Solingen Dicke Luft auf dem Pausenhof

Solingen · Der politische Streit um die Zukunft der Grundschule Burg spitzt sich zu. Eltern der Schützenstraße sind verärgert: "Wir brauchen Verlässlichkeit." SPD-Fraktionsvorsitzender Lauterjung sieht die Kooperation mit der CDU in Gefahr.

Ungläubiges Kopfschütteln bei Eltern von Grundschulkindern der Schützenstraße über die Politik: "Wir sind in hohem Maße beunruhigt und verwirrt", berichtet Thomas Fürst von der Schulpflegschaft unserer Zeitung. Bei Stefan Schmitz sieht die Gefühlslage ganz ähnlich aus. Die sechsjährigen Kinder der beiden Väter sind an der Grundschule Schützenstraße angemeldet. Jetzt haben sich Informationen verdichtet, dass Kinder von der Schützenstraße nach Burg geschickt werden sollen, damit an der dortigen Grundschule eine erste Klasse entstehen kann. Dies wäre ein Politikum der besonderen Art.

"Auf Basis des Stadtratsbeschlusses haben wir unsere Kinder an der Schützenstraße angemeldet und sind davon ausgegangen, dass sie dort auch beschult werden", betont Thomas Fürst. Und Stefan Schmitz unterstreicht: "Die Kinder und Eltern brauchen Verlässlichkeit." Wenn er sich aber die Politik anschaue, dann sei dies alles andere als verlässlich. Er berichtet von Anfragen über die Schulverwaltung bei Schützenstraßen-Eltern, ob sie bereit seien, ihr Kind in Burg zum Unterricht zu schicken. Schulausschuss-Vorsitzender Dr. Hans-Joachim Müller-Stöver (SPD) bestätigt und bedauert diese Anfragen: "Als ich davon hörte, habe ich das sofort gestoppt."

"Klientelpolitik wird betrieben"

Es sind also mehr als bloße Gerüchte, die die Grundschuleltern der Schützenstraße beunruhigen. Hinzu kommen derartige politische Gedankenspiele, die bei der CDU laut geworden sind. Der Vater Thomas Fürst ärgert sich darüber. Sein Verdacht: "Auf Seiten der CDU wird versucht, eine politische Lösung herbei zu führen und Klientelpolitik zu betreiben — zu Lasten der ganzen Kinder in der Südstadt."

Nach seiner Überzeugung muss die Politik die Entscheidung der Eltern bei der Anmeldung akzeptieren. Wenn eine Schule nicht genug Kinder habe, dann sei das so. Es gebe kein Anrecht auf eine Schule ohne Schüler. "Die Eltern haben gewählt." Nachträglich dürfe Politik nicht hineinpfuschen und Unsicherheit auslösen. Der Vater Stefan Schmitz mahnt ebenfalls, die Anmeldungen zu respektieren.

SPD-Fraktionsvorsitzender Ernst Lauterjung bringen die Ereignisse auf die Barrikaden. "Schluss mit der Verunsicherung", fordert er in scharfen Worten. "Es ist eine Unverschämtheit und Zumutung für Eltern und Kinder, wenn jetzt schon Familien aus dem Einzugsgebiet der Grundschule Schützenstraße nach Burg gelockt werden sollen, nur um dort die Anmeldezahlen künstlich in die Höhe zu treiben." Der CDU-Schulpolitikern Nicole Molinari wirft er in einer Erklärung vor, durch ihre Alleingänge den Schulfrieden zu stören. Auch die Kooperationsvereinbarung zwischen SPD und CDU bringe sie auf diese Weise in Gefahr. Lauterjung: "Die Sache ist zu ernst, als dass man hier die Kinder wie Schachfiguren von einer Schule zur anderen schieben kann."

Moderatere Töne beim Schulausschuss-Vorsitzenden Müller-Stöver: "Wir haben einen Ratsbeschluss und wollen das Schulmodell in Burg realisieren." Dies ermögliche, mit den zwölf angemeldeten Kindern dort eine erste Klasse zu bilden. Sein Versprechen: Kein Kind werde gezwungen, von der Schützenstraße nach Burg zu gehen.

(RP)
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