Solingen/Remscheid Die Bahn verwertet den Brückenschrott

Solingen/Remscheid · Wegen der Sanierungsarbeiten an Deutschlands höchster Eisenbahnbrücke fährt der Müngstener vom 22. Juli bis 11. August nicht vom Hauptbahnhof bis Bahnhof Mitte. Reisende müssen in den Bus steigen.

In der Müngstener Brücke klafft ein Loch: Die Schienengleise kurz hinter dem Bahnhof Schaberg sind weg, das Geländer ebenfalls, gut 15 Meter haben die Bauarbeiter die alte Fahrbahnbrücke in 107 Meter Höhe bereits abgetragen. Mit einem Brennschneider werden die Stahlträger zunächst getrennt, ein Bagger hebt die handlichen Teile dann auf einen Waggon, mit dem sie in Richtung Remscheid abtransportiert werden — ein mühsames Geschäft, auf die Schnelle ist das nicht erledigt. "Wir liegen im Zeitplan", sagt dennoch Michael Käufer von der DB Netz AG mit Blick auf die Anfang Juli gestartete Demontage der insgesamt 480 Meter langen Fahrbahnbrücke von Deutschlands höchster Eisenbahnbrücke.

800 Tonnen alter Stahl werden abgetragen und durch eine moderne Schweißkonstruktion ersetzt. Die ist mit 700 Tonnen etwas leichter, zu je 15 Meter langen Elementen wird die neue Auflage jeweils verschweißt. Der erste neue Block, so Käufer, wird in etwa vier Wochen angebracht. Insgesamt soll alles bis zum 3. November erledigt sein: "Ab dem 4. November wollen wir den Betrieb wieder aufnehmen", sagt Käufer.

Die Regionalbahn 47, die normalerweise zwischen dem Solinger und dem Remscheider Hauptbahnhof verkehrt, stoppt derzeit am Bahnhof Mitte. Von dort müssen die Bahngäste wegen der umfangreichen Sanierungsarbeiten an der Müngstener Brücke in den Bus steigen, um nach Remscheid zu gelangen. Weitere Unannehmlichkeiten stehen den Bahnreisenden vom 22. Juli bis zum 11. August ins Haus: In dieser Zeit fahren auch zwischen Solinger Hauptbahnhof und Bahnhof Mitte keine Züge mehr — der Busverkehr startet dann im Stadtteil Ohligs nach Remscheid. Grund: Gleise werden auf dem Streckenabschnitt Ohligs bis Stadtmitte erneuert. "Neue Gleise werden auch im Bereich Güldenwerth auf Remscheider Seite bereits verlegt", erzählt Michael Käufer.

Derweil gehen die Sanierungsarbeiten auf der Müngstener Brücke unvermindert weiter. "Es wird im Schichtbetrieb gearbeitet, sechs Tage die Woche", erklärt Käufer. Wenn nötig, würden die Bauarbeiter auch sonntags eingesetzt, um den Zeitplan einzuhalten.

Ist die Fahrbahnbrücke im November erneuert und wird der Zugverkehr dann wieder durchgehend aufgenommen, stehen 2014 mit dem Austausch der Rollenlager weitere Sanierungsarbeiten auf dem Programm — erneut mit einer Sperrung der Brücke. "Von April bis Ende Juni", so der DB-Netz-Mitarbeiter. In den Jahren 2014, 2015 und 2016 schließen Korrosionsschutzarbeiten das Sanierungsprogramm ab. Immerhin muss hier eine Fläche von 75 000 Quadratmeter abgestrahlt und gestrichen werden. Das geht aber ohne Sperrung der Brücke ab.

30 Millionen Euro lässt sich die Bahn die Sanierung kosten. Motto: "Wir tun alles, damit uns die Müngstener Brücke nicht über die Wupper geht." Eine erkleckliche Summe, zu der aber auch der jetzt abgetragene Stahl — "ein wertvoller Rohstoff" — der Fahrbahnbrücke einen Teil beiträgt: "Wir recyceln und verkaufen die 800 Tonnen Stahlschrott für 300 Euro die Tonne", sagt Michael Käufer. Immerhin 240 000 Euro kommen hier zusammen.

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