Solingen Dichte der Füllung

Solingen · Sabine Boehl ist die diesjährige Trägerin des Publikumspreises der Bergischen Kunstausstellung. Der Preis der Stadt-Sparkasse Solingen ist mit 1500 Euro dotiert. Die Düsseldorferin erhielt 165 Stimmen für ihren „Narziss“.

Das Votum der Besucher der 61. Bergischen Kunstausstellung war eindeutig. Nur drei der insgesamt 13 Künstlerinnen und Künstler der Ausstellung im Museum Baden konnten mehr als 100 Stimmen auf ihrem Werk vereinen. Auf dem dritten Rang – mit exakt 100 Stimmen – landete der Düsseldorfer Künstler Christoph Knecht, auf dem zweiten Platz mit 110 Stimmen der Maler Jens Stittgen. Unangefochten auf den ersten Platz in der Gunst des Publikums der Bergischen und damit Trägerin des diesjährigen, mit 1500 Euro dotierten Publikumspreises der Stadt-Sparkasse, ist die Künstlerin Sabine Boehl. 165 Stimmen erhielt die Düsseldorferin für ihre zweiteilige Arbeit „Narziss“ (2006).

Das Doppelportrait „Narziss“ wurde erstmals im Herbst vergangenen Jahres in der Düsseldorfer Galerie Ruzicska-Weiss gezeigt. Die Bildfigur greift auf eines der berühmtesten Werke von Caravaggio zurück. „Die Darstellung des selbstverliebten, sich im Wasser spiegelnden Flussgottes, der zur Erlösung seiner Qualen in die gleichnamige Blume verwandelt wurde, ist im Laufe des 17. Jahrhunderts zu einer komplexen Allegorie über Ursprung und Wesen der Malerei gedeutet worden“, erläutert Doris Krystof, Jurymitglied der Bergischen.

Spiegelbildlich gehängt

Im Museum Baden sind die beiden Bilder – so wie von Sabine Boehl vorgesehen – im Eingangsraum an zwei gegeneinander liegenden Wänden installiert. Diese Anordnung unterzieht der spiegelbildlichen Hängung der sich im Wasser spiegelnden mythologischen Figur einer weiteren Spiegelung. Nach der Narziss-Mythologie aus Ovids Metamorphosen transformiert Sabine Boehl so die inhaltliche Selbst- und Fremdbezüglichkeit des Sujets zu allgemein repräsentativen Bedingungen des (Ab)Bildes im Raum. Ungewöhnlich ist die Herstellung der beiden Bilder: Sabine Boehl hat in zeitaufwändiger Handarbeit – mit Unterstützung von Assistenten – die Bilder durch Aufnähen tausender kleiner Glasperlen geschaffen. Per Hand, da der Eindruck maschineller Akkuratesse vermieden werden sollte. Entstehen sollte eine „Dichte der Füllung“ (Boehl), da erst der unterschiedlich stark gehäufte Auftrag der Perlen zu dem typisch-reliefhaften Erscheinungsbild der Arbeiten beiträgt.

„Die eigene Intention liegt in der Verwebung von Bildzeichen in Form farbiger Glasperlen, monochrom mit Nagellack bestrichenen Farbtafeln, einzelnen Plexiglasmodulen“, erläutert Boehl. Ihr formales Bestreben läge in der Auseinandersetzung mit antiken Mosaiken, Wandmalereien aus Pompeji, den Dekorationen des „Domus Aurea“ von Nero in Rom, den grotesken Ornamenten Raffaels sowie ornamentalen Strukturen begründet.

Ausstellung: Die 61. Bergische Kunstausstellung endet morgen im Museum Baden.

(RP)
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