bühne. "Jede Stadt braucht einen zentralen Veranstaltungsplatz. Das ist das Herz einer Stadt", sagt Architekt Artur Pach von der Stadtverwaltung, der damals als Bauleiter den Umbau des großen Cityplatzes verantwortete. Heute ist er überzeugt: "Solingen ist dadurch - und auch zusammen mit der Verlagerung des Busbahnhofes auf die Kölner Straße - großstädtischer geworden."

Die Solinger City schafft Platz auf dem Neumarkt für Events wie die Sommerparty, den Wochenmarkt und ein Lebensgefühl jenseits des Straßenverkehrs - so lautete damals die Devise dieses maßgeblichen Projektes der Regionale 2006. Das umfängliche Landesförderprogramm hat den Strukturwandel in Solingen vorangebracht. Rund zwei Millionen Euro sind allein in den Neumarkt geflossen, um den insgesamt 9000 Quadratmetern ein neues Erscheinungsbild zu geben. Dazu gehörte freilich eine veränderte Verkehrsführung. Straßen wurden wie am Tückmantelhaus entweder gleich zur Fußgängerzone erklärt oder an den Rand des Platzes verlagert.

Bislang dominierten auf diesem nämlich Fahrzeuge, vor allem die Busse. Wie auf einem Rangierbahnhof reihten sich vor der Umgestaltung die einzelnen Haltestellen nebeneinander.

Dem setzte der Siegerentwurf des Berliner Architektenbüros einen offenen Neumarkt mit zwei Gesichtern entgegen: einen kleineren Stadtteilplatz mit Gastronomie vor C & A sowie einen von Bäumen beziehungsweise einer Pergola umsäumten großen Marktplatz, dem sich der verlagerte Busbahnhof auf der Kölner Straße beziehungsweise dem Graf-Wilhelm-Platz anschließt.

Zu den Details des neuen Neumarktes wie dem Brunnen mit dem Wasseranschluss, zwei Typen von Leuchten, einem geschickten, kaum merklichen Regenabfluss auf der Platzfläche und dem aufgewerteten Stadtwerkepavillon gehören auch zwei versenkbare Elektranten, an denen die Markthändler ihren Strom bekommen und die bei Events wie der Sommerparty im Boden verschwinden.

Um den richtigen Belag zu finden, waren damals unterschiedliche Materialien im zweijährigen Test auf dem Dach eines städtischen Gebäudes Wind und Wetter ausgesetzt worden. Dabei schnitten die Granitplatten am besten ab, die, wie Artur Pach heute bilanziert, trotz all der Beanspruchungen noch immer ziemlich ansehnlich seien. Zwei knifflige Aufgaben mussten in der Umbauphase gelöst werden: der Bunker unter dem Neumarkt und das einstige Karstadt-Basement.

Doch ohne eine geänderte Verkehrsführung wäre der Cityplatz damals nicht umzugestalten gewesen. Das war die Voraussetzung gewesen, um die neuen Chancen auf der großen Fläche in der Solinger Innenstadt überhaupt erst angehen und den Busbahnhof mit dem sichelförmigen Bahnsteig auf die Kölner Straße verlagern zu können, sagt Klaus Kosiedowski, der als Oberbauleiter im Auftrag der Stadt diesen Verkehrspart mit einer Investition von noch einmal gut 5,5 Millionen Euro aus dem Regionale-Fördertopf umgesetzt hatte.

Immerhin trafen damals zwei Bundesstraßen, die B 224 und die B 229, ausgerechnet im Bereich des Graf-Wilhelm-Platzes aufeinander. Sie mussten umgeleitet werden, so dass sich täglich nicht mehr bis zu 30.000 Fahrzeuge über die Kölner Straße zwängten. Es gelang, gut zwei Drittel dieser Fahrzeuge des Durchgangsverkehrs in der Innenstadt vom Kreuzungsbereich Werwolf aus über die Goerdelerstraße zu führen. "Problem ist aber nach wie vor", sagt Kosiedowski heute im Rückblick, "dass der Verkehr in Richtung Schlagbaum im Bereich Mühlenhof/Konrad-Adenauer-Straße wieder zusammenfließt."

Gleichwohl ist nach seinen Worten aber eine brauchbare Lösung entstanden, obwohl auf der Kölner Straße noch immer relativ viel Verkehr herrscht, nicht zuletzt durch die Busse. "Den erwünschten Einkaufsboulevard zwischen neuem Graf-Wilhelm-Platz und Clemens-Galerien konnten wir dort deshalb nicht erreichen."

Eingeholt wurden die damaligen Regionale-Planer zudem von der Karstadt-Schließung und dem Abriss des Komplexes mit dem Turmhotel. Das Einkaufszentrum Hofgarten ist entstanden und hat zu einer rückläufigen Entwicklung der Clemens-Galerien geführt. "Dabei wollte man doch gerade deren Belebung erreichen", sagt Kosiedowski. Diese Chance könnte sich jetzt freilich aufs Neue eröffnen - mit dem Umbau zum innerstädtischen Outlet-Center.

(RP)
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